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In Kassel erscheint zum letzten Mal das „Verordnungsblatt“ des „Stahlhelm“-Landesverbandes Hessen, 9. November 1935

Nach der am 7. November 1935 angeordneten Auflösung des seit Dezember 1918 bestehenden paramilitärischen Wehrverbandes „Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund (Stahlhelm)“ (vormals: „Der Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“) erscheint in Kassel zum letzten Mal das als „Verordnungsblatt“ betitelte verbandseigene Propaganda- und Mitteilungsblatt des „Stahlhelm“-Landesverbandes Hessen und Gau Kurhessen-Waldeck.

Auf der Titelseite der letzten Ausgabe des Verordnungsblattes wendet sich der Landesführer des Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpfer-Bundes (Stahlhelm) General von Mayer an die Verbandsmitglieder:

Stahlhelmer des L.-V. Hessen!
Auf Veranlassung des Führers und Kanzlers hat Franz Seldte den NS. Deutschen Frontkämpferbund (Stahlhelm) aufgelöst. In soldatischer Disziplin und Treue haben die Einheiten des Bundes bis zum letzten Tage ausgeharrt. Im L.-V. Hessen sind weder Selbstauflösungen noch nennenswerte Austritte erfolgt. In unzertrennlicher Kameradschaft sind wir auch den letzten und vielleicht schwersten Teil unseres Weges gegangen. Hierfür allen Kameraden von Herzen zu danken, ist mir eine Pflicht.

Es ist nicht nötig, an dieser Stelle nochmals auf die Opfer hinzuweisen, die der Stahlhelm im Kampfe für Deutschlands Befreiung gebracht hat. Der Führer hat sie in seinem Abschiedserlaß ausdrücklich anerkannt. Wir treten mit dem stolzen Bewußtsein ab, an der deutschen Wiedererstehung wesentliche Mitarbeit geleistet und die Tradition besten deutschen Soldatentums durch die Schmach des Staates von Weimar gerettet und der deutschen Jugend übermittelt zu haben. Mit heißem Herzen und nach bestem Wissen haben wir uns bemüht, im Dritten Reich unter Adolf Hitlers Führung für das neue Deutschland uns weiter einzusetzen. Mein Vertrauen und mein Glauben an das reine Wollen auch der vorzeitig aufgelösten Einheiten des Regierungsbezirkes Wiesbaden ist niemals wankend geworden.

Kameraden! Unsere fleckenlosen Fahnen rollen wir ein; unser graues Ehrenkleid legen wir ab; im tiefsten Herzen aber bleiben wir verbunden. Für Deutschland zogen wir ins Feld, für Deutschland kämpften wir im Zwischenreich, Deutschland wird auch in unserem künftigen Leben der Leitstern unseres Handelns sein. Bewahret Euren Frontsoldatengeist! Dann werdet Ihr niemals fehlgehen. Ein letztes Frontheil dem Bund, dem Führer und dem Vaterland!

Kassel, den 9. November 1935

Der Landesführer: von Mayer1

Das „Verordnungsblatt“, das unter diesem Titel seit 1. Oktober 1934 erscheint und vorher unter den Bezeichnungen „Mitteilungsblatt“ (1. Januar 1934 bis 15. September 1934), „Stahlhelm-Gaublatt“ (1. Juli 1933 bis 15. Dezember 1933) und „Nachrichten-Blatt Stahlhelm B. d. F.“ (bis 15. Juni 1933) herausgegeben wurde, veröffentlicht neben allen die Angelegenheiten des „Stahlhelm“-Landesverbands Hessen betreffenden Informationen und Bekanntmachungen, Mitteilungen der Bundesleitung, eigenen Verordnungen und Veranstaltungsberichten insbesondere propagandistisch-ideologische Beiträge zur Stärkung der völkisch-nationalistischen und soldatisch-wehrdienstlich ausgerichteten Überzeugungen der Verbandsmitglieder (dies regelmäßig unter Überschriften wie zum Beispiel „Der Ruf nach Wehrhaftigkeit. Der Kampf des Stahlhelm für die Wehrpflicht.“, „Wehrdienst – Ehrendienst!“ oder „Frontgeist“).
(KU)


  1. Verordnungsblatt Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpfer-Bund (Stahlhelm), Landesverband Hessen und Gau Kurhessen-Waldeck 11. Jg. (1935), Nr. 16 vom 9. November, [S. 1].
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„In Kassel erscheint zum letzten Mal das „Verordnungsblatt“ des „Stahlhelm“-Landesverbandes Hessen, 9. November 1935“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4609> (Stand: 9.11.2022)
Ereignisse im Oktober 1935 | November 1935 | Dezember 1935
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