Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1483 Juli 12

Anna von Hessen schlichtet einen Streit in Grünberg

Regest-Nr. 10278

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Drucke: Glaser, Geschichte der Stadt Grünberg Nachdr., S. 212-216 Nr. 31.
Regesten: Glaser, Geschichte der Stadt Grünberg Nachdr., S. 212 Nr. 31.
Regest
Landgräfin Anna, Witwe des Landgrafen Heinrich (III.), läßt durch ihre Räthe die Streitigkeiten zwischen dem Rat und der Gemeinde zu Grünberg beilegen.
Originaltext
Der gebrechen, Irrthumb und Speen, so sich ein zeitlangk zwunschen Rathe, Scheffen der Stat zu Grünbergk an eynem und an dem andernteyl der gemeynde daselbst gehaltenn und gewest sindt, und als die Hochgeborne furstin und Fraw Anna von Katzenelnbogen und Dietz geborne, von Gotsgnaden lantgravyn zu Hessen, Grefin zu Ziegenhyn und zu Nydde, Witwe Als nach abgang des Hochgebornen furstenn Hern Heinrichen ettwan lantgraven zu Hessen Ir gnaden gemahel loblicher gedechtnus zu Regirung der gemelten Stat Grunenbergk als Ir gnaden Withumb komen, und do die gemelt unser gnedige fraw solch der genant Stat Grunenbergk Irthumb und Unwillen vernomen, hat Ir gnad und von Ir gnaden wegen die sachen gruntlich zu verhoren und zu entscheyden unns nachbenanten Ludwig von dernbach, Johan Reitheymer genant Frank, Heydenreich Craushayn, Tilman von Sachssen, alle Retht und Diener der genant unser gnedigen frawen, und geordent, die dan solcher gebrechen von allenteylen schuld, Antwort, Redt und gegenrede nach nottorft verhort und von ernstlichen geheys und bevelh der genanter unser gnedigen frawen bede partheyen mit ir bederseyt willen und wissen aller Irer gebrechenn, so die obgenant Rethe, Scheffen und gemeyn bis uff heut datum untereynander gehabt haben, alzumal gruntlich und gentzlich in nachvolgender weys geschrieben und Also zum ersten So und als die gemeyn zu Grunenbergk den rathe und scheffen daselbst angezogen haben, wie das sie etzlich wein zu fridberg gekauft, das In von der gemeyn dan verbotten ist, und an dem wein verloren haben mit namen virdhalben und dreysigk gulden mit allen unkosten daruff gegangen und darzu so das des selbigen weins ein fuder ungeverliche uberbliben, der dan dem Rathe schaden in dem keler genomen hat, solch fuder Weins dan zum bestenn uff dem lager gegeben und gekost hat acht und treysigk gulden an golde, mit weytter wortten des selbigen puncts von der gemeyn vorbenant, und haben schopfen und rathe dauber geantwort, also wie das die Ambtleute zu Grunenbergk unsers hern lantgraven Heinrichs loblicher gedechtnus uff ein zeit, do kein Wein zu Grunenbergk zum zapffen geschankt wart, zu dem Rathe kommen sindt und Inn von der Hern wegen gepotten, das sie wollten gedencken, das der zapff zu Grunenbergk nit ledig stee, oder sie wollen den zappen von wegen der hern bestellen und versorgen. Uf das nu der zapp der sTat nicht entwande wurt, so haben sie im besteni solchen Wein der Stat zu gut gekaufft und were In auch der schade darzu gescheen, so wollten sie den Wein sunder der Stat schaden zu gutem nutz vereußert haben. Daruff wir obgenant, geschickt und geordnet von wegen unser gnedigen frawen, haben Rathe und gemeyne darumb so geschieden, das der Rath und die Weinmeister, die vier, und aber die Vier, die dazumall gesazt und Weynmeister gewest sein, sollen solch virdhalb und dreißigk gulden an golde verlust des Weins unter In selbst setzen und dem Rentmeister zu Fridburg sunder schaden der Stat und gemeyn ußrichten und die achtundtreißigk gulden, dafur das fuder weins verkaufft und in dem keler wie nun verlaut schaden genomen und doch noch vorangenommen ist, solch gulden soll die gemeyn unter sich selbst auch setzen und on schaden des Rathes dem Rentmeyster obgen. auch ußrichten und bezalenn, dargegen dan die gemeyne den verdorben wein zu gut haben sollen, des sie sich nach Irem willen und gefallen darzu gebrauchen mogen. Und was der Irthumb halber Rathe und gemeyn an zerung und allen andern kosten und schaden unter eynander gemacht und geliehen haben, das sollen sie von bedenteylen unter In selbst haben und tragen sunder der Stat schaden zu Grunenbergk.
Zum Andern hatt die gemeyn den Rathe beschuldiget, wie das Tillman Henn, Hanns Zegkler und Caspar Trinkus vor zytten, als Borgemeister gewest sein, haben sie Ir Ambt nicht verrechnet, mit weytteren wortten des selbigen puncts und hatt der Rathe von der treyer obgenant darzu geantwort, Wie das der Stadtschreiber, der do zur zeyt gewest und die Rechenschaft gesatzt und gemacht hat, von totswegen, als meyniglich wissen sey, verfaren ist, Und solch Register sindt nach seyme abgangk auch verloren worden, derhalben konnen noch mogen sie nicht rechenschaft thun und doch zu thun gneygt wern, wan sie hoften, die trey obgen. solten nach außweysung Ir register In rechenschaft finden, das Ine die stat und sie nicht der Stat schuldig weren. Als sich dan an ezlichen der treyen anzeyt. Die dan solcher verlust der register in armut komen sindt. Darumb heben wir die partheyen also geschieden, Nachdem der Stadtschreiber hievor gestorben, die Register verloren sindt als kundlich ist, demnach soll solch vorderung von der gemeyn gei dem Rathe zu Grunenbergk itzundt bei und absein und die gemeyn sol der ding halber gein dem Rathe und den treyen nu forther zu ewigen tagen kein Anspruch und vorderung haben noch behalten sunder solch vorderung soll itzundt in crafft dits entscheyds gantz craftlos und absein anegeverde.
Zu dem dritten punct, Herman Maurer zu Grunenbergk berurend auch etzlicher rethen halber, haben wir denselbigen puncte berufen lassen und dar Innen also gehandelt. Nachdem die sach vormals vor unser gnedigen frawen regiment die gemeyn zu Grunenbergk Maurern der rechenschaft halben auch angezogen und beschuldiget hat und der veste Hans von Doringenbergk Hofmeister etc. die Sachen als aus bevelh lantgraven Heinrichs loblicher gedechtnus usgenomen hat, das dan wissentlich ist, von Allenteylen bewilliget das unnser gnedige fraw und Hans von Doringebergk obgen. des den partheyen ein ungeverlichen tag vernomen und bescheyden darzu unser gnedige fraw Ir Rethe ordenn und schicken soll, solch rechenschaft zu hören und die partheyen umb den Punct auch gutliche zu vertragen und bei solchem vertroge bede partheyen alsdann die ding bleyben lassen sollen und bis zu dem selbigen bescheyd und außtragk der ding sol das gelt mit name hundertfierthalbe gulden an gelde, dritthalben tornos und zwei heller angeverlich so herman vermeynet Im die Stat schuldig bleyben sein In gut besteen und die nit vordern, deßgleichen soll dieser Anzug von der gemeyn gein Herman des punctshalber auch bis zu demselbigen ußtrag nicht geregt noch angezogen werden von allenteylen sunder geverde.
Und nach dem und in kurtz vergangnen zeyten Ein Newerung zwuschen Rathe, scheffen, gemeyn zu Grumbergk entstanden ist In dem stuck, das die Vier auß der gemeyn, die dan dem Rathe und schöffen zu Grunbergk alle Iar zugegeben werden und der Herschaft von Hessen und dem Rathe zu Grunnbergk nach allem herkomen eydhafftig sindt, all sachen die der Rath gehandelt hatt, hinder sich an zunfft und gemeyn bracht hann, davon dan vil unwil und Irthumb zwuschen Rath und gemeyn erwachsen und entstanden gewest sindt, haben wir obgenanten geordent und geschicket auß sunderlichen ernstlichen bevelh unser gnedigen frauwen die partheyen in dem stuck also clerlichen gescheydung undt Ir gnad will auch das forther also zu halten ernstlich gehabt haben, das nu forther mehr dieselbigen vier, die von der gemeyn dem Rathe alle Jar zugegeben werden, den zunfften und gemeyn nicht alle dingk, die in dem Rathe gehandelt werden, hinder sich zurückbringen, dan allein wuhe der Rathe sachen zu handeln untstund, darvon der stat schaden komen mocht, als ob die stad leibgeding, ewiggelt zue kauffen untstund oder sost gelt willens wer uf zins zu entnemen, das doch vortherher ane bewilligung der hershaft von Hessen nicht gestatten noch zugelassen wurdet. Auch ob der Rathe etzlich gelt abloßen und gemeyn schuld der Stat zu bezalen willens weren, solch alles sollen und mogen die vier der gemeyn, zu dem rathe geben, hinder sich an die zunfft und gemeyn bringen on geverde.
Und nachdem dieser vorgenant entscheyde von uns obgen. zu den sachen geordent und geschickt zwuschen Rathe und der gemeyn zu Grunbergk als durch ernstlichen bevelh unser gnedigen frawen obgen. Geteydingt und gemacht ist uf das und vester crestlicher von allenteylen in allen artickeln und puncten gehalten werden, so hat Ir gnad Ir eygen ingesigelt mit rechtem wissen an diesse zwei scheydsbrieve lassen hencken und iglicher partheyen eynen ubergeben, sich wissenn darnach zu haben mit ernstlichen gebutten Ir gnaden Ambtleuthen zu Grunbergk, bei itzundt sein odir hiernach gesatzt und komen werden, ob yemandt von dem Rathe oder aus der gemeyn uber langk oder kurtz mit wortten oder wercken wieder solchen entscheyd sich setzen oder thun werden, den sol man antasten und uf Ir gnad setzen, den Will Ir gnad nach Ir gnad gefallen mit ungnediger bues straffen. Gescheen und gegeben uff Sunnabent nach sant Kilianstag Tausend vierhundert und im Trey und achzigsten Jarene.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Anna, Frau Heinrichs III., geb. Gräfin von Katzenelnbogen · Hessen, Landgrafen, Heinrich III. · Dernbach, Ludwig [II.] von · Reitheymer, Ludwig, gen. Frank · Craushayn, Heydenreich · Sassen, Thielmann [II.] von · Henn, Tillmann, Bürgermeister in Grünberg · Zegkler, Hans, Bürgermeister in Grünberg · Trinkus, Caspar, Bürgermeister in Grünberg · Dörnberg, Hans d.Ä. von

Weitere Orte

Grünberg, Rat · Grünberg, Gemeinde · Friedberg · Friedberg, Rentmeister · Grünberg, Bürgermeister

Sachbegriffe

Witwen · Räte · Streitigkeiten, Vermitteln in · Schiedsrichter · Schöffen · Hofhaltungen, weibliche · Wittume · Wein, Kauf von · Weinmeister · Wein, Kauf von, Streit um · Rentmeister · Keller · Wein, verdorbener · Zehrkosten · Bürgermeister · Hofmeister · Stadtschreiber · Amtsrechnungen, fehlende · Stadrechnungen, verlorene · Schulden · Tournosen · Neuerungen · Zünfte · Leibgedinge · Schiedsbriefe · Amtleute · Strafen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Glaser, Grünberg

Original

Glaser, Grünberg

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10278 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10278> (Stand: 16.04.2024)