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Aussagen Zinns über den Bund deutscher Jugend schlagen hohe Wellen in der Bundespolitik, 9.-10. Oktober 1952

Die Aussagen des hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (1901–1976; SPD), dass der Bund deutscher Jugend eine Partisanenabteilung unterhalte, die sich auf den Partisanenkampf im Fall eines Einmarsches sowjetischer Truppen vorbereite. Zinn hatte dies im Hessischen Landtag geäußert und zuvor auch Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967; CDU) darüber in Kenntnis gesetzt. Der Ausschuss des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen berät über die Einsetzung eines derartigen Untersuchungsausschusses. Ebenso nimmt sich der Bundesausschuss zum Schutz der Verfassung dieser Thematik an. Die weitere Verfolgung dieses Themas liege allerdings in der Zuständigkeit der hessischen Justiz. Diese wolle in einer gemeinsamen Kommission mit den Amerikanern die Vorwürfe gegen die Organisation prüfen. Im Fokus des Interesses soll eine Schwarze Liste des Bundes stehen, die sich gegen Politiker der SPD richtet und den Amerikanern bislang unbekannt war. Allerdings bekennen sich die Amerikaner zaghaft zu der Aussage, dass sie diese Partisanenorganisation durchaus unterstützt haben. Von Seiten des Bundes werden Zinn und die hessische Justiz aufgefordert, ihre Informationen mit den zuständigen Bundesbehörden und -ausschüssen zu teilen. Ebenso soll Zinn in Bonn persönlich seine Informationen teilen und in einer anschließenden Pressekonferenz Auskunft geben. Aus Karlsruhe wird zudem bekannt, dass die Bundesstaatsanwaltschaft Angehörige des Bund Deutscher Jugend in Hessen im Laufe von Ermittlungen verhaftet hatte, sie aber aufgrund der Annahme, dass es sich bei dem Bund um ein von amerikanischer Seite geführte und finanzierte Organisation handele wieder laufen gelassen. Der Staatssekretär des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen bemängelt, dass Hessen bislang noch nicht alle seine verfügbaren Informationen an die Bundesbehörden weitergeleitet habe. Er hebt hervor, dass es sich bei dem Bund um einen naiven Versuch handele, eine Partisanenbewegung in Deutschland zu verankern. Die SPD betont, dass sich eine Mitgliedschaft in der sozialdemokratischen Partei und beim Bund gegenseitig ausschließen. Der Vorsitzende des Bund Deutscher Jugend, Paul Lüth (1921–1986), berichtet auf einer einberufenen Pressekonferenz, dass die Partisanenbewegung nicht zum Bund gehöre. Ebenso wenig erhalte der Bund eine irgendwie geartete Unterstützung der Amerikaner. Insgesamt weist er alle erhobenen Vorwürfe gegen den Bund von sich und spricht von einer mutwilligen Verleumdung des Bundes durch Ministerpräsident Zinn. Ob der Bund in dieser Angelegenheit ein juristisches Nachspiel einleiten werde, lässt Lüth offen.
(MB)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Aussagen Zinns über den Bund deutscher Jugend schlagen hohe Wellen in der Bundespolitik, 9.-10. Oktober 1952“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4122> (Stand: 1.4.2019)
Ereignisse im September 1952 | Oktober 1952 | November 1952
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