Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

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Caspar Schutzbar genannt Milchling 1588 und Agnes geb. von Waiblingen, Treis

Treis (Lumda) · Gem. Staufenberg · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Treis (Lumda)

Heutiger Aufbewahrungsort:

Treis, Evangelische Pfarrkirche.

An der inneren Nordwand des Schiffes.

Merkmale

Datierung:

29. Oktober 1588

Typ:

Epitaph

Material:

Sandstein, bemalt

Erhaltung:

erhalten

Größe:

330 x 700 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

4-5 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Die Höhe des Epitaphs konnte nur ungefähr ermittelt werden. Die Figurenfelder sind 219 cm hoch, die männliche Figur mißt in der Höhe 188 cm, die weibliche nur 155 cm.

Die Sockelpartie des Epitaphs hat, wie in dieser Zeit üblich, zwei voneinander getrennte, genau auf die Breite der jeweiligen Figurenfelder bezogene Inschriftkolumnen. Unterhalb der Figur des Mannes dessen Grabschrift (A), das Feld unterhalb der Frau ist nicht ausgefüllt. Die seitlichen, diese Schriftfelder umrahmenden Nischen sind der zeitgenössischen Baukunst entlehnt und bestimmen die Breite des Steines. Über ihnen und in genauer senkrechter Abstimmung befinden sich vier Pilaster mit ionischen Kapitellen, welche die jeweiligen figürlichen Kompartimente mit rundbogiger Umrahmung seitlich umgeben und je fünf Vollwappen mit Namensbeischriften (I) aufnehmen. Diese von der Sockelpartie vorbereitete Disposition bedingt eine stärkere Trennung der Wiedergabe der Verstorbenen bzw. die Hervorhebung der einzelnen Gestalt in einem in der Zeit der Renaissance beliebten Verfahren der Aneinanderreihung formgleicher Felder.

Der Name der Frau erscheint im oberen Teil ihres Steines (D). Sie steht, wohl zum Ausgleich der geringen Körpergröße, auf einem Sockel mit Inschrift (E). Ein dunkelfarbiges Gewand mit langen Ärmeln umhüllt die zierliche Gestalt, die in frontaler Ansicht und betend erscheint. In heller Farbe sind Mühlsteinkragen, Manschetten, die beiden lang herabfallenden Bänder sowie die Haube gehalten.

Caspar Schutzbar trägt eine sehr reich verzierte Rüstung mit angekettetem Dolch links. Dazu in seiner Rechten einen erhobenen Streitkolben und in der Linken ein langes, hinter ihm zum Boden geführtes Schwert. Diese Haltung bedingt, ganz im Gegensatz zur Wiedergabe seiner Frau, ein mehrfaches Überschneiden der inneren Umrahmung, wodurch seine Gestalt dominiert. In der rechten unteren Ecke seiner Standplatte ist der Helm abgelegt, zwischen seinen Füßen die Initialen des Bildhauers (C) und dessen Steinmetzzeichen. Große Augen sind im Verband mit Altersangaben des Gesichtes auch hier im Sinn eines Porträts zu beschreiben. Im oberen Teil der rechteckigen Umrahmung, wie im Figurenfeld seiner Frau, die Namensinschrift (B). In schmaler, waagrechter Umrahmung befindet sich in der Mitte über den Figurenfeldern die Inschrift (F), darüber in regelmäßiger Reihung zwölf Vollwappen mit Namensbeischriften (H) auf der Unterkante des darüberliegenden Gesimses. Es trägt den giebelartigen Aufsatz mit seitlichem Rollwerkschmuck. Drei gebälktragende Pilasterhermen – die Oberkörper sind außen weiblich, in der Mitte männlich mit verschränkten Armen - dienen der Umrahmung bzw. Abgrenzung von zwei bemalten Relieffeldern, wobei links die Kreuzigung erscheint. Das Kreuz Christi befindet sich in der Mitte der bildmäßigen Komposition und überragt die beiderseits angeordneten Schächer. Der Vordergrund wird von Reitern und Soldaten über die ganze Breite bestimmt, einige Köpfe sind zerstört. Ein durchgehender Stadtprospekt schließt das Ganze im Hintergrund ab und ist zugunsten der räumlichen Wirkung verkleinert und in flachem Relief gehalten. Mithilfe zum Teil bizarrer Architekturformen soll das ferne Jerusalem evoziert werden. Links oben das Bild der Sonne (Sol), rechts des Mondes (Luna).

Das rechte Feld gilt der Auferstehung. Erneut ist Christus in den Mittelpunkt gestellt, so daß er mit Kreuzesfahne, geschwungenem Tuch und der Wolkenumrahmung in der figurenreichen Komposition dominiert. Im Vordergrund Soldaten, dem mittleren und links von ihm stehenden fehlen die Köpfe. In der Mitte des Feldes erscheint hinter dem Deckel des Sarkophages und vor dem Höhlengrab ein Engel. Zu ihm werden, dem biblischen Geschehen entsprechend, die Frauen kommen, welche am linken Rand des Bildfeldes mit Salbgefäßen wiedergegeben sind. Der Hintergrund gibt erneut in flachem Relief und perspektivisch verkleinert Jerusalem an. Über beiden Szenen eine weitere Inschrift (G). Der hierin gegebene Verweis auf das Opfer Christi findet bildliche Gestalt in der oberen Mitte. Der Erlöser sitzt auf einer schlangenumwundenen Weltkugel und umfängt mit seinem linken Arm einen senkrechten Balken des teilweise verlorenen Kreuzes. Sein rechter Unterarm fehlt. Rechts neben ihm ist das Oberteil eines Skelettes zu erkennen. Zwei allegorische Figuren sind nach den Rändern beigegeben. Die linke hält einen Kelch und wird für Glauben (Fides) stehen. Die rechte Figur hat den erhobenen Arm um den Kopf gelegt und hält einen zum Teil zerstörten Anker. Sie ist die Verkörperung der Hoffnung (Spes). Über Christus befindet sich ein Obelisk mit kugelartigem Abschluß und bildet die erhöhte Mitte des Epitaphs.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige · Amtspersonen · Militärpersonen

Enthaltene Wappen:

Das Epitaph zeigt insgesamt 32 Vollwappen, 12 davon als Reihe oberhalb der Figuren und je fünf auf den vier Pilastern.

Die 16 Wappen links der gedachten Vertikalachse des Epitaphs stehen für die Ahnen Caspar Schutzbars, die übrigen für die seiner Frau Agnes.

Ahnenwappen des Caspar Schutzbar genannt Milchling:

a) väterliche Ahnen: Schutzbar genannt Milchling, von Bellersheim, von Dernbach, von Nordeck zur Rabenau, von Trohe, Forstmeister von Gelnhausen, von Cleen und Hoelin

b) mütterliche Ahnen: von Breidenbach genannt Breidenstein, von Berlepsch, von Hatzfeld, von Weitershausen, von Hanxleden, von Dersch, von Mudersbach und von Erfurtshausen

Ahnenwappen der Agnes Schutzbar genannt Milchling, geborene von Waiblingen:

a) väterliche Ahnen: von Waiblingen, von der Tann, Vetter von der Lilie, von Schneeberg, von Jagstheim, Kolmatsch (Colmatsch), Hairsen von Trochtelfingen und Baston

b) mütterliche Ahnen: Rau von Holzhausen, von der Tann, nochmals Rau von Holzhausen, von Mansbach, von Biedenfeld, vom Stein, Schabe und von Trümbach.

Dargestellte Personen:

Caspar Schutzbar genannt Milchling, fürstlich hessischer Rat und Hauptmann der Stadt Gießen, gestorben am 29. Oktober 1588 im 63. Lebensjahr, und seine Frau Agnes geb. von Waiblingen, die ihn überlebte und deren Grabschrift nicht ausgeführt wurde.

Caspar war ein Sohn des Hartmann Schutzbar genannt Milchling (+ 1560), dessen Epitaph in Treis ebenfalls erhalten ist, und der Maria geb. von Breidenbach genannt Breidenstein.

Mit seiner Frau Agnes hatte er keine Kinder.

Agnes ging aus der Ehe des Hieronymus von Waiblingen [+ 1541, Epitaph in Schwickartshausen bei Nidda] mit Clara Rau von Holzhausen, Tochter Heinrichs, in zweiter Ehe verheiratet mit Hermann von Zerzen [dieser + 1588, Grabplatte in Niederwaroldern], hervor (Staatsarchiv Marburg, Urkunden A VII, R 70, vom 22. Februar 1591; die Angaben bei von Buttlar-Elberberg zu Agnes' Eltern sind entsprechend zu korrigieren). Agnes starb als Witwe in Treis im März 1614 (Julius Caesar: Catalogus studiosorum scholae Marpurgensis, Pars Quarta, Marburg 1887, S. 84).

Die Grabplatte Caspar Schutzbars, auf die in Inschrift A des vorliegenden Epitaphs hingewiesen wird, lag noch zu Zeiten Walbes (1938) über dem Grab im Boden des Chores vor dem Altar, wurde jedoch 1960 bei einer Erneuerung des Fußbodens beseitigt. Sie war stark beschädigt und zeigte laut Walbe ein großes Vollwappen Schutzbar genannt Milchling und vier kleinere Wappenschilde der Familien Schutzbar genannt Milchling, von Breidenbach (genannt Breidenstein), von Trohe und von Hatzfeld. Auf dem Rand lief eine Inschrift um, die Walbe jedoch nicht mitteilt.

Inschrift

Umschrift:

A:

ANNO • DOM(INI) • 1• 5• 8• 8 • DEN • 2• 9 OCTOBRIS • DES /

OBENS • ZWISCHEN • 3 • VND • 4 • IST • DER /

GESTRENGE • EDLE • VND ERNVESTE • CASPAR /

SCHVTZPAR • GENAND • MILCHLING FVRSTLICHER /

HESISCHER • RAD • VND • HEVPTMAN • DER • STADT /

GISEN • IN GOT • SELIGLICH • VON • DISER • WELT /

VERSCHEIDEN • IM • IAR • SEINES • ALTER • 63 • DEM • GOT /

EIN • SELIGE • AVFESTEHVNG (!) • VERLEI • VND • LIGT /

IM COR • BEGRAWEN • WIE • AM • GRABSTEIN • ZV /

SEHEN •

B:

CHASPAR / SCHVTZSPER GNANT MILCHLING HEVPTMAN / ZV GIESEN

C:

HV DG (zwischen V und D ein Steinmetzzeichen)

D:

AGNES / MILCHLING GEBORN VON WEIB= / LINGEN

E:

HODIE MIHI CRAS TIBI

F:

VNICA NOSTRA SALVS SPES VITA REDEMTIO CHRISTVS

G:

CHRISTVS IST VMB VNSER SVND WILLEN DAHIN GEGEBEN /

VNDT VMB VNSER GERECHTIGKEIT WILLEN WIDER AVFFERSTANDEN /

ROM(ER) 4 •

H (Namensbeischriften zu der oberen Wappenreihe auf der Unterkante des darüberliegenden Gesimses, von links nach rechts):

DERNBACH

BELDERSHEIM

MILCHLING

BREIDENBACH

BERLEPSCHEN

HOITZFELT

VETTER VON / DER LILIEN

THAN

WAIBLINGENN

RAW

THAN

RAW

I (Namensbeischriften zu den Wappen auf den Pilastern):

(links des Mannes, von oben nach unten)

RABENAVW

DROHE

FORSTMEI / STER

CLEEN

HOELII

(rechts des Mannes, von oben nach unten)

WEITTERS / HAVSSEN

HANGESLEDEN

DERSS (verbessert aus DRESS)

MVDERSS / BACH

ERFORTZ / HAVSSEN

(links der Frau, von oben nach unten)

SCHNECBE / RGK

IAXTHEIM

COLMETSCH

HAIRSEN ZV / TROCHTELFI / NGEN

BASTON

(rechts der Frau, von oben nach unten)

MANSBACH

BIDENFELT

STEINN

SCHABEN

TRVBEN / BACH

Übersetzung:

E:

Heute mir, morgen dir.

F:

Unser einziges Heil, unsere einzige Hoffnung, unser einziges Leben, unsere einzige Erlösung ist Christus.

Kommentar:

Übersetzung der Inschriften E und F nach Weyrauch, S. 4 und 9.

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 794
  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 353
  • Weyrauch, Thomas: Das Grabdenkmal des Ritters Caspar von Schutzbar in der Kirche zu Treis an der Lumda, Treis 1988
  • Buttlar-Elberberg, Rudolf von: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Schutzbar genannt Milchling, Tafel 1

Personen:

Schutzbar genannt Milchling, Hartmann · Milchling, Hartmann Schutzbar genannt · Schutzbar genannt Milchling, Maria, geb. von Breidenbach genannt Breidenstein · Milchling, Maria Schutzbar genannt, geb. von Breidenbach genannt Breidenstein · Breidenbach genannt Breidenstein, Maria von, verheiratete Schutzbar genannt Milchling · Waiblingen, Hieronymus von · Waiblingen, Clara von, geb. Rau von Holzhausen · Zerzen, Clara von, geb. Rau von Holzhausen · Rau von Holzhausen, Clara, verheiratete von Waiblingen und von Zerzen · Zerzen, Hermann von · Rau von Holzhausen, Heinrich

Orte:

Gießen · Schwickartshausen

Sachbegriffe:

Wappen · Steinmetzzeichen · Signaturen · Pilaster · Kapitelle, ionische · Mühlsteinkragen · Manschetten · Hauben · Rüstungen · Dolche · Streitkolben · Schwerter · Helme · Rollwerk · Hermen · Pilasterhermen · Kreuzigungsszenen · Auferstehungsszenen · Fides · Spes · Figuren, allegorische · Schächer · Jerusalem · Stadtprospekte · Sonnen · Monde · Soldaten · Sarkophage · Engel · Weltkugeln, schlangenumwundene · Skelette · Männer · Adlige · Ehepaare · Frauen · Räte · Hauptmänner

Wappen:

Schutzbar genannt Milchling · Milchling, Schutzbar genannt · Bellersheim · Dernbach · Nordeck zur Rabenau · Trohe · Forstmeister von Gelnhausen · Cleen · Hoelin · Breidenbach genannt Breidenstein · Berlepsch · Hatzfeld · Weitershausen · Hanxleden · Dersch · Mudersbach · Erfurtshausen · Waiblingen · Tann · Vetter von der Lilie · Lilie, Vetter von der · Schneeberg · Jagstheim · Kolmatsch · Colmatsch · Hairsen von Trochtelfingen · Trochtelfingen, Hairsen von · Baston · Rau von Holzhausen · Mansbach · Biedenfeld · Stein · Schabe · Trümbach

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Caspar Schutzbar genannt Milchling 1588 und Agnes geb. von Waiblingen, Treis“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/862> (Stand: 19.5.2008)