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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Herzogtum Nassau 1819 – 46. Wiesbaden

Erbenheim

Stadtteil
Gemeinde Wiesbaden, Stadt Wiesbaden 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

5 km südöstlich von Wiesbaden

Lage und Verkehrslage:

Siedlung mit komplexem Grundriß im Wäschbachtal. Älterer Siedlungsbereich mit Kirche im Zentrum und einer Umrahmung aus Grabenweg und Gärten links des Baches.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Wiesbaden – Niedernhausen (Inbetriebnahme der Strecke 1.7.1879).

Ersterwähnung:

927

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • 1423 gestattet König Sigismund dem Grafen Adolf von Nassau das Dorf Erbenheim befestigen zu lassen.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3450165, 5546806
UTM: 32 U 450110 5545027
WGS84: 50.055438° N, 8.303059° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

414000130

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1257, davon 873 Acker (= 69.45 %), 61 Wiesen (= 4.85 %), 215 Holzungen (= 17.10 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1885: 1414, davon 1295 evangelisch (= 91.58 %), 104 katholisch (= 7.36 %), 15 Juden (= 1.06 %)
  • 1970: 3345 (ohne Hochfeld)

Diagramme:

Erbenheim: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1353: Grafschaft Nassau (walramische Linie), Herrschaft Wiesbaden
  • 1787: Fürstentum Nassau-Usingen, Oberamt oder Herrschaft Wiesbaden
  • 1806: Herzogtum Nassau, Oberamt Wiesbaden, Kirchspiel Erbenheim
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Wiesbaden
  • 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden,Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk X (Kreisamt Wiesbaden)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Wiesbaden
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Wiesbaden (Main-Kreis)
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Stadtkreis Wiesbaden

Altkreis:

Wiesbaden

Gericht:

  • 1251: Zentgericht
  • 15. Jahrhundert: Landgericht Mechtildshausen
  • 1816: Amt Wiesbaden
  • 1849: Justizamt Wiesbaden
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Wiesbaden
  • 1867: Amtsgericht Wiesbaden

Herrschaft:

1353 im Weistum des Hofes Wiesbaden genannt

1423 Stadtrechtsverleihung durch König Sigismund (Regesta Imperii 11, Nr. 5520).

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1928 Eingemeindung in die Stadt Wiesbaden.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 927 schenken die Eheleute Alfwin und Ada dem Ursula-Stift zu Köln einen Hof mit allem Zubehör in Bierstadt sowie mit 30 zu diesem Hof gehördenen Mansen samt den darauf sitzenden Hörigen und einen Anteil an der Bierstädter Kirche, in Bierstadt, Kloppenheim, Erbenheim (4 Mansen) und Wicker im Königssondergau und an einem weiteren Ort. 1096 bekundet Abt Manegold von St. Jakob in Mainz, dass Diezecha die von ihrem auf der Pilgerfahrt nach Jerusalem gestorbenen Manne Odi dem Kloster gemachte Schenkung in Erbenheim bestätigt und ihrerseits zwei Hufen hinzugefügt habe. 1213 vertauschen die Klöster St. Alban in Mainz und Bleidenstadt ihre Höfe zu Winkel und Erbenheim. 1241 vergleicht sich das Kloster Altmünster zu Mainz mit dem Schultheißen Dietrich und einigen Bauern zu Erbenheim, wonach der Klosterhof in Erbenheim von allen Abgaben befreit wird.
  • 1251 schenkt Erzbischof Christian von Mainz Güter in Erbenheim an das Domkapitel. 1263 wird Besitz des Klosters Gottesthal, 1275 des Klosters Tiefenthal genannt.
  • Die Eppsteiner hatten die zum Fronhof Wiesbaden gehörenden Güter Ende des 12. Jahrhundert als nassauische Lehen inne und übten über Erbenheim die Blutgerichtsbarkeit als Relikt der Mechthildshäuser Grafschaft noch im 13. Jahrhundert aus. Im 13. Jahrhundert besaßen die Eppsteiner 5 Talente Einkünfte als nassauisches Lehen, den Zehnten, Grundbesitz sowie unbestimmte Aktivlehen. Noch beim Verkauf des Landgerichts an die hessischen Landgrafen 1492 werden eppsteinische Leibeigene in Erbenheim erwähnt.
  • Im 14. Jahrhundert waren hier die Adligen von Rüdesheim, Sonnenberg und Sulzbach sowie die Ritter zum Heiligen Grabe und das Stift St. Peter in Mainz begütert.

Ortsadel:

1211 Werner von Erbenheim

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1312: Pfarrei

Pfarrzugehörigkeit:

1327 in das Kloster Klarenthal inkorporiert

Patronat:

1313 verleiht Graf Gerlach von Nassau dem Kloster Klarenthal mit Zustimmung seiner Mutter Imagina und seines jüngeren Bruders Walram das Patronatsrecht über die Pfarrkirche zu Erbenheim

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 3 Kräften

Bekenntniswechsel:

Die Einführung der Reformation erfolgte vermutlich 1534 mit dem Übertritt Johannes Stamms zum evangelischen Bekenntnis.

In allen Orten des Herzogtums Nassau wurde ab 1817 die Union des lutherischen und reformierten Bekenntnisses zu einer evangelischen Kirche eingeführt.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Kastel

Juden:

1843: 17, 1905: 10 Juden

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Markt:

1423 gestattet König Sigismund dem Grafen Adolf von Nassau in Erbenheim Samstags einen Wochenmarkt halten zu lassen.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Erbenheim, Stadt Wiesbaden“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11155> (Stand: 26.8.2023)