Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1403 Februar 3

König Ruprecht entscheidet die hessischen Klagen gegen Mainz

Regest-Nr. 11231

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 3876 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 46, Nr. 46⟩.
B: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 3877 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 46, Nr. 46⟩.
Stückbeschreibung: A: Pergament, beschädigt und z.T. verblaßt.
B: Pergament, Membran in der Mitte zum Teil beschädigt (lt. Findbuch).
Siegel: A: Das Majestätssiegel König Ruprechts (an Pergamentstreifen) liegt lose bei der Urkunde. B: Siegel fehlt (lt. Findbuch).
Abschriften: Generallandesarchiv Karlsruhe, Cop. 939 8582), fol. 92 (gleichzeitig).
Drucke: Deutsche Reichstagsakten 5, S. 459 Nr. 336 (nach der Abschrift); Eckhardt, Eschwege, S. 126-128 Nr. 138.
Regesten: Urkunden der Markgrafen von Meissen Abt. B 2, S. 324 f. Nr. 482.
Regest
Nürnberg. - König Ruprecht tut einen Rechtsausspruch zwischen Erzbischof Johann II. von Mainz und Landgraf Hermann II. von Hessen und entscheidet insbesondere die Klagen von Hessen gegen Kurmainz. Dabei wird (§ 5) wegen der Städte Eschwege und Sontra, die nach der Klage des Landgrafen Hermann von Alters her zu Hessen gehören, widerrechtlich vom Landgrafen von Thüringen ihm entrissen seien und trotz des Schiedsspruches Herzog Stephans von Bayern ihm vorenthalten würden, während Erzbischof Johann in seiner Antwort geltend macht, daß der Landgraf von Thüringen sie wohl 12 Jahre inne gehabt und ihm im Jahre 1400 in wechsels unde kaufs wise überlassen und daß er und sein Stift die Städte in friedlichen und nützlichen Gewähren ohne rechte Ansprache über rechtverwährte Zeit besessen haben, folgendermaßen entschieden: [da der Landgraf von Thüringen die Städte nicht rechtmäßig inne gehabt habe, da sie ihm abgesprochen worden sind, konnte er sie auch nicht rechtmäßig verkaufen. Die Städte gehören also rechtmäßig dem Landgrafen Hermann von Hessen].

Wortlaut der Datierung

Gebenn zu Nurnberg uff dem sampztag nach unser frawen tag lichtmesse purificacio zu latine - vierczen hundert und dry iare unsers richs in dem dritten iare.

Originaltext
(...) Item und in dem andern artikel: wie das derselb Johan von siner und siner kirchen zu Mencz wegen ingenomen unde sich underwunden hab desselben Hermans stete mit namen Eschinwege unde Suntra mit iren zugehorungen, die zu dem furstentum zu Hessen gehoren unde von dem rich zu lehen ruren unde dy desselben Hermans eldern gehabt haben hundert jar unde lenger und er gehabt hab, bis das er von sym oheym dem lantgrafen in Duringen on gericht unde recht derselben stete frevenlich entwelldigt ward etc.; und wie das im doch dieselben stete mit recht zugeteilt sin von unserm lieben vettern herczog Steffan von Beyern als von einem uberman von beiden partien gekorn unde gewilkuret etc.; unde wie der egenante lantgrafe in Duringen uber soliche zugesprochen recht im dy egenanten stete frevenlich unde mit unrechter gewalt vorenthalden habe etc.; unde wy er sich des oft beclagt hab vor dem riche unde wo im das geburte vor fursten, heren unde andern unde nemlich zu Vorcheym etc.; unde wie der egenante Johan das alles nicht angesehen hab, sunder er hab dy egenanten slosse ingenomen, des er doch nicht getan haben solt, wann er sin und der kirchen zu Mencz man gewesen sey, dorumb er in billich verteidingt haben solt gein allermeniclich, und ouch dorumb, das er in sunderlicher verpuntnuss mit im sass unde noch sicze, unde nemlich dorumb, das er das demselben Johan desmals, do er dy stete innemen wollte, verkundet unde zu wissen tete; derselb Herman hab ouch allweg ansprach doran gehabt, si sin im ouch mit recht nie abgeclagt noch angewunnen etc., als dann derselb artikel unde beschuldigung eigenlicher innhald etc.
Unde entwort des egenanten Johans: wie das der egenante lantgraf in Duringen die egenanten stete wol zwelff jar besessen unde ingehabt habe unde haben in ouch burgmann, burger unde ander daselbs fur iren heren erkant etc., des sin die halben teile derselben stete mit iren zugehorungen an denselben Johan und an den stift zu Mencz von dem egenanten von Duringen in wechsels- unde kaufswise komen etc., do man zalt nach Crists geburt im vierczenhunderczigisten jare etc.; es sin ouch er unde sin stift derselben stete in fridlicher und nuczlicher gewer ane rechtlich ansprach gesessen lenger, dann landes recht unde gewonheit ist etc.; er soll ouch sin gewer doran vertreten unde behalden alz recht ist etc.
Doruf sprechen unde entscheiden wir: siddemal das der egenante Herman in dem vorgeschriben artikel geschrieben hat, das in der lantgraf von Duringen dy egenanten stete mit unrechter gewalt abgewunnen unde nach dem egenanten usspruch herczog Steffans des obermans unde uber denselben usspruch vorbehalden hab, wan in demselben usspruch dieselben stete mit iren zugehorungen dem egenanten Herman wider zugesprochen unde zugeteilet sind, als wir das in des egenanten obermans briefe doruber gegeben eigenlich verhoret haben, unde siddemal das das demselben Herman nicht geschen noch vollenczogen ist nach innhalt desselben usspruchs unde er das vor uns, den kurfursten, fursten unde andern etc. geclagt hat beide mit briefen unde worten unde ouch uf die egenanten stete ansprach unde vorderung allwege gehabt unde in rechten ziten getan hat nach allen (dingen), dy uns furbracht unde in artikeln verschrieben unde gegeben sind etc., das dann der egenante landgraf von Duringen dieselben stete nicht mit recht innebehalden unde innegehabt haben moge, wan als bald als sy im abgesprochen wurden, als vor begriffen ist, do waren sy mit recht nymmer sin, unde dorumb so hab er ouch von rechts wegen doran nichts gehabt zu verkouffen unde das dorumb dy egenanten stete mit allen iren zugehorungen billich unde von rechts wegen des egenanten Hermans sin sollen unde das im ouch der egenanten Johan billich wider ingeben solle als vil im der egenante landgraf von Duringen doran ingegeben hat, wan derselb Johan die ouch mit recht nicht haben moge kouffen oder innemen durch der vorgeschrieben sachen willen, und dorumb hab er ouch kein recht gewer doran gehaben mogen noch von rechtes wegen besessen (...)

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Ausstellungsort

Nürnberg

Aussteller

Ruprecht I., König

Empfänger

Mainz, Erzbischöfe, Johann II. von Nassau · Hessen, Landgrafen, Hermann II.

Weitere Personen

Bayern, Herzöge, Stephan III., der Kneißl

Weitere Orte

Mainz, Erzbischöfe · Mainz, Stift · Thüringen, Landgrafen · Bayern, Herzöge · Eschwege · Sontra

Sachbegriffe

Könige · Rechtssprüche, königliche · Erzbischöfe · Klagen, gerichtlicher Entscheid über · Streitigkeiten, rechtlicher Entscheid von

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

UB Markgrafen von Meißen 2

Original

Eckhardt, Eschwege

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 11231 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/11231> (Stand: 25.04.2024)