Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1368 Februar 21

Bündnis zwischen Mainz und Hessen gegen Waldeck

Regest-Nr. 11629

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Würzburg, Ingrossaturbuch 5, fol. 698.
Drucke: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB, S. 435 f. Nr. 412 (mit Datum Februar 16).
Regesten: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB, S. 435 f. Nr. 412; Regesten der Erzbischöfe von Mainz 2,1, S. 538 f. Nr. 2375; Rommel, Geschichte von Hessen 2, S. 126 Nr. 64 Anm.; Varnhagen, Grundlage der Regentengeschichte, S. 302 Nr. 389.
Regest
Erzbischof Gerlach bekundet: Ihm, seinen Kirchen, Klöstern, Geistlichen, seinen Straßen, Landen und Leuten ist seit langem von dem Grafen Otto von Waldeck und dessen Sohne, dem Grafen Heinrich, und von ihren Leuten aus ihren Schlössern und Landen durch Raub und Brand großer Schaden zugefügt worden, ohne daß die Grafen Einhalt geboten hätten, wie sie ihm gegenüber vertragsmäßig verpflichtet sind. Er hat deshalb den Landgrafen Heinrich von Hessen, seinen Neffen, auf Grund ihres langjährigen Bundesvertrages um Hilfe gegen die Grafen gemahnt und ist nun, beraten von seinen heimlichen Freunden, mit dem Landgrafen über die Innehaltung folgender Punkte übereingekommen. 1. Wenn sie das Schloß Wildungen gewinnen, das des Landgrafen Erbgut ist und den Grafen zu Pfande steht, so kann der Landgraf die Hälfte, die dann dem Erzbischof zusteht, von diesem für 5 Mark lösen und das Schloß allein behalten. - 2. Gewinnen sie Schlösser, die den Grafen von dem Erzbischof und dem Erzstifte verpfändet sind, so soll die Pfandsumme ihr gemeinsamer Gewinn sein und solange ihnen gemeinsam gehören, bis der Erzbishof dem Landgrafen die Hälfte dieser Summe bezahlt hat; ist das geschehen, so gehört das Schloß dem Erzbischof allein. - 3. Battenberg (Battinburg) soll, falls es erobert wird, an den Grafen von Nassau, Herrn zu Merenberg (-in-), und dessen Erben kommen unter den Bedingungen, wie es ihnen durch den Erzbischof versetzt worden ist. - 4. Eroberte Schlösser der Grafen, ihrer Helfer oder Untertanen sollen sie gemeinsam behalten oder brechen. - 5. Desgleichen die Schlösser, die sie etwa selbst bauen werden. - 6. Gefangene, die sie oder die Ihrigen gesondert oder zusammen gewinnen, sollen ihnen gemeinsam gehören. - Der eine soll ohne den anderen nicht Sühne, Frieden oder Vertrag schließen und es damit halten, wie in den früheren Bündnisbriefen bestimmt ist; diese sollen durch den gegenwärtigen nicht beeinträchtigt werden, sondern alle in Geltung bleiben.
Erzbischof Gerlach und Landgraf Heinrich siegeln.

Wortlaut der Datierung

G. 1368 feria secunda post Valentini martyris.

Originaltext
Wir Gerlach von Gottes Gnaden Erzbischof zu Mencze bekennen wan uns und den unsern beide Kirchin, Closter, Paffen, Strassen, unsere Landen und Luden, geistlich und werntlich lange Zyt her grosse Schade geschee ist mit Brande, mit Raube, Name und anders manchen Stuckin von den Edeln Otten und Heinrich sime Sone Grefen zu Waldeck und von den irin uß irin Slossin und Landen und widir darin, des uns bithere nit Uffhalt und Wandil von yn werden konnte in den Dingen, als sy uns und unserm Stifft mit Eiden, Truwin, und Briefen virbunden sin; So haben wir den Hochgeborn Fürsten Herrn Henrich Lantgrefen zu Hessen unsern lieben Nefen irmanet solchir Eide, Globde und Bryfe, als er uns vor langen Zyden virbunden ist, daz er uns behulfen sy off die egenante Grefen, und sin wir mit unserm vorgenanten Nefen Lantgraf Heinrich ubirkommen mit unserer heimlichen Frunde Rate, daz zu haldene in allir Maze, als hernoch geschrieben sted. Also wer ez, daz wir die Slosse Wildungen gewonnen, daz unsir Nefen Lantgrefen Heinrich Erbe ist, und den vorgenanten Grefen Pandes sted, so mochte unsir egenante Nefe, odir sine Erbin unser halbe Teil daz wir darane gewonnen hettin, von uns, unsern Nachkommen und Stifte losen vor V. Marg, man sy das geluste, und die Slosse dan alleyne behalden. Gewunnen wir auch Slosse, die den egenanten Grefen Pandes stunden von uns nußs Stiftes wegen, daz Gelt, daz die Slosse stunden, solden wir mit eynander gewinnen und daz darane behalden als lange, bit daz wir, unser Nachkommen und Stift unserm egenanten Nefen oder sinen Erben das Gelt halb, daz wir mit eynander darane hettin, wider gegeben; und wan wir daz getan hetten, so solden dan die Sloß uns und unserm Stifte alleyne bliben. Gewunnen wir auch Battinburg, so han wir unserm Johan Grefen zu Nassauwe Herren zu Merinberg die Fruntschafft getan, daz wir yn und sine Erben darzu sollin lan kommen in aller Maße, als yne daz wir saczt, virpand und virbrifet ist von uns, und unserm Stiffte. Gewunnen wir auch Slosse, die der vorgenanten Grefen ire Helfir odir ir Undirtanen weren, die solden wir mit eynander behalden oder brechin, wy uns daz bidersyt allir Wies were. Buwetin wir auch Slosse, die solden wir mit eynander behalden oder brechin, wie uns daz auch allir ebens queme; waz wir, adir die unsern gefangin fingen bysunder, oder besament, die solln unsir mit eynander sin. Auch ensal sich unsir keyner an den andern sunen, friden oder vorwurtin, und daz haldin, als unsir erstin Virbuntbrife uzwiesen, und insal dieser Bryf die ersten Brife, die wir vore under eynander gegeben han, noch die ersten brife diese nit krenken, sundern sy sullen alle dy ir Macht bliben, und von uns stede und veste gehalden werden, dy lestin mit den ersten, ane Geverde. Dez zu Urkund han wir Gerlach Erczbischoff czu Menze vorgenant, und wir Henrich Lantgreve zu Hessin unsir Ingesiegel dun henken an diesen Bryf, der geben ist, do man zalte noch Gots Geburde Tusend Jar, druhundert Jar und in deme echte und sechzigisten Jahre. Feria secunda post Valentini martyris.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Mainz, Erzbischöfe, Gerlach von Nassau

Empfänger

Hessen, Landgrafen, Heinrich II.

Siegler

Mainz, Erzbischöfe, Gerlach von Nassau · Hessen, Landgrafen, Heinrich II.

Weitere Personen

Waldeck, Grafen, Otto II. · Waldeck, Grafen, Heinrich VI. · Nassau-Dillenburg, Grafen, Johann I.

Weitere Orte

Mainz, Erzbischöfe · Waldeck, Grafen · Wildungen · Battenberg/Eder

Sachbegriffe

Erzbischöfe · Grafen · Bündnisse, zweckgebundene · Brandschatzungen · Kirchen, Zerstörung · Klöster · Raub · Straßen, Sicherheit auf · Burgen, als Ausgangspunkt für Straftaten · Hilfe, militärische · Pfandschaften

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Reg. Erzb. Mainz 2.1

Original

Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 11629 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11629> (Stand: 24.04.2024)