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Regesten der Landgrafen von Hessen

1395 März 28

Erweiterung des Landfriedens von 1393 Februar 7

Regest-Nr. 11453

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Stadtarchiv Frankfurt, Reichssachen, Urkunden 110. Gleichzeitig.
Drucke: Gudenus, Codex diplomaticus 3, S. 605 (mit dem falsch aufgelösten Datum April 5 und zahlreichen größeren und kleineren Lücken; anscheinend nach einem nicht mehr vorhandenen Kopialbuch); Urkunden der Markgrafen von Meissen Abt. B 1, S. 437-440 Nr. 575.
Regesten: Urkunden der Markgrafen von Meissen Abt. B 1, S. 437 Nr. 575.
Regest
Erzbischof Konrad von Mainz, Erzbischof Friedrich von Köln, Bischof Johann von Paderborn, Landgraf Balthasar [von Thüringen], Landgraf Hermann II. von Hessen und Herzog Otto von Braunschweig beurkunden eine Reihe von Zusätzen zu dem Landfrieden von 1393 Februar 7.
Originaltext
Wir von gots gnaden Conrad des heilgin stuls zu Mencze erczbischof des heilgin Romischen richs in Dutschen landen erczkanczler und wir Friderich von gots gnaden erczbischof zu Coln herczog zu Westfalen und zu Engern des heilgin Romischen richs in Italien erczkanczler und Iohans bischof zu Paderborn, Balthazar lantgrave zu Doringen unde marggrave zu Missen, Herman lantgrave zu Hessen und Otte herczog zu Brunswig herczogen Otten so seligen bekennen -, daz wir eyndrechtclich uberkomen und zu rade wordin sin disses brieffes und ubertracht, darumb daz man sich moge gerichten zu allin artickiln, als der frydebrieff uzwiset und ynneheldet. (1) Also ob nach datum diesses brives ein kirche oder eyn kirchhov odir kirche und kirchhoff mit eynander gebrant wurden all odir ein teil, dy gewihet weren und da men messe ynne pliget zu halden, und der kleger, der darumbe schuldigete, den schaden ho achtede und daz der antworter achtede den schaden also klein, daz der lantrichter, vor dem die sache gevile, nicht gerichten kunde nach glichen mogelichen dingen, so sulde unser lantrichter, wilcher daz were, die sache vur die lantrichter alle brengin gein Hovegeißmar. Waz sie dan eindrechtlichen oder der merer teil under en darumb gliche dunket, daran sal der kleger und der antwerter sich lassen gnugen. Wer es abir, daz sie darumbe zweyeten, so daz unser lantrichter uff igliche siten gliche vil weren, so han wir gekorn von unser heren und unser wegin zu ein obirmanne eindrechtlichen hern Wydekinden von Falkinberg. Mit wilcher partige der zuvile, darby sulde iz bliben und der cleger und der antworter sich lassin gnugen. (2) Auch sollen alle kaufflude, paffen und geistliche lude und pilgerime etc. Uff den artickil sin wir ubikommen: wilch pilgerin uff die strassen komet und wandert und sins brieffes vergeße odir virlore, wan dem der pherner daz bekente, daz er yme dem brieff gegebin hette e der ziid, daz er gefangin wart und ist, so sal er des fryds bilch genißen. [...] (4) Auch sollin alle kaufflude felig sin usw. Daruff ist men uberkommen, daz alle lantrichter der herren brieffe gebin sollin den kauffluden. Wanne auch dan der kauffman uße ist nach siner kauffmanschacz, so sal er zu und heim felig sin. Were aber, daz der kauffman sines brieffes vorgeße oder en vorlore, daz er in nicht bii ym hette, schribet dan der lantrichter, dem der kauffman gehoret zu vortedingen, demeynen, der den kauffman gefangen hat, uff sinen eid, daz der kauffman sinen brieff gnommen hette und sin gelt gegebin hette vor der cziit, daz er gefangen wart, so solle der kauffman lois sin und sin habe widder ane geverde. Wilcherley kaufflude brive hetten, die die herren oder ire amptlude en gegeben hetten vor datum dißes brieffes, die kaufflude sollin dez frides genißen und gebruchen nach ynnehalt der brive, die dy herren oder ir amptlude en gegeben hetten. Vortme so sullen der fursten lantrichtere, die in dissem fride sin, die brive gebin und anders nymand me. [...] (6) Uff den artikel von plugen und egeden etc. sin wir uberkomen also: wan der buwman uzzuhet dez morgens mit sinen pherden oder ossen czu dem pluge oder egeden und eckern will, so sal er selbander mit sinen pherde, ossen und underspan und folne, die mit en an daz felt lieffin, felig sin den tag al zu und widder heim, und der buwman mag sine pherde oder ossen uff den morgen, uff den mitdag und auch uff den abind wol in daz graz spannen und dises frides genißen, die wile der tag weret, daz auch der buwman also ane geverde halden sal. Und wer den ackir sewet, der sal fride haben uz und widder heim ane geverde. [...] (8) Auch sin wir uberkomen: obe ein herre vorseczt vor gelt sloß, stede, dorff oder ander gerichte und daz der schaden davon tede, der daz ynne hette, da mochte der cleger den herren nicht umb beschuldigen. Wer ez abir, daz der cleger wißentlich fyent were dezeynen, der daz vorgenante so ynne hette von siner phenge wegin, begriffe er den oder tede ym schaden an dem, da mochte ym auch der herre nicht umb czugesprechen von lantfriden wegin, anders mochte der herre darumb manen oder sin fyant werden, obe en dez gelustede. Gewonne auch der cleger daz sloß, der solde daran nicht me gewynnen dan sines fyendes phenge und dem herren sin erbeschafft nit. (9) Uff den artikel, daz nymand kein eygen rydde noch reuberyge haben sal etc., sin wir ubirkomen, daz ußgenommen sin dez richs stede und alle ander stede, die wole eygen krige haben mogen und sich iren fyanden weren und eygen rydde wol haben mogen kegen den, die ire fyande sind, und darmydde nit me verbrechen sullen dan alse dy, dy czu den wapen geboren sin. Auch sal man pobin dißen brieff keyne ubertracht nit machen, die den steden schaden moge an iren rydden oder an irer were. (10) Wer iß auch, daz dißen fridde icht antreffe, darumb die herren czu tagen komen sulden oder ire frunde bii einander senden wolden, dar sulden die stede die yren mydde senden und hulffe und rad darczu tun, daz man den fride behertede und behielde und den frede beßerten. Daz sulde auch iglicher lantrichter den steden virboden, die mit syme herren in dem lantfride weren. (11) Auch sin wir uberkomen, daz unser lantrichter keyner me burgere zu eyner stad an lantgericht sal laden wan ses burgere, und enkunden oder enwolden die nit dar ryden, so sal ein burgermeister zu der stad mit czwen scheffin zu dem rade dy virantworten, als ob dy sesse keinwertig weren. [...] (14) Auch sin wir uberkomen, daz nymand sal laden umb lehingud odir daz erblich gud antreffe, da wisen wir daz lehengud an die herren und daz erblich gud an daz gerichte. (15) Auch sin wir uberkomen: wer da schuld schuldig ist und sin phant davur erleubet, alßo daz der daz erwisen mag, dem die phande erloubit sin, griffet er zu den phanden, mit den phanden, mit den panden sal er pentlich farn, und daruber sal kein lantrichter richten. (16) Auch sin wir ubirkomen: wer in eins herren lande verwiset wurde, der sal in alle der herren lande sin verwiset, die in disme fride sin. (17) Wer ez auch, daz ymand in disser herren lande oder die in disme fride sin oder in iren landen gesessen wern und dez fryds nit gesworn hette, den darff man den fride nit halden. (18) Auch sin wir ubirkommen: wan der cleger recht beheldet vor gericht und sinen schaden beheldet mit sine rechte vor dem lantgericht, so sal ym dereyne, der ym den schaden getan hat, briefegeld und botenlon kern mit dem schaden und mit der name und y zwo mile rechin vur einen alden thornoß. (19) Auch sin wir uberkomen, daz alle fursten, graven, herren, frihen, ritter und knechte, die zu den wopen geborn sin, und alle stede, die in disme fride sin, und alle paffen mit iren knechten weideweg triben mogen mit yagenden hunden, mit falkin, hebichen, blafussen, sperwern und mit den vorligenden hunden, mit winden und mit steubern, mit ruden zu den swynen, sollen felig sin und auch felikeid halden, uzgenommen daz nymand in der finde lande weydeweg triben sal, want er kein felikeid darynne hat, uzgescheiden hasenlußer, und die felikeid sollin sie han ein mile umb sich von der stede, dar sie uzriden, ane geverde. (20) Auch sin wir uberkomen, daz fursten, herren, graven, frihen, ritter und knecht dy zu dem lande riden wollin nach ritterschafft oder zu schimphe als zu stechen oder zu thorneyen uzwendig landes oder ynwendig landes, die sollin felikeid habin und auch felikeid halden zu und heim mit ir habe und knechte vor allen den, die in dissme fride begriffen sin. (21) Vortme solche sache oder gebrechen, die sich verlauffen hette, dy den lantfriden antreffen bißher, dy sal der lantrichter richten mit fruntschafft odir mit rechte. Vortme sal er sich halden, als disser brieff uzwiset. (22) Auch sin wir ubirkomen umb den artickil, der in der herrn brieffe stet: Wer geschuldigt wurde, daz er disen fryden gebrochin sulde han oder virbreche und sin unschult darvur bode und selbdritte darvur swern wulde, daz man schinberlich sehenlich under en bewisen mochte oder daz her en in sinen wern hette oder gefangen, dy he in hefften odir in globden hette, der eide sulde unser kein vur sich lassen tun, sintdemale daz iz widder got, widder eren und widder den lantfriden ist. [...] (28) Auch sin wir uberkomen: wo der lantrichter ein lantgericht siczit und schuldner und antworter gein einander komen und die sache also were, daz eyne parthie oder beide sich wolden berufen gein Geismar, dez sal der lantrichter nit staden, kann er anders daz gerichten noch glichen dingen, daz er daz vurantworten kann vur den alndrichtern allin. Wer abir die sache also, daz er die alleyne nit gerichten kunde, so sal er beschriben nehmen schulde und antwurte und daz brengen an dy lantrichter und en dan widder brengen vorsigelte richtebrieffe von den lantrichtern, daran sich cleger und antwurter sal laßen gnugen. (29) Wer iz auch, wilchem lantrichter liebes nor oder herren not benymmet, daz er an landgericht nit komen moge, der mag eynen seczen an sine stad, der auch czu den wapen geborn ist. Der sal globen und sweren dez tages ein recht richter czu sin nach uzwisunge der herren brieffe und sal dez tages macht haben als der lantrichter selbin. (30) Auch sin wir uberkomen: ob die lantrichtere czu rade wurden andirswohin czu ryden dan czu Geismar, so sullen sie und wen sie virboden und darczu bedorffen sicher und felig sein zu und heim ane geverde. (31) Auch sin wir fursten uberkomen, daz wir alle iars eyns czusamen komen sollen czu Friczlar mit namen uff den suntag nach mitfasten und dazu uberkomen, waz nucze und gut sii czu dem fride. Wer auch mit dem fursten rydet czu dem tage oder mit den iren, die sie darczu schicken von irer wegin, die sollen sich und felig sin zu und heim ane geverde vor allen den, die in dißem fride sein. (32) Auch sin wir uberkomen: wor unser lantrichter schribere ryden oder gen, die sollin felig sin und des lantfrides genißen, also daz sie auch felikeid halden. Auch wo unsere lantrichtere boden geen, die unser brieffe tragen als von dez lantfrides wegin, die sollin sich und felig sin zu und heim ane geverde. (33) Auch sin wir uberkomen: willich fischer oder weideman nymand hat, der en verantworte, der sal unsicher sin libes und gudez. (34) Auch sal der kauffman alle iare komen czu syme lantrichter und eynen nuwen brieff losen. [...] (37) Wer ez auch, wer in dem krige lege kegen die vorwiseten von Padberg oder ander, der vorwiset were, dy dar czu dem krige oder darvon ridden, furen oder gingen, die den forderlich sin wolden oder weren, die in dem krige legen, dy daz bewiseten, daz sie die egnanten vorwiseten lude schedigen oder hindern wulden, so ver als sie kunden, die sulden uff dem wege darczu und davon felig sin vor allen den, die in dißen fride begriffen sin, man orloyge oder nicht, und die sulden auch felikeid halden ane geverde. (38) Wer ez auch, daz ein grave oder ein fry herre geladen wurde vor ein lantgericht, der eygen sloß, lande und lude hette, der mag eynen erbern man, der czu den wapen geboren sy, an sine stad senden vor en vol zu antwurten an gerichte. (39) Auch wer ez, daz ein kirche oder kirchov geroubet, geschint oder gebrant wurde und da man noch messe uffe plege czu haldene, derselbe kirchov solde ouch felig sin und waz daruffe und ynne were, uzgescheiden reysige habe. Des zu urkunde etc. Datum Alsfeld dominica iudica anno domini MCCCXCV.
[...](41) Uff den artikel ist men ubirkummen: ab czwene gefinde weren undir einandir und ein andir mit der czweir eyme entsentliche gute hette in dem dorffe und feltmargke odir wo dy gut semptliche legin, mochte her deme des nicht geschonen, so solde her eyne abeclage thun an deme, der in sampgude mit deme syne fyende hette. Ouch solde her die gut, an den her die abeclage tede, in der abeclage namhafftig machin, wo die legin in sloße, in stede odir dorffin. Andirs solde sin lib und gud sin vor eme und den sin ane geverde. Were ouch, dar der, an deme die abeclage gescheen were, nicht liden wolde, so sal her czu deme noch zu den sin nicht griffen, her enhabe sich dan vor an eme bewart noch ußwisunge der hern briff.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Mainz, Erzbischöfe, Konrad II. von Weinsberg · Köln, Erzbischöfe, Friedrich III. von Saarwerden · Paderborn, Fürstbischöfe, Johann I. von Hoya · Thüringen, Landgrafen, Balthasar · Hessen, Landgrafen, Hermann II. · Braunschweig-Göttingen, Herzöge, Otto der Quade · Braunschweig-Göttingen, Herzöge, Otto der Einäugige · Falkenberg, Wittekind von

Weitere Orte

Mainz, Erzbischöfe · Köln, Erzbischöfe · Paderborn, Bischöfe · Thüringen, Landgrafen · Braunschweig, Herzöge · Hofgeismar · Fritzlar · Alsfeld

Sachbegriffe

Erzbischöfe · Bischöfe · Herzöge · Landfrieden, Zusätze zu · Bündnisse, Erweitern von · Söhne · Kirchen, abgebrannte · Landrichter, Zuständigkeit von · Pilger · Straßen, Sicherheit auf · Geleitsbriefe · Kaufleute · Bauern, Schutz der · Ochsen · Pferde · Gespanne · Fehden, Regelungen für Pfandschaften · Pfandschaften, Beschädigung in Fehden · Reichsstädte · Fehden, rechtmäßige · Städte, als Rechtspersonen · Bürger · Bürgermeister · Schöffen · Lehen · Erbgüter · Landgerichte, Verfahren vor · Jagdhunde · Jagdvögel · Jagd · Fürstentage, regelmäßige · Geleitsbriefe, jährlich erneuern · Geleitsbriefe, Kauf von · Fischer · Hirten

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

UB Markgrafen von Meißen 1

Original

UB Markgrafen von Meißen 1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 11453 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11453> (Stand: 16.04.2024)