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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Bericht über Lage der Landwirtschaft in der Kriegssituation, 26. Januar 1917

Der Regierungspräsident in Wiesbaden beschreibt in seinem Zeitungsbericht an Kaiser Wilhelm II. die schwierige Lage der Landwirtschaft seines Bezirks zwischen passivem Widerstand und Kriegsgewinnlertum, großem Fleiss der Landbevölkerung und dem Arbeitskräftemangel auf dem Land:

Der Abgabe der verlangten landwirtschaftlichen Erzeugnisse tritt vielfach ein starker passiver Widerstand entgegen, wesentlich wohl aus der irrtümlichen Ansicht heraus, daß man für sich und seinen Haus- und Viehbestand nicht genügend zur Ernährung zurückbehalten dürfe. Daneben zeigt sich leider auch an einzelnen Stellen eine Sucht nach unrechtmäßigem Gewinn, die vor der Ausbeutung der allgemeinen Notlage nicht zurückschreckt und trotz der an sich schon hohen Preise, die den Landwirt zur Zeit allgemein in eine finanziell wesentlich günstigere Lage gebracht haben, noch höhere verlangt und erhält. Andererseits muß aber der eiserne Fleiß und die unermüdliche Arbeit anerkannt werden, mit der die Landwirte, die zurückgebliebenen alten Leute, die Frauen, die Kinder usw. ihr Land bestellen, den Fortgang der Wirtschaft und damit die Ernte und die Volksernährung immer wieder von neuem zu sichern bereit sind. So konnten denn – allerdings nur dank der Mitarbeit von Kriegsgefangenen – die Feldarbeiten bisher noch fast lückenlos besorgt werden, zumal in der Zeit der Hauptfeldbestellung reichliche Beurlaubungen stattfanden.
(OV)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Bericht über Lage der Landwirtschaft in der Kriegssituation, 26. Januar 1917“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/3142> (Stand: 26.1.2022)
Ereignisse im Dezember 1916 | Januar 1917 | Februar 1917
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