Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1487 Dezember 16

Friedensverhandlungen zwischen Ungarn und dem Reich

Regest-Nr. 10326

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 8093 Friedenshandlungen zwischen Kaiser Friedrich III. und König Matthias zu Hungarn, fol. 49a-55b, Konzept.
B: Hauptstaatsarchiv Dresden, Loc. 9321 Den zwischen Kaiser Friedrich III. und König Mathias von Hungarn geführten Krieg betreffend, fol. 130a-135a
Stückbeschreibung: A: Aus der sächsischen Kanzlei mit zahlreichen Korrekturen;
B: Eine in einzelnen Formulierungen abweichende Fassung, in der die Namen der Reichs- und der ungarischen Stände, die sich verschreiben sollen, sowie das Datum noch fehlen.
Abschriften: Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Maximiliana Iva/71, fol. 1-16.
Drucke: Langenn, Herzog Albrecht, S. 543-550; Teleki, Hunyadiak kora, S. 372-378.
Regesten: Schober, Eroberung Niederösterreichs, S. 386 ff.; Deutsche Reichstagsakten Mittlere Reihe 2, S. 259 f. Nr. 150.
Regest
St. Pölten. - König Matthias von Ungarn gibt bekannt: Da er stets friedliebend gewesen sei und nie beabsichtigt habe, Krieg gegen christliche Fürsten zu führen, ohne dazu gezwungen zu sein, habe er im gegenwärtigen Konflikt mit dem Kaiser und dessen Erblanden mit dem Reichshauptmann Herzog Albrecht von Sachsen bei einem kurzen Zusammentreffen in Markersdorf die Fortsetzung der Friedensverhandlungen durch ihre Räte verabredet. Diese hätten daraufhin in St. Pölten folgendes vereinbart:
Die Prüfung und Entscheidung der Frage, ob König Matthias - wie er glaube - den gegenwärtigen Krieg aufgrund einer kaiserlichen Verschreibung zu Recht oder - wie der Kaiser meine - widerrechtlich führt, soll Papst Innozenz VIII. als Oberhaupt der Christenheit übertragen werden.
Falls dieser den Krieg für rechtmäßig hält, sollen sich folgende Kurfürsten, Fürsten und Städte des Reichs schriftlich verpflichten, den Kaiser in keiner Weise mehr zu unterstützen, sondern König Matthias den Krieg ungehindert fortsetzen zu lassen: die Erzbischöfe von Köln, Trier, Mainz, Magdeburg und Bremen, die Bischöfe von Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Speyer, Augsburg, Straßburg, Metz, Münster, Konstanz, Paderborn, Freising und Worms, die Pfalzgrafen bei Rhein, die Kurfürsten Friedrich von Sachsen und Johann von Brandenburg, Herzog Albrecht von Sachsen, alle Fürsten von Bayern, Markgraf Friedrich von Ansbach-Kulmbach, Erzherzog Sigmund von Tirol, die Markgrafen von Baden, alle Landgrafen von Hessen, die Grafen von Württemberg, Nassau und Sayn, die Gesellschaft mit St. Jörgenschild in Schwaben sowie die Reichsstädte Köln, Straßburg, Augsburg, Basel, Konstanz, Nürnberg, Ulm, Speyer, Erfurt, Frankfurt, Metz, Ravensburg, Nördlingen, Memmingen und Rothenburg ob der Tauber.
Erklärt jedoch der Papst den Krieg König Matthias für unrechtmäßig, so soll sich dieser der päpstlichen Entscheidung unterwerfen.
Für den Fall, daß König Matthias dies nicht tut, sollen sich folgende in seinem Herrschaftsbereich ansässige und ihm unterworfene Prälaten, Grafen, Herren und Städte in gleicher Zahl und in derselben Form wie im Fall des Kaisers verpflichten, den König nicht mehr zu unterstützen: (Es folgen die Namen der entsprechenden ungarischen, schlesischen und mährischen Bischöfe, Fürsten, Grafen, Herren und Städte).
Da Herzog Albrecht vom Kaiser nicht zum Abschluß dieser Vereinbarung bevollmächtigt ist, soll der Waffenstillstand bis 1488 Juni 1 (achten tag noch Urbani) verlängert werden, damit der Herzog die Stellungsnahme des Kaisers einholen kann.
Stimmt dieser nicht zu, können nach Ablauf der Frist beide Seiten völlig frei gegeneinander agieren.
Billigt er jedoch die Artikel, sollen im Juni 1488 die genannten Verschreibungen in Wien und Dresden ausgetauscht werden.
1488 Mai soll König Matthias die Zustimmung des Kaisers anzeigen. Daraufhin sollen im Juni beide Seiten dem Papst ihre vermeintlichen Rechte in diesem Krieg zur Prüfung vorlegen.
Um eine allzu lange Verzögerung der Angelegenheit durch den Papst zu verhindern, soll dieser verpflichtet sein, seine Entscheidung bis Ende August, spätestens bis Ende November 1488 bekanntzugeben. Danach verliert er seine Entscheidungsbefugnis. Der Waffenstillstand soll jedoch keinesfalls über 1488 September 1 hinaus gelten.
Sollten sich zwischenzeitlich die Kurfürsten oder Fürsten des Reiches, insbesondere Herzog Albrecht von Sachsen, um die Beilegung des Konflikts bemühen, so wird dadurch diese Vereinbarung nicht berührt. (Es folgen die detaillierten Bestimmungen des Waffenstillstands).

Wortlaut der Datierung

sontage nach Lucie.

Nachweise

Ausstellungsort

St. Pölten

Aussteller

Ungarn, Könige, Matthias Corvinus

Empfänger

Sachsen, Herzöge, Albrecht der Beherzte

Weitere Personen

Friedrich III., Kaiser · Innozenz VIII., Papst · Sachsen, Kurfürsten, Friedrich III. der Weise · Brandenburg, Kurfürsten, Johann Cicero · Ansbach-Kulmbach, Markgrafen, Friedrich · Österreich, Erzherzöge, Sigismund der Münzreiche · Hessen, Landgrafen, Wilhelm I. · Hessen, Landgrafen, Wilhelm II. · Hessen, Landgrafen, Wilhelm III.

Weitere Orte

Ungarn, Könige · Sachsen, Herzöge · Markersdorf · Köln, Erzbischöfe · Trier, Erzbischöfe · Mainz, Erzbischöfe · Magdeburg, Erzbischöfe · Bremen, Erzbischöfe · Würzburg, Bischöfe · Bamberg, Bischöfe · Eichstätt, Bischöfe · Speyer, Bischöfe · Augsburg, Bischöfe · Straßburg, Bischöfe · Metz, Bischöfe · Münster, Bischöfe · Konstanz, Bischöfe · Paderborn, Bischöfe · Freising, Bischöfe · Worms, Bischöfe · Pfalz, Kurfürsten · Brandenburg, Markgrafen · Bayern, Herzöge · Ansbach, Markgrafen · Kulmbach, Makrgrafen · Tirol, Erzherzöge · Baden, Markgrafen · Württemberg, Grafen · Nassau, Grafen · Sayn, Grafen · Schwaben, Gesellschaft St. Jörgenschild · Köln · Straßburg · Augsburg · Basel (Kanton Basel-Stadt/Schweiz) · Konstanz · Nürnberg · Ulm · Speyer · Erfurt · Frankfurt · Metz · Ravensburg · Nördlingen · Memmingen · Rothenburg ob der Tauber · Schlesien · Mähren · Wien · Dresden

Sachbegriffe

Könige · Kriege · Friedensverhandlungen · Päpste, als Schiedsrichter · Kaiser · Erblande · Reichshauptmänner · Herzöge · Kriegsgründe, gerechtfertigte · Verschreibungen, kaiserliche · Kurfürsten · Fürsten · Reichsstädte · Erzbischöfe · Bischöfe · Pfalzgrafen · Markgrafen · Gesellschaften, schwäbische · Prälate · Hilfe, militärische · Waffenstillstandsvereinbarungen, befristete

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

RTA MR 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10326 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10326> (Stand: 29.03.2024)