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Regesten der Landgrafen von Hessen

1370-1375

Beschwerden Marburgs gegen den Deutschen Orden

Regest-Nr. 11653

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Abt. Deutschorden.
Stückbeschreibung: Papier, aus zwei aneinander genähten Blättern bestehend, geschrieben von Ludwig von Grünberg.
Rückvermerke: Am oberen Rand der Rückseite steht in verblaßter gleichzeitiger Schrift: Artikuli seu accusaciones opidanorum in Margburg contra commendatorem et fratres ibidem.
Drucke: Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Neudruck, S. 88-91 Nr. 1100; Küch, Rechtsgeschichte Marburgs 1, S. 101 Nr. 37 (Auszug).
Regesten: Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Neudruck, S. 88 Nr. 1100; Küch, Rechtsgeschichte Marburgs 1, S. 101 Nr. 37.
Regest
Beschwerden der Stadt [Marburg] gegen den Deutschen Orden.
Originaltext
Dit ist dij schuldiu^enge unde ansprache ....... scheffin, rad unde dij stat zu^e Marpu^erg ........ deme comtu^er unde dem Thuschin huse da selbis zu^e Marpu^erg:
(1.) Zu^e deme erstin, das der huscomt^er unde her Heydinrich uffe das rathu^es qu^emin von erin sachin, unde das her Ru^edolf Schurinslos ritter dorch bede willin der scheffin unde des radis der stat nod irzelin solde, unde das her Heydinrich hern Ru^edolfin alda vor uns den scheffin unde gemeynin rade strafte unde sprach wal zu^e fu^enf malin, das he nicht war in seydde, unde bod des sinin mantil unde sin cruce gein y^eme us zu^e tu^ene unde wolde y^en des irwysin, wij he das nemin wolde. Unde begerin unserme herrin, hern Rudolfen unde uns dar umme einin wandil.
(2.) Ou^ech sprechin wir y^en zu^e, das dij parre zu^e Marpurg geweddemit wart mid deme fronhobe da selbis, der zu der parre gehorin solde unde von alder allewege dar zu^e gehort had, den sij der parre abe zihin, da dij stat allewege einin wen adir zwene vone hattin, wanne sij von uns herrin wene us zihin soldin.
(3) Ou^ech sprechin wir y^en zu^e, das man jerhis den oppirludin als vel weissis us dem fronhobe andelegin unde gebin solde zu^e den ostigen, der man zu^e gots diste in der parre bedorfte, des nicht in geschehit, unde dij oppirlude dij von yrme lone koyffin unde zu^egin mu^essin.
(4) Ou^ech sprechin wir yn zu^e, das der alde Hu^epracht hu^endirt pu^ent gegebin had zu^e der parre, das man da midde gu^elde zu^egin solde, da midde man win koyffin solde, zu^e gebin unde zu^e andeleginne den ludin, dij man zu^e den vy^eer hochtzidin mid gots lichomin beretechtit, unde des nicht geschehit unde sij den lu^edin waßer gebin, wanne sij gots lichonim impangin han, dij stat dij in gebe dan wyn zu^e der zit dare.
(5) Ou^ech das ein ewyge ampele gezu^egit unde gemachit wart, das dij alle nacht bu^ernin solde uffe der parre kirchobe, unde das der perrer dij haldin solde, das des nicht in geschehit unde he dij golde doch uf hebit.
(6) Ou^ech was y^en kertzin ader lichte zu^e der parre geoppirt werdin, dij man in goddis ere burnin solde, dij led der perrer smeltzin unde virkoyffid das was unde in gebit key^en gelu^echte zu^e den messin adir andirs zu^e gadis dienste.
(7) Ouch das von aldir eine gewanheid gewest ist, das der perrer unde sine gesellin mid den oppirluden alle tage in der parre mettin singin soldin, des von y^en nicht in geschehit.
(8.) Ouch das der perrer, sine gesellin unde dij oppirlude alle su^entage zu^e abinde in deme kernder mid fir bu^ernindigin kertzin figilie singin soldin für der sele, dij zu^e der parre begrabin liggint, des nicht von yn geschehit.
(9.) Ou^ech das her Hartman zu^e dirre zijt perrer zu^e Marpurg gered hat dem bumeister der selbin parre, was zu Ruprachtis cru^ece geoppirt worde adir gefile, das solde halp an den bu^e der vorgenantin parre gefallin, das nymmid der perrer zu^e male unde in led dem bu^ewe nicht da vone gefallin.
(10.) Ou^ech solde der perrer alle su^entage zu^e morgin zu^e sente Kyliane das wy^echwaßer lassin gebin unde dij heylgin tage kundigin unde dem volke den geloybin lassin vorsprechin, das he nicht in tu^et, unde godis dienst da nicht gehaldin in wirt, als man den von rechte da haldin solde.
(11.) Ouch soldin sij bestellin, das den uzsetzigin lu^edin, man unde frouwin, alle wochin eine messe gehaldin worde, des nicht in geschehit, unde das den selbin sichin ir almu^ese wirt abe gebrochin, den sij ere noddorft gebin soldin, unde das perrer Otte den altirstein lis zu slahin, umme das man nicht messe da in lese.
(12.) Ouch soldin sij in den sichin spittal uffe y das bette einin sichin nemin, wanne yn der werdin mochte, unde den ir nottorft gebin, als sente Elsebed das dar gezu^egit had, des sij nicht in tu^en, want vel kranckir lude in der stat liggin, der sij nicht in nemin wollin.
(13.) Ou^ech biddin wir sij, das sij bestellin, das er gebu^ette an erin molin als enge sij als in andrin molin, unde ou^ech er seftir sij, da sij midde mu^eltir nemin, als der von rechte sin solle. Ouch nemin dij knechte gelt zu^e deme mu^elter in den molin, das man von alder nicht gegebin in had.
(14.) Ou^ech sprechin wir y^en zu^e umme einin weg, der von alder unde von rechte dorch den fronhop gegangin had unde noch gen solde, das sij den bewerin, das da nymant dorch riddin noch gen in mag ane erin willin.
(15.) Ou^ech hant sij dij mu^ere unde den zu^en an dem fronhabe uzwert in dij gemeynin strasse verrir gefu^ert, dan he von aldir gewest ist, unde werint den bu^erne, der gemeyne was, allin lu^edin unde hant den in erin hop gezagin unde virmu^erit, das den nymant habin in mag ane erin willin.
(16.) Ouch sprechin wir yn zu^e umme eynin weg, der von rechte unde von alder allewege dorch dij Grytmolin gegangin had, zu farne unde zu^e genne, den sij uns virzu^enit unde beslozzin hant, unde werint uns den, das wir da nicht dorch commyn in mogin.
(17.) Ouch schuldigin wir sij umme einin weg, der vor der walkmolin in dij gartin gen solde ubbir das wer, den sij geengit unde bewert han, das man da nicht hene kommin in mag, als man von alder getan hat.
(18.) Ou^ech das sij dij wege unde dij gemey^enin strasse zusschin dem fronhobe, zusschin der Retzichins wysin, deme Kempwasin unde erin eckern geengit han unde alle zijt noch engir machin, dan sij von aldir gewest sin.
(19.) Ouch das sij den Kempwasin von jarin zu^e jarin uf geworfin han, unde hant den gemy^enrit unde hant ir ecker da midde irgrossit.
(20.) Ou^ech hant sij dij fleckin, dij man vormols nante in deme Bru^ele, undir Lucley Rodin gadimme, dij rechte gemeyne was, zu^e y^en genommy^e unde hant ecker dan us gemacht unde hant ir ecker da midde irgrossit.
(21.) Ou^ech sprechin wir y^en zu^e umme der wysin ein tey^el hensit der spittals bruckin gein ere ku^echin ubbir, dij gemeyne was unde von aldir gemeyne gewest ist, dij sij zu^e y^en nemint unde der stat ab brechint.
(22.) Ou^ech sprechin wir y^en zu^e umme dij gemeynin weyde, da der Lache bu^erne unde der Egilpul gelegin warin, hensit des weris her neddir, das sij dan us eckir gemacht han unde der stat da ir aldin gemeyne ab brechin.
(23.) Ouch umme den fleckin, der hindir Lu^eddewig Klichartis gartin gelegin ist unde bij der lo molin, der von aldir eine gemeyne gewest ist, das sij den ou^ech nohir yn genommyn han.
(24.) Ouch umme dij lachin, dij dorch Herman Osprechtis ecker get uffe dem forte, das sij dij zu^e erin eckern gezagin han, das von alder eine gemeyne was.
(25.) Ouch umme ir bysessin, dij da koy^effin unde virkoyffin, das dij nicht mid uns bedde adir geschos gebin, als wir von uns herrin des lantgrebin genadin han, wer mid uns koyffit adir virkoyfit, das der ouch mid uns schos unde bede gebin solle.
(26.) Ouch sprechin wir yn zu^e, das sij zu^e deme Thuschin hu^ese bis an her wyn unde by^er uffinperlichin schenkin unde virkoyffin, als sij des nicht tu^en in soldin, unde in hant der stat kein ungelt dar vone gegebin, unde hant das virkoyft mid deme masse, da das ungelt y^enne stet, unde hant der stat das vore behaldin, unde eisschin, das sij uns das kerin.
(27.) Ouch han wir von unsis herrin gnadin, was deme Du^etschin hus adir der parre gegebin adir bescheidin ist adir noch worde von erplichimme gu^ede, das si das bin der jarz frist virkoyffin sollin umme einin zitlichin bescheidin penning den nestin adir andris uns herrin burgern, dij das koyffin woldin, des uns von yn nicht in geschehit.
(28.) Ouch hant perrer Otte, perrer Jacop unde perrer Hartman virbuwit in dem parre hobe an steynin, an kalke unde an syse, das zu u^nsir frouwin bu^ewe gehorte, als wir das achtin an drizsic mark penninge.
(29.) Ouch han sij den weg von Utirzhusin bis an den Steinweg, der an dij spittalis bruckin rurit, dij auwe her neddir geengit unde virgrabit, das man den nicht gefarin in mag, als man aldir getan had.
(30.) Ouch schuldigin wir sij, das dij perrer einin kandil unde einin waßirgrane gekort unde gemachit han, der ubir den kirchop get, des von aldir nicht in was, unde hat der waßirgrane dij kirchobis mu^ere neddir geworfin, das dij stad dij widdir machen mu^este, das sij das me dan zwey hu^endirt mark koste widdir zu^e bu^ewe, unde eisschin dar umme einin wandil.
(31.) Ou^ech hant sij ein keymelich gemach, einin organc gekort in dij gemeynin strasse, dij von aldir dar nicht gegangin in had, da man von den Barfu^essin zu der parre get, unde biddin, das si dij abe tu^en unde andirzwo us kerin.
Umme diese vorgenantin stu^ecke unde artykil, y^eclichin besu^ender, ey^esschin wir einin wandil, des uns nod sij.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Marburg, Stadt

Empfänger

Marburg, Deutscher Orden

Weitere Personen

Scheuernschloß, Rudolf · Heidenreich, Komtur des Deutschen Ordens in Marburg · Hartmann, Pfarrer in Marburg · Grünberg, Ludwig von · Otto, Pfarrer in Marburg · Elisabeth, Heilige · Rodin, Lucke · Klichartis, Ludwig · Ospracht, Hermann · Hessen, Landgrafen · Jakob, Pfarrer in Marburg

Weitere Orte

Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf) · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Rathaus · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Fronhof · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Mühle am Grün · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Walkmühle · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Wehr · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Kämpfrasen · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Lohmühle · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Steinweg · Marburg (Lkr. Marburg-Biedenkopf), Spitalbrücke

Sachbegriffe

Streitigkeiten, Austrag vor Gericht · Beschwerdebriefe · Deutscher Orden · Schöffen · Rathäuser · Fronhöfe · Pfarreien, Ausstattung von · Kerzen, im Gottesdienst verwendete · Opfergaben, Veruntreuen von · Pfarrer, Fehlverhalten von · Aussätzige, geistliche Versorgung von · Almosenwesen · Kranke, Versorgung von · Mühlen · Mühlenknechte · Wegerechte · Flurnamen · Grenzsteine, Versetzen von · Grenzstreitigkeiten · Gärten, Pflügen von · Allmenden, Entfremden von · Steuern, Verpflichtung zu · Bierausschank · Wein · Steuern, Hinterziehen von · Baumaterialien, Veruntreuen von · Schadensersatzforderungen · Bürger

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Küch, Rechtsgeschichte Marburgs 1

Original

Wyss, UB Deutscher Orden 3

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 11653 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11653> (Stand: 19.04.2024)