Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Chronik der Pfarrei Heilig-Geist in Fulda, S. 6-7

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Chronik der Pfarrei Heilig-Geist in Fulda, S. 8-9

↑ Chronik der Pfarrei Heilig-Geist in Fulda, 1914-1919

Abschnitt 2: Lebensmittelmangel, Kriegsanleihen, Kriegsgefangene

[6-8] [S. 6]

Die Preise der Lebensmittel, deren Menge sich sichtlich verringerte, stiegen immer mehr; so wird es begreiflich, daß auf päpstliche Anordnung schon Ende 1914 alle Fasten- und Abstinenzgebote aufgehoben wurden. Freilich die gute Ernte 1914, sowie die großartige Kartoffelernte 1915 halfen über manches hinweg, zumal auf dem Lande, wo infolge der guten, ja 1916 übermäßigen Lebensmittelpreise ein großer Geldreichtum sich einstellte. Das trat insbesondere in die Erscheinung bei der großartigen Zeichnung zur IV. Kriegsanleihe im Frühjahr 1916 (12 Milliarden Mark) und der Herbst 1916 angesetzten fünften Anleihe mit mehr als 10,5 Milliarden, wobei auf dem Lande ganz unerwartet hohe und zahlreiche Geldmittel sich zur Anlage drängten. Für die Kirchen machte sich seit 1916 insbesondere der Mangel an ausländischem süßen Meßwein geltend, der vollständig geräumt wurde, ferner an Oel für das ewige Licht, das vielfach durch „Compositionen“ ersetzt wurde, desgleichen steigende Knappheit [S. 7] an Wachs, weshalb die Bischöfe oft zur gewissenhaften Sparsamkeit in Wachskerzen aufforderten und gestatteten, daß Altarkerzen nur noch zur Hälfte aus Bienenwachs hergestellt und verwendet werden dürften.

In der Nähe unserer Pfarrkirche war auch ein Trupp russischer Gefangenen, die auf der großen Bahnhofswerkstätte Schlosser-, Schreiner-, Anstreicher-Dienste auszuführen hatten, im Gasthaus „zum goldenen Karpfen“ am Simplicisimusbrunnen untergebracht. Sie erhielten die Erlaubnis, dann u. wann dem Gottesdienste an Sonntagen in unserer Pfarrkirche beizuwohnen, obwohl nur wenige römische Katholiken darunter waren; sie benahmen sich recht anständig und sammelten jedesmal sogar ein kleines Almosen für den Klingelbeutel. Die „Reserve-Lazarette (Lazarette in der Heimat, im Unterschied von den Feld-Lazaretten draußen) waren sämtlich im Bezirk der Dom- und Stadtpfarrei gelegen: im Mutterhaus der Vincentinerinnen, Kanalstraße, im Kloster Frauenberg, im Stadtsaal und Schloß, im S. Josephsheim an der Rangstraße, im Kgl. Schullehrerseminar an der Leipziger Straße [S. 8] im neuerbauten Herz-Jesu-Heim der barmherzigen Brüder an der Niesigerstraße, sowie im großen erweiterten Landkrankenhaus und der neuen chirurgischen Klinik am Edelzellerweg, während in unseren Hospital nur etwa 12 Elsässer in Obhut untergebracht waren, so daß der Hospitalspfarrer von der Sorge für die Verwundeten frei war.


Personen: Frye, Wilhelm
Orte: Fulda
Sachbegriffe: Pfarrei Heilig Geist (Fulda) · Preise · Lebensmittel · Papsttum · Fastengebote · Abstinenzgebote · Ernteergebnisse · Kartoffelernte · Kriegsanleihen · Messwein · Öl · Bischöfe · Kerzen · Russen · Kriegsgefangene · Gasthäuser · Gottesdienste · Reservelazarette · Feldlazarette · Vincentinerinnen · Lehrerseminare · Barmherzoge Brüder · Krankenhäuser · Hospitäler · Elsässer · Hospitalspfarrer · Verwundete
Empfohlene Zitierweise: „Chronik der Pfarrei Heilig-Geist in Fulda, 1914-1919, Abschnitt 3: Lebensmittelmangel, Kriegsanleihen, Kriegsgefangene“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/104-2> (aufgerufen am 28.03.2024)