Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


Inhalt

  1. Kriegsgefangene Franzosen und Iren in Weichersbach
  2. Verhältnis zwischen Kriegsgefangenen und Deutschen

Abbildungen

Detailansicht

Weichersbach mit Gastwirtschaft und Metzgerei (Postkarte)

↑ Johann Adam Jordan, Erinnerungen an französische Kriegsgefangene in Weichersbach, 1914-1918

Abschnitt 1: Kriegsgefangene Franzosen und Iren in Weichersbach

[62-63] Wie überall während des Krieges so auch hier traten als Arbeitskräfte für die ins Feld gerückten Väter, Ehegatten und Söhne die Kriegsgefangenen, die von der Heeresleitung auf Anforderung gestellt wurden. Es kamen in unseren Ort 19 Kriegsgefangene zur Arbeitsleistung bei den Bauern und zwar 18 Franzosen und 1 Irländer. Letzterer war bei Joh. Georg Schiefer Folgende 18 Bauern hatten jeder einen Franzosen: Fritz Deuker, Oberdorf, August Ape, Oberdorf, Justus Fischlein, Justus Hölzer, Konrad Berkel, Heinrich Müller, Heghennersch 7, Johannes Euler, Wirt Johannes Eigenbrodt, Wagner Konrad Gärtner, Karl Berkel, Heinrich Müller, Johannes Gärtner, Oberstoffels, Johannes Gärtner, Unterstoffels, Friedrich Heil, Johannes Deuker, Witwe Gerlach, Friedrich Zollinger und Kaspar Böhm.

Die Kriegsgefangenen waren bei dem Wirt Eigenbrodt in dem neben dem Tanzsaal gelegenen Zimmer untergebracht und interniert. Es waren aus Brettern Bettstellen zusammengenagelt und je zwei derselben aufeinander gestellt, diese Bettstellen ließ die Gemeinde herrichten, die Strohsäcke und Schlafdecken ebenso, auch war ein großer Schrank vorhanden, sowie Waschgarnituren und Handtücher. Die Gefangenen mußten morgens jeder zu seinem Bauern gehen zur Arbeit, dem er zugeteilt war. Die Kost und Verpflegung stellten die Bauern. Dafür erhielt ein jeder einen kleinen Verpflegungszuschuß ausbezahlt. Nach getaner Arbeit mußten sich die Gefangenen in ihrem Aufenthalts- und Schlaflokal bei Wirt Eigenbrodt wieder einfinden.

Die Aufsicht und Kontrolle ebenso die Verteilung etwa an die Gefangenen ankommender Pakete und Geldsendungen unterstand einem Wachmann in Uniform mit Gewehr und Patronen, einem Landsturmmann, der hierher kommandiert war.

Alle ankommenden Briefe und Postsachen wurden von demselben gelesen und kontrolliert, ebenso alle abgehenden Postsachen an die Angehörigen der Gefangenen. Dieselben hatten hier ein sehr angenehmes Leben, sie hatten ihr Essen und ihre Arbeit, standen mit ihren Angehörigen in einem steten brieflichen Verkehr, der jedoch überwacht wurde, damit kein Verrat irgendwelcher Art stattfinden konnte; auch hatten sie die sichere Hoffnung, nun im Kriege nicht mehr totgeschossen zu werden. Jedenfalls hatten sie es bedeutend besser als unsere deutschen Gefangenen bei den Feinden. Während bei uns die Lebensmittel immer knapper wurden, kriegten die kriegsgefangenen Franzosen hier auffallend viele Pakete mit Lebensmitteln, wie gutes Weißbrot, Biskuits, Büchsenfleisch und alle guten Sachen, hauptsächlich Zigaretten, die von denselben dauernd geraucht wurden. Auch drehte sich jeder seine Zigaretten selbst.


Personen: Jordan, Johann Adam · Deuker, Fritz · Ape, August · Fischlein, Justus · Hölzer, Justus · Berkel, Konrad · Müller, Heinrich · Heghennersch · Euler, Johannes · Eigenbrodt, Johannes · Gärtner, Konrad · Berkel, Karl · Müller, Heinrich · Gärtner, Johannes, Oberstoffels · Gärtner, Johannes, Unterstoffels · Heil, Friedrich · Deuker, Johannes · Gerlach, Witwe · Zollinger, Frfiedrich · Böhm, Kaspar
Orte: Weichersbach
Sachbegriffe: Kriegsgefangene · Bauern · Landwirtschaft · Franzosen · Iren · Gaststätten · Landsturm · Postverkehr · Postzensur · Lebensmittel · Zigaretten
Empfohlene Zitierweise: „Johann Adam Jordan, Erinnerungen an französische Kriegsgefangene in Weichersbach, 1914-1918, Abschnitt 13: Kriegsgefangene Franzosen und Iren in Weichersbach“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/84-1> (aufgerufen am 28.03.2024)