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Georg-Büchner-Preis an Günter Eich, 31. Oktober 1959

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Büchner-Preis an den Dichter Günter Eich (1907–1972), der laut Urkundentext, „durch die unpathetische Sprache seiner Gedichte und Hörspiele ein rückhaltloses Bekenntnis zur Kreatur fordert, durch die Genauigkeit des Wortes das Gewissen gegen Vorurteile schärft und dem Menschen neue Entscheidungen abverlangt.1 Günter Eich ist Lyriker und Hörspielautor, seine Werke werden der Nachkriegsliteratur zugerechnet. Jedoch schrieb Eich schon vor 1945 diverse Rundfunkmanuskripte und veröffentlichte Gedichte in Literaturzeitschriften, zudem beantragte er 1933 seinen Beitritt in die NSDAP. Seine Position und sein Wirken innerhalb der NS-Diktatur sind deshalb umstritten. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft, veröffentlichte Günter Eich wieder Gedichte und wurde 1948 Teil der Gruppe 47, einem regelmäßigen Treffen junger Autoren in Nachkriegsdeutschland, das bedeutend zur Innovation und Erneuerung der deutschen Schriftstellerlandschaft beitrug.

In Darmstadt, wo die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung sesshaft ist und jährlich zum feierlichen Abschluss ihrer auf der Mathildenhöhe stattfindenden Herbsttagung den Georg-Büchner-Preis verleiht, werden dieser und ein Preisgeld in Höhe von 8.000 DM von Günter Eich entgegengenommen.2 In seiner Lobrede zur Preisverleihung charakterisiert der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Walter Höllerer: „Eich hat vieles aufgefangen und zum ersten Mal gesagt, was nur im Halbbewußtsein eines jeden einzelnen von uns vorhanden war. Nicht selten hat er es mit den Glanzlichtern einer besonderen Art von Witz und Heiterkeit ausgesprochen. (...) Günter Eich ist in Deutschland einer der vertrauenswürdigsten und poetisch sorgsamsten Repräsentanten dieser Literatur geblieben.3

Der Georg-Büchner-Preis wurde 1923 durch die Hessische Regierung ins Leben gerufen und wird seit 1951 als Literaturpreis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen. Vormals als Ehrung für bedeutende hessische Persönlichkeiten, zeichnet er nun Schrift­stellerinnen und Schrift­steller, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervor­treten und die an der Gestaltung des gegen­wärtigen deutschen Kultur­lebens wesentlichen Anteil haben“ aus.4
(NT)


  1. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Günter Eich: Urkundentext.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.8.1959, S. 11: Kulturelle Nachrichten.
  3. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Günter Eich: Lobrede.
  4. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Georg-Büchner-Preis an Günter Eich, 31. Oktober 1959“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5527> (Stand: 31.10.2020)
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