Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Niederursel

Stadtteil · 129 m über NN
Gemarkung Frankfurt-Niederursel, Gemeinde Frankfurt am Main, Stadt Frankfurt am Main 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7,5 km nordwestlich von Frankfurt am Main

Lage und Verkehrslage:

Siedlung am rechten Ufer des Urselbaches mit Kirche in zentraler Lage. Moderne Siedlungsentwicklung nach Süden.

Ersterwähnung:

1132

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1132)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3472894, 5559113
UTM: 32 U 472830 5557329
WGS84: 50.16755° N, 8.619561° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

412000250

Frühere Ortskennziffer:

412000825

Flächennutzungsstatistik:

  • 1845 (Hektar): 344,9, davon 337,2 kultiviertes Land (Garten, Acker- und Waldboden)
  • 1854 (Morgen): 1675, davon 1096 Acker, 186 Wiesen, 376 Wald
  • 1885 (Hektar): 684, davon 551 Acker (= 80.56 %), 91 Wiesen (= 13.30 %), 0 Holzungen

Einwohnerstatistik:

  • 1812: 115 Feuerstellen, 731 Einwohner
  • 1834: 813
  • 1840: 902
  • 1846: 918
  • 1852: 945
  • 1858: 832
  • 1864: 878
  • 1871: 824
  • 1875: 909
  • 1885: 918, davon 767 evangelisch (= 83.55 %), 124 katholisch (= 13.51 %), 27 Juden (= 2.94 %)
  • 1895: 867
  • 1905: 940

Diagramme:

Niederursel: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1132: Wettereiba, in der Grafschaft Siegfrieds von Nuring (in pago, qui Wetereibia dicitur, in comitatu Sigefriedi comitis de Nuringes )
  • 1436: Kondominat: teils Landgemeinde der Stadt Frankfurt, teils Herrschaft Kronberg
  • 1714: Teilung des Ortes (Frankfurt erhielt den Oberteil)
  • 1787: Reichsstadt Frankfurt und Grafschaft Solms-Rödelheim, Amt Rödelheim
  • 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Frankfurt, Landdistriktmarie Frankfurt (Souveränität) und Grafschaft Solms-Rödelheim, Amt Rödelheim je zur Hälfte
  • 1816: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Rödelheim (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1820-1866: 1/2 Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Rödelheim, 1/2 Stadt Frankfurt a. M.
  • 1823: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Vilbel und Stadt Frankfurt am Main
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg und Stadt Frankfurt am Main
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg und Stadt Frankfurt am Main
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Vilbel und Stadt Frankfurt am Main
  • 1867: Ausgliederung des hessischen Anteils in die Preußische Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Frankfurt am Main
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Frankfurt am Main a. M.
  • 1899: Zusammenschluss der Gemeinde Niederursel (Frankfurter Anteil) und der Gemeinde Niederursel (hessischer, ehemals solmsischer Alteil) zur Gemeinde Niederursel
  • 1910: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Frankfurt am Main
  • 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreisfreie Stadt Frankfurt am Main

Altkreis:

Frankfurt am Main, Stadt

Gericht:

  • 1403: gehen Dorf und Gericht Niederursel als Reichslehen an Henne von Ursel
  • 1820: standesherrliches Amt Rödelheim (großherzoglich-hessische Hälfte)
  • 1823: Landgericht Rödelheim (großherzoglich-hessische Hälfte)
  • 1853: Landgericht Vilbel (großherzoglich-hessische Hälfte)
  • bis 1879: Landjustizamt Frankfurt (frankfurterische Hälfte)
  • 1879: Amtsgericht Frankfurt am Main

Herrschaft:

1436: Stadt Frankfurt und die Herrschaft Kronberg, später Solms

Gemeindeentwicklung:

Am 22.2.1867 Eingliederung in den Stadtkreis Frankfurt am Main.

Am 1.3.1899 Zusammenschluss der Gemeinde Niederursel (Frankfurter Anteil) und der Gemeinde Niederursel (hessischer, ehemals solmsischer Anteil) zur Gemeinde Niederursel. Am 1.4.1910 endgültig zum Stadtkreis Frankfurt a.M.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1132 schenkt der Mainzer Erzbischof Adalbert dem Domstift St. Martin zehn Hufen in Praunheim und die Zehntrechte u.a. in (Nieder-) Ursel.
  • Im 12. Jahrhundert war Niederursel im Besitz der Grafen von Nürings; mit dem Aussterben des Grafengeschlechts im Jahre 1174 wurde es als Reichslehen von Vögten verwaltet, die sich Herren von Ursel nannten. 1222 nahm der Mainzer Erzbischof Siegfried II. das Kloster Retters und dessen Besitzungen in seinen Schutz, wozu u.a. drei Mansen in Niederursel gehörten.
  • 1436 verkaufte Henne Vogt von Ursel Niederursel je zur Hälfte an die Reichsstadt Frankfurt und die Herren von Kronberg (Frank von Kronberg). Im Folgejahr erfolgte die Zustimmung von Kaiser Sigismund für das Reichsgut und des Grafen Philipp von Nassau, der Henne Vogt von Ursel ebenfalls mit nassauischen Besitzungen bei Niederursel belehnt hatte. Fortan war es ein Kondominat beider Herrschaftsträger.
  • 1444 gelangte der Kronberger Anteil an die Grafen von Solms-Rödelheim.
  • 1550 bekundet Kaiser Karl V., dass er dem Grafen Friedrich Magnus von Solms Schloß und Dorf Rödelheim, das Dorf Niederursel und Helbingshain, die er von Graf Üphilipp von Solms nach der Erbteilung erhalten hatte, sowie einen Teil am alten zerfallenen Schloß Rödelheim, das früher die Gebrüder Bernhard und Arnold von Rödelheim und nach ihnen Philipp von Rödelheim innehatten, der es an Graf Friedrich Magnus übereignete, zu einem Reichslehen verliehen habe, und dass er ihm alle Freiheiten, Briefe, Privilegien und Handfesten, die er und seine Vorfahren vom Reiche hatten, bestätigt habe.
  • 1714: Auflösung des Kondominats; die Herrschaft über Niederursel nunmehr geteilt.

Zehntverhältnisse:

1132 schenkt der Mainzer Erzbischof Adalbert dem Domstift St. Martin zehn Hufen in Praunheim und die Zehntrechte u.a. in (Nieder-) Ursel.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1402 beruft Vogt Henne von Ursel den Kaplan eine Heinrich Kauchen aus Windecken für die St. Georgskapelle in Niederusel
  • 1927/28: Erbauung der evangelischen Gustav-Adolf Kirche

Patrozinien:

  • Georg (Georgius)

Pfarrzugehörigkeit:

Zum Kirchspiel Praunheim gehörig.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation vermutlich um 1530.

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

1854: 1 Drahtstiftefabrik

Mühlen:

1854: 1 Papiermühle, 2 Mahlmühlen

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niederursel, Stadt Frankfurt am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11723> (Stand: 21.2.2023)