Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1305 August 3

Aufnahme von Burgmannen für Burg Schöneberg

Regest-Nr. 486

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Generalrepertorium Schöneberg. Pergament. Alle sechs Siegel sind ab.
Drucke: Westfälisches UB 9, S. 181 f. Nr. 402.
Regesten: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB, S. 256 Anm. zu Nr. 255; Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 166/167 Nr. 463.
Literatur: Rommel, Geschichte von Hessen 2, S. 81 und Anm. S. 57 Nr. 38; Landau, Ritterburgen 4, S. 216; Nebelthau, Denkwürdigkeiten 1, S. 284.
Regest
Der Ritter Heinrich Jude (Jůde), Amelung von Asseln (Asselen), Konrad Jude und Johann Jude geloben sich dem Landgraf Heinrich, seiner Gemahlin Mechthild und seinen Söhnen, den Junkern Johann und Ludwig, als Burgmannen für das Haus Schöneberg (Schoninberg), das sie dem Landgrafen gegen jedermann, ausgenommen den Bischof von Paderborn (Padirbůrne) und dessen Bistum, offen halten, und versprechen, ihn im Besitze der von dem Edlen Konrad von Schöneberg gekauften Güter nicht zu stören. Im Falle eines Krieges zwischen dem Landgrafen und dem Bischof von Paderborn sollen sie, wenn es sich mit ihrer Ehre verträgt, dem Landgrafen helfen, andernfalls aber neutral bleiben. Löst der Bischof das Haus Schöneberg von ihnen ein, so müssen sie dem Landgrafen 500 Mark Warburger (wartberscher) Pfennige geben. Benötigen sie selber das Geld, das sie auf diesem Hause stehen haben, so sollen sie das Haus zunächst dem Bischof, und erst wenn dieser ablehnt, dem Landgrafen zur Einlösung anbieten, dem sie es überlassen müssen, wenn er nicht von einem dritten überboten wird; in diesem Falle sind an den Landgrafen 500 Mark zu zahlen. Zu Burglehen erhalten sie von dem Landgrafen eine Rente von 40 Mark schwerer Pfennige aus der Bede der Stadt Wolfhagen (Wolfhayn, Wůlfhagene), die ihnen auch zukommt, wenn nur einer von ihnen nach einem etwaigen Verkaufe von Schöneberg landgräflicher Burgmann zu Schartenberg (Scardinberg), Trendelburg (zu der Drendeneburg), Grebenstein (Grevensteyn) oder an andern Orten bleibt. Die vier Aussteller und der Landgraf sichern sich gegenseitig Hilfe besonders für den Fall eines Landfriedensbruches zu.
Zeugen: Johann von Osterhausen (Osterhusen), Pfarrer zu Gudensberg (Godinsberg), die Ritter Wittekind Wackermůl, Ludwig Kalb (Kalph), Otto Hund (der Hunt); die Knappen Hermann (von) Holzhausen (Holzhusen), Werner von Besse, Heinrich von Asseln (Asselin) und Friedrich von Hertingshausen (Hertingeshusen); die Kasseler (Cassele) Schöffen Siegfried Zöllner (Tzolnere), Heinrich, Herrn Konrads Sohn, und Konrad von Gudensberg.
Siegler: 1. der Ritter Heinrich Jude, 2. Amelung von Asseln, 3. Johann Jude, 4. Otto Hund für Konrad Jude, der kein Siegel hat, 5. der Ritter Werner von Westerburg, 6. die Stadt Kassel.
Datum: d. 1305 an S. Stephans Tag als er gefunden wurde.
Originaltext
Allin den, die disin geginwertigen bryf sehent odir horint lesin, den bekenne wir Heynrich Jůde der ryttere, Amelůng von Asselen, Conrad Jůde unde Johan Jůde offinberliche, daz wir entrůwen haben gelobt unde zů den heyligen gesworn, unsme herrin, dem ediln fu^erstin lantgravin Heinrich, herrin des landis zů Hessin, frouwin Mechthylde, sinir elichin wirtinne, unde unsin junkherrin Johanne unde Ludwige, sinen sonin, getrůwe unde holt zů werene als eyn bůrkman sime herrin unde daz hůs zů Schoninberg tzů ophinde, uf alle die da lebnt, an uf unsin herrin den byschof .. von Padirbůrne unde sinen stift. Wir bekennin ouch, daz wir unsin herrin den lantgravin, den vorgenantin, sine wirtinne, unse junckherrin, sinne kint, an deme gůte, daz sie ume den edyln man hern Conrad von Schoninberg unde sine rechtin erbin gekouft haben, nicht hindirn scholn. Ouch bekenne wir, oph unse herre der .. byscoph von Paderburne unde sin stipht eynehalp unde unsir herre der .. lantgrave unde sine kint anderthalph wůrdin kryginde mit eynander, mochte wir d(e)nne unsme herrin dem lantgravin unde sinen kyndin mit erin gehelfin wider den byschof unde sinen stift, daz solde wir tůn, ob er uns alse liebe te^ete. Dorfte wir abir vor unsin e(rin) dem vorgenandin .. lantgravin unde sinen kinden nicht helfin, so solde wir stille alse gemeyne lu^ede sitzin, unsme herrin dem lantgravin noch sinen kindin noch unsme herrin dem byschove unde sinme stiphte keynerleye helfe tu^ende. Ouch bekenne wir, ob der vorgenante .. byschof oder sin stipht ditz selbe hůs Schoninberg van uns lostin, so solde wir des selbin phenninge unsme herrin dem .. lantgravin oder sinen kyndin gebn. Wir bekennin ouch, wer iz odir quem iz also, daz wir unsis geldis, daz wir an dem vorgenanten hůs Schoninberg haben, nicht entbeern mochtin, so solde wir daz selbe hůs unsme herrin de mbyschove odir sime stiphte byedin zu losene. Mechtin sie ez odir enwoldin sie ez dan nicht losin, so schol wir dazselbe hůs unsme herrin dem lantgravin unde sinen kendin zů verkoufine bietin oder zů losene oder tzů setzene, e wir ez anders ymanne bieten, unde will er uns danne mogeliche gelt darůmme gebn, so schu^elle wir ime oder sinen kindin daz selbe hus lazin unde nyemande andirs. Wolde er aber oder sine kint uns minner darumme gebn dan eyn andir, so mochte wir daz selbe hůs verkoufin eyme andirn, der uns me dar umme geelde, daz der geldis funfhundirt (mark) glicher Wartbescher phenninge, darumme (so) gibt uns uns(ir) vorgenant herre der lantgrave unde sine kint fierzik mar(k) geldis swarir phenninge zů bůrklene in der stat zům Wolfhayn an siner bede. Der sal man uns gebn nů zů sande Martinis misse zwenzik mark; sal unsir disis jaris mide quiid unde ledik sin, unde danne von sande Martinis tage (ober e)yn jar fierzik mark unde fůrerest allirierlich fierzik mark schal man uns gebn an die vorgenůndin bede, als bes(ch)eydinliche: gyenge de bede tzů dem Wulfhagene abe, von swilchin ungelůke daz were, des got nicht en wolle, so scholde man uns diz vorgenande bůrkleen anderswo an gůlde oder an bede bewisin, da wir iz alse gewis hettin (als) zů dem Wůlfhagenen. Unde diz bůrleen schul wir haben die wile wir in unsis herrin des lantgravin dinste si(nt) unde daz hůs zů Schoninberg haben. Wer iz abir, daz diz selbe hůs von uns gelost wurde, swelcher unsir by unsi vorgenandin herrin den lantgravin unde sin kynt fůre zů Scardinberg, zu der Drendeneburg oder tzů Grevensteyn oder zweo vor bi sie fůren, der scholde ůns use vorgenande burkleen volgin. Ouch scholde sie uns verteydingin alse ir burkmanne, da wir recht haben. Ouch hat unsir herre der lantgrave sinen brief tzo dem l(an)tfride gegebn. Wu^erde wir an deme lantfriede icht unrech(te)s u(berw)unnen, da en ist er noch sin kint nicht (verbunden, uns) zu verteydingin, da wir recht haben. Dirre (vorgeschrybinde) rede sint getzuge: her Johan von Osterhusen, pherrer zů Godinsberg, her Widikint Wakermůl, her Ludwig Kalph, her Otte der Hunt, ryttere, unde Herman Haolzhusen, Wernher von Besse, Heinrich von Asselin unde Fryderich von Hertingeshusen, knappin, Syfrid Tzolnere, Hinrich, son herm Conrads, unde Conrad von Godinsberg, scheffinin tzů Cassele.
Unde daz alle disse rede stete unde veste unde ungeschrenkit blibe, so gebe wir Heinrich Jůde, rittere, Amelůnge von Asselen, Johan Jůde, disin geginwwertigin brif mit unsin yngesegilin gezeychint, unde wand ich, Conrad Jůde, keyn yngesigele han, so haben ich minen herrin, hern Ottin den Hunt, gebeten, daz er sin yngesigele vor mich an disin bryf hat gehangen. Ouch hab wir gemeynlich gebetin hern Wernhern von Westerburg, den ryttere, unde de stat zů Cassele, daz sie ir ingesigele zů kůntschaft dirre rede an disin brif wollin hengin. Wir Wernher von Westerbůrg unde wir schefine von Cassele bekennin, daz wir durch ir bede unse ingesigele an disin brif duch kůntschaft willeclich haben gehangin. Dirre brif wart gegebn nach gotis gebu^ert dusint iar, dryhundert jar, in dem fumften jare, an Sande Stephans tage, als er vůndin wart.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Jude, Heinrich, Ritter · Asseln, Amelung von · Jude, Konrad · Jude, Johann · Hessen, Landgrafen, Heinrich I. · Hessen, Landgrafen, Mechthild, Frau Heinrichs I., geb. Gräfin von Kleve · Hessen, Landgrafen, Johann · Münster, Bischöfe, Ludwig II. von Hessen · Schöneberg, Konrad [I.] von · Osterhausen, Johann von · Wittekind, Ritter · Kalb, Ludwig · Hund, Otto [II.] · Holzhausen, Hermann [II.] von · Besse, Werner [III.] von · Asseln, Heinrich von · Hertingshausen, Friedrich [I.] von · Zöllner, Siegfried, Schöffe in Kassel · Heinrich, Herrn Konrads Sohn · Gudenberg, Konrad von · Westerburg, Werner [III.] von

Weitere Orte

Schöneberg, Burg · Paderborn, Bischöfe · Wolfhagen, Stadt · Schartenberg · Trendelburg · Grebenstein · Gudensburg, Pfarrer · Kassel, Schöffe · Warburg, Pfennige

Sachbegriffe

Ritter · Burgmannen, Aufnahme als · Ehefrauen · Bischöfe · Bistümer · Burgen · Öffnungsverträge · Güter · Kriege · Währungen, Warburger Pfennige · Pfennige, Warburger · Burglehen · Bede · Pfennige, schwere · Währungen, schwere Pfennige · Verkäufe · Landfriedensbrüche · Pfarrer · Schöffen · Knappen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1

Original

Westfälisches UB 9.1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 486 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/486> (Stand: 28.03.2024)