Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1382 März 7

Entscheid im Streit zwischen dem Pfalzgrafen und dem Grafen von Nassau

Regest-Nr. 10995

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Katzenelnbogen.
B: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 3013 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Nachtrag 2, Nr. 168⟩.
C: Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 170, Nachtrag.
Stückbeschreibung: B: Fast völlig vermodert, aufgezogen.
Siegel: A und C: Mit den drei Siegeln; B: Siegel ab;
Abschriften: Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Kopiar 10, fol. 55 (15. Jahrhundert).
Regesten: Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1, Nr. 4436; Demandt, Reg. Katzenelnbogen 1, S. 490 f. Nr. 1713.
Regest
Oberwesel. - Erzbischof Kuno von Trier, Erzbischof Friedrich von Köln und Bischof Friedrich von Straßburg, Schiedsleute in den Streitigkeiten zwischen Pfalzgraf Ruprecht d.Ä. bei Rhein, den Grafen Wilhelm und Diether von Katzenelnbogen, Heinrich von Sponheim und Johann von Nassau, der Stadt Wetzlar, den Herren Eckhard von Elkershausen, Philipp von Geroldstein und dessen Bruder sowie ihren Helfern, namentlich den Grafen Simon von Sponheim und Gerhard von Diez, Herrn Johann Krieg und Friedrich Brenner und deren Helfern einerseits und den Grafen Ruprecht von Nassau, Otto und Johann von Solms und deren Helfern, namentlich den Edlen Salentin von Isenburg, Dietrich von Runkel, Sallentin von Ahrental und Arnold von Willmenrod (Wermetrode) und deren Helfern andererseits, vergleichen beide Parteien folgendermaßen:
Die Acht, die Graf Heinrich von Sponheim über Graf Ruprecht von Nassau erwirkt hatte, wird aufgehoben, die Gefangenen beider Seiten sind freizugeben und alle Schatzungen und Brandschatzungen, die noch zu bezahlen sind, gelten als erledigt. Graf Ruprecht von Nassau soll das Dorf Ems mit dem Turm über dem Bade wiedererhalten. Die in diesem Kriege aufgesagten Lehen sollen denen verbleiben, denen sie aufgegeben worden sind. Herr Philipp von Geroldstein und sein Bruder haben ihren Fall dem Erzbischof Adolf von Mainz übergeben, der ihnen eine Spruchfrist benennen soll.
Die Schiedsleute haben zwischen Eckhard von Elkershausen und dem Landgrafen Hermann von Hessen einen Frieden festgesetzt, der zu Lätare (März 16) beginnen und bis Pfingsten (Mai 25) dauern soll. In dieser Zeit wollen sie mit Hilfe der genannten beiden Parteien versuchen, einen Vergleich zustande zu bringen. Gelingt das nicht, können die Helfer des Landgrafen und Eckhards wieder mit eingreifen. Die auf dem gegenwärtigen Tage zu (Ober)wesel anwesenden Angehörigen von beiden Parteien sollen alle gen. Punkte halten. Denen, die nicht zugegen sind, soll der Spruch bis März 10 mitgelteilt werden, und diese sollen sich von dann an ebenso verhalten. Übergriffe, die bis dahin noch geschehen, müssen wiedergutgemacht werden.
Die Zwietracht der Grafen Johann und Ruprecht von Nassau untereinander soll gesühnt sein. In ihren Streitigkeiten wegen des Erbes zu Hadamar sollen sie sich an die Urkunden halten, die sie einander darüber ausgestellt haben, jedoch vorbehaltlich der Rechte beider Erzstifte Trier und Köln. Die Grafen Wilhelm und Eberhard von Katzenelnbogen, die angeblich Sühnebriefe und -gelübde mit Graf Ruprecht von Nassau ausgetauscht haben, sollen sich daran halten. Will Graf Ruprecht den Meffried von Brambach als seinen Mann und Burgmann verantworten, dann soll er Meffried bestimmen, sich rechtens zu verhalten; tut dieser das nicht, darf Graf Ruprecht denselben Meffried weder hausen und halten noch ihn gegen die Grafen von Katzenelnbogen unterstützen. Was die in der Esterau (Estereygen) zwischen den Grafen Eberhard von Katzenelnbogen und Ruprecht von Nassau strittige Wiese betrifft, so sollen beide je zwei Schiedsleute schicken, denen Erzbischof Kuno im Namen der drei Aussteller einen Obermann geben will, die feststellen sollen, wie die Rechtslage ist.
Die Anschuldigungen, die Graf Ruprecht gegen Graf Johann von Nassau wegen einer Bündnisurkunde erhoben hat, werden damit abgetan, daß diese Urkunde für tot und kraftlos erklärt wird. Alle Streitigkeiten, die deswegen entstanden waren, sollen geschlichtet sein und beide Seiten miteinander Freundschaft halten. Haben sie Auseinandersetzungen wegen Lehen, müssen sie von den Lehnsherren ihr Recht holen, sind sie aber über Erbe und Eigen uneins, sollen sie vier ihrer Freunde und (als fünften) einen Fürsten (zum Obermann) nehmen und sich nach deren Spruch ohne Krieg vertragen. Wenn einer seinem Herrn oder Freunde beistehen will, dann kann er das tun, muß sich aber vorher verwahren.
Die Angehörigen beider Parteien geloben einander, alle diese Punkte zu halten.
Siegel der Aussteller.

Wortlaut der Datierung

Geg. zů Wesel 1381 nach Trierer Stil uff fridag neest na dem sondag, als man in der heilgen kirchen singt Reminiscere, daz ist uff den siebenden dag in dem mercze.

Nachweise

Ausstellungsort

Oberwesel (Gem. St. Goar-Oberwesel/Rhein-Hunsrück-Kreis/Rheinland-Pfalz)

Aussteller

Trier, Erzbischöfe, Kuno II. von Falkenstein · Köln, Erzbischöfe, Friedrich III. von Saarwerden · Straßburg, Bischöfe, Friedrich II. von Blankenheim

Empfänger

Pfalz, Kurfürsten, Ruprecht I., der Rote · Katzenelnbogen, Grafen, Wilhelm II. · Katzenelnbogen, Grafen, Dieter VIII. · Sponheim-Bolanden, Grafen, Heinrich II. · Nassau-Dillenburg, Grafen, Johann I. · Wetzlar, Stadt

Siegler

Trier, Erzbischöfe, Kuno II. von Falkenstein · Köln, Erzbischöfe, Friedrich III. von Saarwerden · Straßburg, Bischöfe, Friedrich II. von Blankenheim

Weitere Personen

Elkershausen, Eckhardt von · Geroldstein, Philipp [I.] von · Sponheim-Kreuznach, Grafen, Simon III. · Diez, Grafen, Gerhard VII. · Krieg, Johann · Brenner, Friedrich · Nassau-Sonnenberg, Grafen, Ruprecht VII. · Solms-Braunfels, Grafen, Otto I. · Solms-Burgsolms, Grafen, Johann III. · Isenburg-Kempenich, Herren, Salentin V. · Runkel, Herren, Dietrich III. · Ahrental, Sallentin von · Willmenrod, Arnold von · Mainz, Erzbischöfe, Adolf I. von Nassau · Hessen, Landgrafen, Hermann II. · Katzenelnbogen, Grafen, Eberhard V. · Brambach, Meffried [I.] von

Weitere Orte

Wetzlar (Lahn-Dill-Kreis) · Bad Ems (Rhein-Lahn-Kreis/Rheinland-Pfalz) · Bad Ems (Rhein-Lahn-Kreis/Rheinland-Pfalz), Turm über dem Bade · Hadamar (Lkr. Limburg-Weilburg) · Esterau (Rhein-Lahn-Kreis/Rheinland-Pfalz)

Sachbegriffe

Erzbischöfe · Bischöfe · Schiedsleute · Streitigkeiten, Vermitteln in · Pfalzgrafen · Grafen · Brüder · Reichsacht · Gefangene, Freilassen von · Brandschatzungen · Schadensersatzleistungen · Dörfer · Türme · Bäder · Lehen, Bestätigen von · Erbstreitigkeiten · Besitzstreitigkeiten · Sühnebriefe · Burgmannen · Wiesen, Streit um

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Demandt, Reg. Katzenelnbogen 1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10995 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10995> (Stand: 23.04.2024)