Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Bergen-Enkheim

Ortsteil · 171 m über NN
Gemarkung Frankfurt-Bergen-Enkheim, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7 km nordöstlich von Frankfurt am Main

Lage und Verkehrslage:

Aus zwei Teilen bestehende Siedlung. Bergen liegt auf einem Höhenrücken nördlich über dem Maintal, Enkheim südöstlich an dessen Fuß.

Ersterwähnung:

1057

Siedlungsentwicklung:

Im Bereich der Flur "Auf dem Keller" nördlich von Bergen wurde eine römische villa rustica gegraben und rekonstruiert.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1057, bezogen auf Bergen)
  • grangia (1219, bezogen auf Enkheim)
  • Flecken
  • Stadt (1968)

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3482759, 5557510
UTM: 32 U 482691 5555727
WGS84: 50.153508° N, 8.757709° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

412000460

Frühere Ortskennziffer:

412000846

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1252, davon 853 Acker (= 68.13 %), 73 Wiesen (= 5.83 %), 172 Holzungen (= 13.74 %)
  • 1961 (Hektar): 1255, davon 139 Wald (= 11.08 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1812: 238 Feuerstellen, 1431 Seelen (gesamte Munizipalität, mit Enkheim)
  • 1834: 1783
  • 1840: 1847
  • 1846: 2051
  • 1852: 2197
  • 1858: 2193
  • 1864: 2346
  • 1871: 2546
  • 1875: 2838
  • 1885: 3366, davon 3004 evangelisch (= 89.25 %), 136 katholisch (= 4.04 %), 4 andere Christen (= 0.12 %), 222 Juden (= 6.60 %)
  • 1895: 3915
  • 1905: 4822
  • 1910: 5323
  • 1925: 6038
  • 1939: 6326
  • 1946: 7219
  • 1950: 8130
  • 1956: 9145
  • 1961: 10158, davon 7237 evangelisch (= 71.24 %), 2347 katholisch (= 23.10 %)
  • 1967: 14048
  • 1970: 14722

Diagramme:

Bergen-Enkheim: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1057: Niddagau in der Grafschaft des Grafen Berthold (in pago Nitgowe in comitatu Bertoldi comitis)
  • 1303: "Grafschaft" Bornheimer Berg (explizit belegt erst Mitte 15. Jahrhundert)
  • 1484: Reichsgericht Bornheimerberg
  • 1736: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bornheimerberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Bergen (Bornheimerberg)
  • 1803: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
  • 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Bergen (Militärverwaltung)
  • 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Bergen
  • 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Bergen
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Kreis Hanau
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
  • 1868: Preußische Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
  • 1944: Provinz Nassau
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Hanau
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Hanau
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Hanau
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main

Altkreis:

Hanau

Gericht:

  • 1303: Reichsgericht Bornheimerberg
  • 1614: Landgericht für die Orte des Gerichts Bornheimerberg
  • 1818: Justizamt Bergen
  • 1867: Amtsgericht Bergen
  • 1943: Amtsgericht Frankfurt a. M.

Herrschaft:

Ursprünglich umfassender Reichsbesitz, der meist als Lehen ausgetan wurde. Nach 1279 gelang es den Herren von Hanau, die anderen Grundherren des Ortes, namentlich die Herren von Falkenstein zu verdrängen. Im Weistum über das Recht des Königshofes zu Bergen von 1382 ist der beherrschende Einfluß der Herren von Hanau dokumentiert (Urkundenbuch der Herren von Hanau 4 Nr. 298, S. 250-253). 1736 geht der Besitz an die Landgrafschaft Hessen-Kassel über.

Gemeindeentwicklung:

Die beiden Dörfer Bergen und Enkheim sind wohl seit 1327 miteinander verbunden.

Am 7.11.1936 erfolgte der endgültige Zusammenschluss zu Bergen-Enkheim.

Am 23. Juli 1968 fasst die Hessische Landesregierung den Beschluss, der Gemeinde Bergen-Enkheim das Recht zu verleihen, die Bezeichnung "Stadt" zu führen. Eine Urkunde hierüber wird am 31. August 1968 übergeben.

Am 1. Januar 1977 Eingliederung in die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1057 schenkt König Heinrich IV. dem Bistum Eichstätt zwölf Hufen und zwei Weinberge und 24 Hörige beiderlei Geschlechts in der villa Bergen.
  • 1219 nimmt Papst Honorius III. das Kloster Arnsburg in seinen Schutz und bestätigt ihm seine Besitzungen u.a. in Enkheim.
  • 1222 schenkt Elisabeth, Witwe von Johann und Conrad, den Deutschordensbrüdern zu Sachsenhausen u.a. Liegenschaften in Bergen und Preungesheim. 1223 erhält das Kloster Arnsburg in zwei Schenkungen insgesamt 8 Tagwerk Weinberge in Bergen. In der Folgezeit erwirbt das Kloster weitere Liegenschaften. Das Zisterzienserkloster Haina erhält 1234 eine Hufe und 6 Morgen Weinberge von Ritter Richwin von Gontershausen und seinem Bruder, dem Kleriker Wigand. In der Folgezeit kommen weitere Besitzungen hinzu. 1280 übereignen der Ritter Bertram von Vilbel und seine Ehefrau Margarethe dem Kloster Haina zu ihrem und ihrer Vorfahren Seelenheil ihre sämtlichen Güter im Dorf Bergen, Höfe, Hofstätten, Felder, Weinberge usw.
  • Um 1250/60 besaß das Bartholomäusstift in Frankfurt etwa 26 Morgen Weinberg in Bergen. In der Güteraufzeichnung wird mehrfach Besitz der Herren von Münzenberg in Bergen genannt, der in der Folge an die Falkensteiner fällt. 1419 fällt der Falkensteiner Besitz bei der ersten Teilung in das Licher Drittel. Die Herren von Eppstein gaben im 13. Jahrhundert eine Weinabgabe und den Zehnten als Lehen aus. Der Zehnt war Passivlehen der Grafen von Sponheim.
  • 1279 erhalten die Herren von Hanau als eine der letzten Reichsbesitzungen einen Fronhof mit eigenem grundherrlichen Hubengericht, den sogenannten Dinghof. 1357 kam das Dorfgericht aus den Händen der Herren von Isenburg hinzu.

Zehntverhältnisse:

Das Stift St. Bartholomäus in Frankfurt erhielt den Zehnten von 11 Höfen und von bestimmten Äckern und gab ihn 1274 für 20 Achtel Roggen und 10 Achtel Weizen jährlich in Erbpacht.

Ortsadel:

Neben den Schelmen von Bergen (seit 1194) werden Mitte des 13. Jahrhunderts milites genannt.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pfarrkirche zu Kirchberg bei Seckbach (im 18. Jh. Kirchberger Kirche, später auch Bergkirche).
  • Hubertuskapelle
  • Vor 1255 Pfarrei
  • 1280: Kapelle des Klosters Haina
  • Ev. Pfarrkirche 1683/84 errichtete Saalkirche. 1741/43 erfolgte der Bau des Fassadenturms. Bauliche Veränderungen 1912.
  • Ev. St. Laurentiuskirche von 1717-19, Vorgängerbau 1445 erwähnt (Enkheim).
  • Ehemalige Nikolauskirche, heute Veranstaltungsraum, von 1524. Der kurz vor der Reformation von Zisterzienser-Mönchen des Klosters Haina errichtete Bau wurde bereits 1526 profaniert und als Scheune genutzt. 1994 restauriert.

Patrozinien:

  • Laurentius (1445, Enkheim)

Pfarrzugehörigkeit:

Mitte des 13. Jahrhunderts besteht eine Pfarrei. Zum Kirchspiel gehörten Enkheim und Seckbach (bis 1737).

Patronat:

1514 verfügt Eppstein-Königstein über das Patronatsrecht in Bergen, 1535 gelangt es an Stolberg-Königstein

Klöster:

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 264 eine Gemeindestation mit einer Schwester im Sommer und zwei im Winter in Bergen, in Enkheim eine Krankenpflegeschwester; 1914 - 1964 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Christoph Baum um 1548

Reformierter Bekenntniswechsel

Neben der reformierten Gemeinde bestand eine lutherische. Seit 1818 unierte Pfarrei.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn

Juden:

Provinzial-Rabbinat Hanau; Statistik (Bergen mit Enkheim): 1754: 85; 1835: 129; 1861: 207; 1905: 223 in Bergen (2,23% der Gesamtbevölkerung)/ 36 in Enkheim/Fechenheim; 1932/33: 145 Juden; Enkheim und Fechenheim angeschlossen. Nach 1933 wanderten viele Familien in die USA aus; 1939-40 noch 36 Juden in Bergen; 1942 werden die letzten deportiert.

In Bergen Juden erstmals 1346 bezeugt.

Die Synagoge lag in der Erbsengasse, gebaut wurde sie 1854; 1938 wird sie zerstört.

Von 1868-1924 gab es eine israelitische Elementarschule; die höchste Schülerzahl hatte sie um 1890.

Berufe: Händler mehrheitlich aber auch Fabrikanten.

Friedhof: alter Friedhof "Am weißen Turm", angelegt zwischen 1660/1771, bis 1924 belegt; neuer Friedhof in den 1920er Jahren an Vilbeler Landstraße angelegt. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1910 Volksschulen mit16 Stellen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

Kriegszerstörung im Siebenjährigen Krieg durch die Schlacht bei Bergen (1759).

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1484 wird Bergen Hauptort des Reichsgerichts Bornheimerberg. 1614 wird ein Landgericht eingerichtet, dass die Orte des Gerichts Bornheimerberg umfasste. Das Justizamt (1818) und das Amtsgericht (1868) umfasste die Flecken und Dörfer Bergen mit Enkheim, Berkersheim, Bischofsheim, Fechenheim, Gronau, Preungesheim und Seckbach.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bergen-Enkheim, Stadt Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11745> (Stand: 29.8.2023)