Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

(14)81 Juli 31

Weistum über die Rechte Hessens und der Riedesel in Rohrbach

Regest-Nr. 10184

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Generalrepertorium Rorbach. Papierheft.
Regesten: Riedesel zu Eisenbach 2, S. 384 f. Nr. 1342.
Regest
Weistum über die Rechte Hessens und der Riedesel im Gericht Rohrbach: Uff dinstag nach Jacobi hat Lips von Haun (Hůn), Amtmann zu Rotenburg (Rodenberg), von wegen seiner gnädigen Frau (Landgräfin Mathilde) in Beisein Hertings von Hornsberg (Hornßberg) und Hansen, die von der Riethesel wegen dazu geschickt sind, und Herrn Heinrich Spangenberg, der vom Stift Hersfeld (Hersfelt) gesandt ist, zu Gerterode (Gertterade) im Rorbacher Gericht den Schöffen auf ihre Eide befohlen, zu bestätigen, was für Herrlichkeiten und Gerechtigkeiten die Landgräfin und die Herrschaft zu Hessen (Hessenn), und was die Riethesell und das Stift Hersfeld (herßfelt) in dem Grunde Rorbach haben. Sie sagen aus: (1) Der Herrschaft Hessen fallen jährlich aus dem Grunde 16 Pfund Geld zu Geschoß (6 Pfund auf Michaelis, 6 Pfund minus 3 Schilling auf Walpurgis, die andern 4 Pfund und 4 Schilling sind Happel Lohin zu Homberg verschrieben). (2) Sie hat weiter 40 Viertel Hafer, den Greffenhaber. (3) ebenso das höchste Gebot, das sind 3 Pfund und (4) die höchste Buße, 3 Pfund. (5) Wenn ein Mann in Buße geweist wird, hoch oder nieder, soll er der Herrschaft die Buße voll geben und den anderen Grundherren ebensoviel oder sich mit ihnen vertragen. (6) die Herrschaft kann zu jedem Gericht drei Knechte auf des Grunds Kosten schicken. (7) Wenn die Herrschaft mit Zugriffen beschädigt wird und die Männer des Grundes von den Knechten der Herrschaft zur Folge geheischt werden, sollen sie ohne Verzug ziehen, soweit jeder mit einem Laib Brot und Käse reisen kann. Wenn aber die Männer bereits auf Mahnung der anderen Grundherren auf deren Folge sind, sollen sie die Grundherren verlassen und der Herrschaft von Hessen folgen. (8) Die Herrschaft hat die Wildbahn auf dem Thomoßbach und darum, wo das Wild in den Wäldern gejagt wird, unten und oben bis in das Wasser Rorbach. Wenn ein Hirsch, Schwein oder anderes Wild gejagt und in dem Wasser Rorbach getötet wird, so soll es der Herrschaft Hessen gehören, wenn es sein Haupt nach dem Thomoßbach kehrt, den Grundherren, wenn es dieses nach den andern Bergen kehrt. (9) Die Herrschaft kann mit ihren Jägermeistern, Knechten und Hunden jährlich zwei Lager auf Kosten des Grundes halten, eins auf der Schweinshatz, eins auf der andern Wildjagd. (10) Soviel Rauchstätten im Grund sind, hat die Herrschaft Fastnachtshühner, außer Pfarrer, Opfermann, Schöffen und Hirten. (11) Der Grund darf Brennholz und Bauholz gebrauchen, soweit der Grund nach dem Wasser Rorbach dalheldig ist. (12) Die Herrschaft soll den Grund gegen alle Gewalt gleich ihrem eigenen Land verteidigen und schützen.
Die Knechte der Riedesel fragen darauf die Schöffen, wie es um die Lyndelbach bewandt sei. Die Schöffen geben den Bescheid, sie hätten dort nie eine Landleitung gesehen, oder von ihren Vorfahren davon gehört; sie hätten mit der Herrschaft Hessen auch den andern Grundherren zur Jagd geholfen, wenn sie es geheißen wurden.
Weiter weisen die Schöffen: Wenn ein Einwohner des Grunds von einem andern oder ein Ausländischer von einem im Grunde zu fordern hat, soll er es vor den Nachbarn tun; diese sollen ihn nach der Klage weisen, wohin sichs gebührt. Trifft die Sache Ehre und Glimpf, gehört sie vor die Herrschaft; belangt es Erbe und Gut, gehört es vor das Stift Hersfeld; belangt es aber Schuld und Schaden, gehört es vor die Riethesell; betrifft es weniger als 5 Schillinge, so können es die Nachbarn unter sich vertragen, ohne Verdacht der Grundherrn.
Der Rietesell Gerechtigkeit:
(1) die Riethesell haben Gebot und Verbot über Wasser und Weide; der Grund hat den Gebrauch der Weide soweit, als den Gebrauch des Holzes. (2) Sie haben den Dienst im Grunde. (3) Sie haben 16 Viertel Weizen und 16 Viertel Korn. (4) Die Junker oder ihre Knechte sollen zu zweit (salbander) zu jedem Gericht kommen auf Kosten des Grundes. (5) Sie haben im Grund bei 5 Schillingen zu gebieten.
Ferner weisen die Schöffen als altes Herkommen, daß ein Einwohner des Grundes, der außerhalb der rechten Gerichtszeit ein Gericht haben wolle, dem Richter 15 Schillinge und 3 Scherff geben solle; bei einem Ausländischen hat er andere Wege.
Als Schöffen weisen Curt Wilde, Heinrich Schade, Curt Josel, Henne Handwerg, Hen Schade, Berlt Kolmann, Apel Lyndemann, Hen Spiß, Conrait Helmrich, Hermann Wilde, Dolde Gleim (Glyme), Tolde Büttner (Bottener) und andere, besonders Hen Spiß der Alte und Heinrich Schade, zur Thanne gesessen, die vor 30 Jahren bei solcher Weisung am Schöffenstuhle saßen und solche Herrlichkeit mehrmals weisen halfen.
Nachweise

Weitere Personen

Haune, Philipp [II.] von · Hessen, Landgrafen, Mechthild, Frau Ludwigs II., geb. Gräfin von Württemberg · Hornsberg, Herting [III.] von · Spangenberg, Heinrich von · Wilde, Curt, Schöffe im Gericht Rorbach · Schade, Heinrich, Schöffe im Gericht Rorbach · Josel, Curt, Schöffe im Gericht Rorbach · Handwerg, Henne, Schöffe im Gericht Rorbach · Schade, Hen, Schöffe im Gericht Rorbach · Kolmann, Berlt, Schöffe im Gericht Rorbach · Lyndemann, Apel, Schöffe im Gericht Rorbach · Spiß, Hen, Schöffe im Gericht Rorbach · Helmrich, Conrait, Schöffe im Gericht Rorbach · Wilde, Hermann, Schöffe im Gericht Rorbach · Gleim, Dolde, Schöffe im Gericht Rorbach · Büttner, Tolde, Schöffe im Gericht Rorbach · Lohin, Hapel, aus Homberg

Weitere Orte

Rohrbach (Gem. Ludwigsau, Lkr. Hersfeld-Rotenburg) · Rotenburg, Amtmänner · Hersfeld, Stift · Gerterode · Homberg · Thomoßbach, bei Rorbach · Rorbach, Fluß bei Rorbach · Lyndelbach, bei Rorbach

Sachbegriffe

Weistümer · Gerichte · Amtmänner · Stifte · Schöffen · Eide · Gerechtigkeiten, landgräfliche · Gerechtigkeiten, Aufteilung von · Geschosse · Steuern, Geschosse · Zahltermine · Verschreibungen · Hafer · Korn · Abgaben, Getreide · Bußen · Heeresfolge, Reichweite der · Knechte · Brote · Käse · Verpflegung · Grundherren · Rechte, Aufteilung von · Jagdrechte · Schweinshatzen · Wälder · Jägermeister · Jagdknechte · Jagdhunde · Fastnachtshühner · Abgaben, Geflügel · Steuern, Befreien von · Pfarrer · Opfermänner · Hirten · Brennholz · Bauholz · Wälder, Nutzung von · Schutz und Schirm · Dienste, Jagdhilfe · Gerichtsrechte, Aufteilung von · Gebote · Verbote · Weizen · Junker · Herkommen, altes · Gerichtszeiten · Gerichtskosten

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Becker, Riedesel zu Eisenbach 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 10184 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/10184> (Stand: 19.04.2024)