Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

(1382-)1399 August 25

Bericht über die Verpfändung hessischer Städte durch Landgraf Hermann II.

Regest-Nr. 10994

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, 330 Marburg A I, 1, B. 52v. Eintrag im großen Marburger Stadtbuch, geführt 1391/1392 bis Mitte des 16. Jahrhunderts.
Drucke: Küch, Rechtsgeschichte Marburg 1, S. 113 f. Nr. 51.
Regesten: Löwenstein, Juden, S. 46 Nr. 178.
Regest
Der Marburger Stadtschreiber Johann Hottermann berichtet über die Verpfändung der Städte Marburg, Grünberg und Gießen durch Landgraf Hermann von Hessen an die Juden zu Frankfurt. Danach hat der Landgraf die Städte 13.. den Juden für 1300 fl. verpfändet und ihnen dafür die Erhebung der landgräflichen Gefälle gestattet, diese Genehmigung aber schon nach einem Jahr zurückgenommen, obwohl die Städte die Juden voll bezahlen mußten. Sie haben diese Schuld bis auf 756 fl. abgetragen und sich 1383 Juni 23 in Allendorf dahin geeinigt, daß Marburg 219, Grünberg 340 und Gießen 197 fl. bezahlen soll. Wer aber nicht zum gesetzten Termin Juli 25 bezahlte, sollte die daraus erwachsenden Zinsen allein tragen. Darauf haben Marburg und Grünberg bezahlt, Gießen aber hat seinen Anteil anstehen lassen, bis 1398 die Juden den Marburger Bürger Johann Martorf zu Oppenheim gepfändet haben. Trotz der Vermittlung des Landgrafen und der Aufhebung der Judenschulden (vgl. 1396 November 2) durch König Wenzel, mußte Martorf den Juden 1398 April 4 zu Mainz 150 fl. bezahlen. Auf Befehl des Landgrafen mußten darauf die Städte Gießen, Marburg und Grünberg Martorf den Verlust anteilig mit 100, 30 und 20 fl. ersetzen, worauf Marburg und Grünberg sich die Rückforderung der von ihnen erlegten 50 fl. von Gießen vorbehalten.
Originaltext
Anno domini M°CCC°- hat unse jungher der lantgrebe vorsast dii dry stede Marpurg, Grunberg und Gyßen vor dritzehinhundert gulden zu den juden zu Frankenfurt unde hat den steden darvor vorschrebin alle syne gefelle, dii unforsast sin, ez sii zcolle unde andere gulde, daz sii dii solden uffheben unde selbir bestellen, alle jare abezuslahin, also lange biiz dii schult den juden beczalit wurde. Dez han dii stede dii gefelle uffgehaben eyn jar nicht follen unde auch nicht ferrer, unde unse jungher wolde sii nicht me laßen uffheben unde hat daz wider an sich gnomen, unde dii stede musten doch daz gelt den juden fur fol betzalen.
Dez han dii stede den juden geandelagit daz, waz sii uffgehaben hattin von dem geleidesgelde zu Marpurg, vom zcolle unde gefelle zu Grunberg, unde han mit den juden gerechint unde mit en ubirkomen umme houptgelt unde gesuch unde schaden unde han beczalt alse ferre, daz sii den juden schuldig bliben achtehalphundert gulden unde seß gulden, unde han dii under sich gesast zu betzalne unde eyntrechtlichen ubirkomen, alse hernoch geschrebin stet, dez ye der stat eyn recess worden ist.
Anno domini M°CCC°LXXXIII° vigilia beati Johannis baptiste in ecclesia parrochiali in Aldendorff han dii stede Marpurg, Grunberg unde Gyßen gerechint unde ubirkomen umme dii achtehalphundert gulden unde seß gulden, dii sii schuldig sin den Juden zu Frankefurt von unsers (gnedigen junghern) dez lantgraven wegin zu beczalne uff sente Jacobisdag, also daz dez geldes beczalen sullen dii von Marpurg zweyhundert unde 19 gulden, item dii von Grůnberg dryhundert unde 40 gulden unde dii von Gyßen zweyhundert gulden minus 3 gulden. Unde wilche sloße sin gelt uff sente Jacobs dag nicht beczelte, der sal den gesuch unde schaden richten, der sich daruff erliffe, ane schaden der andern stede, dii beczalit hetten.
Dez han dii von Marpurg unde Grunberg er anczal gerichtet unde beczalt uff den vorgenanten sente Jacobs dag, unde ist keyn schade daruff ergangen. So dii von Gißen wolden er anczal ny beczalen unde han daz zu schaden laßen stehin also lange biiz anno domini M°CCC° nonagesimo octavo, du han dii juden bekummert Johan Martorff zu Oppenheym vor daz gelt, daz dii von Gyßen solden beczalt han. Dez hat unser jungher der lantgrebe vor dem kunyge unde vor dem herczoge unde anders mit vil herrin unde ryttern darumme gered unde enkonde der allir nicht genißen odir ouch dez brifes, den der konyng zu fryheiden gegeben hatte, dan Johan Martorff muste den juden zu fruntschafft unde vor alle dyng andirhalphundert gulden geben. Dii 150 gulden beczalte he zu Mentze anno domini nonagesimo octavo uff den grůnen donerstag zu abende.
Darnach so hat Johan Martorff geclagit unserm junghern lantgreben unde gebeden also lange unde vile, daz he dii dry stede vor sich geheischin hat unde hat sii geheißin, daz sii Johan Martorffe sin gelt wider keren sullen. Dez hat unse jungher unde syne rade, dii darbii waren, mit namen Heinrich Schenke, landfoyd, unde Dythleip zuschin den dryen steden gered unde gemacht, wiiwole dii von Gyßen solden daz alleyne beczalt han, doch so redtin sii also, daz dii von Gyßen dez geldes hundert gulden beczalen unde dii von Marpurg 30 gulden unde dii von Grunberg 20 gulden also bescheydelichen, daz dii von Marpurg unde dii von Grunberg behalden er ansprache vor en zu den von Gyßen unde mogen sii angelangin vor dii vorgeschrebin summe geldes, dii sii itzunt beczalen mußten, unde vor ern schaden, wanne sii willen unde sii dez gelustet, nach ludunge der satzunge, dii zu Aldendorff in der kirchen begriffen wart unde vorgeschrebin stet. Anno domini M°CCC° nonagesimo nono feria secunda post Bartholomei.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hottermann, Johann · Hessen, Landgrafen, Hermann II. · Mardorf, Johann · Wenzel, König

Weitere Orte

Marburg, Stadtschreiber · Marburg · Gießen · Grünberg · Frankfurt, Juden · Allendorf/Lumda · Marburg, Bürger · Oppenheim · Mainz

Sachbegriffe

Stadtschreiber · Gefälle, Verpfänden von · Pfandschaften · Juden · Schulden · Finanzen, landgräfliche · Gefälle, landgräfliche · Zinsen · Bürger · Könige · Schulden, Aufheben von

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Löwenstein, Juden

Original

Küch, Rechtsgeschichte Marburg 1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10994 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10994> (Stand: 18.04.2024)