Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1338-1366

Das Leben Landgraf Ottos des Schützen

Regest-Nr. 11916

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Drucke: Nuhn, Hessische Chronik, S. 434-437 Cap. 36/37.
Regest
Landgraf Otto der Schütz als jüngerer Sohn sollte geistlich werden und daher in Paris studieren. Da er dies nicht wollte kaufte er sich mit dem Geld, daß ihm fürs Studium ausgehändigt worden war, zwei Pferde und einen Harnisch und war sehr geschickt mit der Armbrust. Er trat in den Dienst Graf Adolfs [Dietrich] von Kleve und heiratete dessen Tochter Elisabeth. Nach dem Tod des älteren Bruders Heinrich kehrte das Paar nach Marburg zurück. Dort starb Otto kinderlos 1366.
Originaltext
Von Landgraf Otten Schützen, und seinem Bruder Heinrich von Cleven genandt.
Forter zu hören, Landgraf Heinrich obberuhrt, der hatte zwei Söhn wie gemelt ist, Henrich der erstgebohrne sollte herr pleiben, und Landgraf Otto solte geistlich werden, und ward ausgefertiget zur hohen Schul gen Pariss fürstlich, mit einem mergklichen Geld, als zu glauben ist, Als er nun was ausgezogen in Zuversicht seines Vatters zu studieren, um das Geld so ihm zur lehr verhandlaget war, kaufet Er zwey Pferd und einen Harnisch, dann Ihm nit im Sinn was geistlich zu werden, Nun was er ein starcker vermögener jung frölich Gesell, so weren die schützen da lieb und angenehm, dann man spinne da am Hagken, da horet starck zu, so was er geschickt zu Weg mit dem Armbrust, und reit zu Graff Adolff von Cleve, und gab sich zu dienst, und nante sich Otto Schützen. Der Graf von Cleve hatte Vehde, und dorffte Leut, und name ihn an zu dienst. Bey dem was er ein lange Zeit, dass niemand im Lande zu Hessen von Ihm wuste, anders dann dass Er tod was, dieweil was Heinrich sein Bruder gestorben, und was kein Landgraf mehr, denn der alte sein Vater Landgraf Henrich. Da nun Otto Schütz dem Land zu hessen unkund was, und Herrenblos, wollte sich der tobende hertzog Otto von Braunschweig, so Er Landgraf Henrichs tochter Agnesen hatte, eindringen zum Erben, da viel von zu schreiben wäre, durch kurtze zu underlassen, Nun was ein Edelmann im Land, Henrich von Hoenberg genant, der hatte in seinen jungen Jahren dem Grafen von Cleve vor einen Knaben gedienet, und der Graf hatte Ihn vertröstet, so er zum Mann erwuchs, wollte er Ihm ein Pferd geben, das zu fordern bewegt Ihn zu reiten wollen gehen Aach, also kam er gehen Cleve, und ward innen seines Herrn Otto Schützen, und macht das dem Grafen von Cleve offenbahr, wer Otto Schütze were von Geburt, da das der Graf vernahme, mit vielen lusten Unterreden lies er sich hören zu Otto Schützen, du hast mir viel zu lange imsonst gedient, wiltu so will ich dir lohnen, ich will dir Elisabeth meine Tochter mit 32000 fl. zu Lohn geben, Otto Schütz wegert sich, doch nit fast sehr, also geschach der Heurath, wiewol im Hoff niemand anders wusste, dann Otto Schütz wer ein schlecht arm Gesell, und nicht woher sein Art was, und was ein gross Verwundern überall, bis so lang man die Wahrheit erfuhr, da geschah der Beilager mit grosser Ehren, und ward köstlich Hof gehalten.
Wie Landgraf Henrich der alte, seines Sohns Otten erfrewet ward.
Darnach ward Henrich von Hoenberg genug trostlichen von dannen ausgefertigt an seinen alten Herrn Landgraf Heinrichen zum Bottschafften, wie sein Sohn Otto wieder funden ward, und wie Ihm der genannt Graf von Cleven seine tochter zur Ehe gegeben hatte, und zugelegt beyzuschlafen, und wollte Ihm Sohn und tochter uf ein genante Zeit gehen Marpurg bringen. Da der gute alte Fürst die Bottschafft vernam, ward Er erquicket, als wie Er aus schwerem traum erwachet were, gleichmassen wie Jacob der Patriarch erfreuet ward, als sein Sohn Joseph in Aegypten wieder funden ward. Darnach kam Braut und Bräutigam gehen Marpurg, die bracht der Graf von Cleve selbs dar, was Freude da gewest ist mag man gedencken; so wurden dem Land zu hessen wieder Erben. Als Er nun zu Land kommen was und regierte, da ward Er mit Marggraf Friderich zu Meissen einig zu rath, und fielen in Hünefeld und gewannen das, anno 1353. Darnach entsanck Ihm all sein Glaub, und starb im selben Jahr, von Vergifft sonder Erben. Da hatte man aber nit Erben. Ey wo neme mans das ist zu hören.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Otto der Schütz · Hessen, Landgrafen, Heinrich, Sohn Heinrichs II. · Hessen, Landgrafen, Heinrich II. · Hessen, Landgrafen, Elisabeth, Frau Ottos des Schützen, geb. Gräfin von Kleve · Kleve, Grafen, Dietrich VIII. · Hohenberg, Grafen, Heinrich, Sohn des Rudolf · Meißen, Markgrafen, Friedrich II. der Ernsthafte · Braunschweig-Göttingen, Herzöge, Otto der Quade

Weitere Orte

Kleve, Grafen · Paris (Reg. Île-de-France/Frankreich), Universität · Marburg · Meißen, Markgrafen · Hünfeld · Braunschweig, Herzöge · Aachen (Lkr. Städteregion Aachen/Nordrhein-Westfalen)

Sachbegriffe

Erben, fehlende · Eheschließungen · Ehepolitik, Hessische · Universitäten · Studenten · Harnische · Pferde · Armbrüste · Töchter · Söldner · Fehden

Textgrundlage

Regest

SH

Stückangaben

Nuhn, Hessische Chronik

Original

Nuhn, Hessische Chronik

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 11916 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11916> (Stand: 28.03.2024)