Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Die Lage von Herleshausen und des Thüringer Zipfels an der hessisch-thüringischen Grenze (heutige Situation)

Verhandlungen über Eisenbahnverbindung zum Bahnhof Herleshausen, 16.-18. Februar 1960

Bei einer Konferenz über den Interzonenverkehr zwischen Vertretern der Bundesbahn, des Verkehrsministeriums der DDR und der Reichsbahn in Bremerhaven bringen die westdeutschen Vertreter den Wunsch nach Verhandlungen über den Bahnhof und die Eisenbahnanbindung von Herleshausen vor. Damit soll, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, das Kuriosum beseitigt werden, dass das hessische Herleshausen von der Bundesrepublik aus auf dem Schienenweg nicht erreichbar ist, obwohl es einen Bahnhof hat. Der Bahnhof Herleshausen, der mit seinen Anlagen eigentlich zum Bereich der Bundesbahndirektion Kassel gehört, untersteht auf Grund einer besonderen Vereinbarung der Betriebsführung der Reichsbahndirektion Erfurt. Auch das auf hessischem Gebiet wohnende Personal des Bahnhofs Herleshausen untersteht der Reichsbahn. Der Bahnhof Herleshausen ist durch die Grenzziehung der Besatzungszonen restlichen Streckennetz in Hessen und in der ganzen Bundesrepublik abgeschnitten worden. Die aus Bebra kommende Eisenbahnlinie nach Eisenach verlässt bei Obersuhl die Bundesrepublik und quert den zur DDR gehörenden „Thüringer Zipfel“, bevor sie ab Wommen noch einmal für wenige Kilometer durch hessisches Gebiet verläuft. Zwischen Eisenach und dem thüringischen Gerstungen verkehren nur Lokalzüge, die auf bundesdeutschen Gebiet in Herleshausen nicht halten, während westdeutsche Züge auf dieser Strecke – mit Ausnahme der durchgehenden Interzonenzüge – überhaupt nicht fahren können. Die fast 2.000 Einwohner von Herleshausen werden darum mit Buslinien und Lastkraftwagen an das hessische Verkehrsnetz angebunden.
(OV)