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Frankfurt am Main, Zwangslager für Sinti und Roma

Frankfurt am Main, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main | Historisches Ortslexikon
In der NS-Zeit: Dieselstraße 40
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Verwaltung

Subkategorie:

Kommunalverwaltung

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

In der Dieselstraße, nahe des Osthafens, wurden zwischen 1937 und 1942 Sinti und Roma in einem Zwangslager untergebracht. Dieses Lager, das aus Baustellenwagen bestand, war bewacht und von Stacheldraht umgeben. Das Areal des Lagers umfasste 14.000 Quadratmeter. Auf dem Gelände gab es acht Toiletten zwei Wasserstellen für zunächst 120, dann 160 und schließlich 300 Personen. Die als Unterkunft dienenden Bauwagen maßen 4,50 mal 2,00 Meter und hatte eine Höhe von 1,80 Meter.

Beschreibung:

Die Stadt Frankfurt richtete, unter maßgeblicher Führung des Frankfurter Fürsorgeamtes, 1937 ein Zwangslager für Sinti und Roma in der Dieselstraße (Osthafengebiet) ein. Die Entscheidung für dieses Gelände war bereits am 22. September 1936 gefallen. Hier sollten Frankfurter Sinti und Roma untergebracht werden. Das Lager stand unter Aufsicht der Polizei und am 18. August wurden die ersten Sinti und Roma im Lager interniert. Zunächst richtete sich diese Aktion der Nationalsozialisten gegen Familien, die nicht über einen festen Wohnsitz verfügten. Neben den Sinti und Roma, die in Wohnwagen lebten, richtete sich die Aktion der Stadt Frankfurt gegen jene Sinti und Roma, die in städtischen Wohnungen lebten. Am 1. Januar 1938 wurden die städtischen Wohnungen als „geräumt“ gemeldet. Damit richtete sich die Aktion der Nationalsozialisten nun auch verstärkt gegen Sinti und Roma, die in Privatwohnungen lebten. Auch sie sollten in die Dieselstraße „überführt“ werden. Darüber hinaus wurde das Lager im Laufe des Jahres 1938 nicht mehr nur als Haftort für Frankfurter Sinti und Roma genutzt, sondern hier wurden auch Sinti und Roma aus Darmstadt, Worms und Mainz interniert. Ziel dieser Maßnahmen war, dass gesamte linksrheinische Gebiet „von Zigeunern zu säubern“. Die in der Dieselstraße und später in der Kruppstraße eingewiesenen Sint und Roma mussten für ihre Unterbringung, die als „katastrophal“ klassifiziert wird, Miete zahlen. Im Lager waren die Menschen den Schikanen des Wachpersonals ausgesetzt.

Bis 1940 durften die Schulkinder das Lager für den Schulbesuch verlassen. Da dies aber „im Zeitalter des erwachten Rassegedankes“ unerwünscht war, wurden die umliegenden Schulen doch auch von „arischen“ Kindern besucht, wurde auf Druck des „Rassennpolitischen Amtes“ des Gaus Hessen-Nassau, der Schulbesuch für die Kinder des Lagers untersagt.

Von diesem Lager aus wurden Sinti und Roma in verschiedene Konzentrationslager der Nationalsozialisten deportiert.

Durch die Nutzung der Hälfte des Lagers durch die Mantra-Werke, das Lager maß nun nur noch 6.000qm, vormals 14.000qm, verschlechterten sich die Lebensbedingungen für die Menschen im Lager weiter.

Im September bzw. Oktober wurde das Lager geschlossen, da die Mantra- Werke das Areal für die Kriegsproduktion nutzten.

Das neue Zwangslager entstand nun in der Kruppstraße.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

18. August 1937

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

November 1942

Indizes

Orte:

Frankfurt am Main

Sachbegriffe:

Kommunalverwaltung · Verfolgung · Verwaltung

Nachweise

Literatur:

Weblinks:

Frankfurt am Main 1933-1945

Zitierweise
„Frankfurt am Main, Zwangslager für Sinti und Roma“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/1253> (Stand: 26.11.2022)