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Erste Landung eines Linienfluges der neugegründeten Lufthansa auf dem Rhein-Main-Flughafen, 1. April 1955

Die am 6. Januar 1953 zunächst unter dem Firmennamen LUFTAG (Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf) neu gegründete und 1954 (nach dem Erwerb der Markenrechte der in Liquidation stehenden „alten“ Lufthansa) umbenannte Deutschen Lufthansa AG eröffnet mit einem Linienflug Hamburg-München ihren regulären Linienverkehr. Der Flug berührt den Rhein-Main-Flughafen als Heimatflughafen der Gesellschaft mit einem halbstündigen Zwischenstopp. Aus Düsseldorf kommend, wo ein vorheriger Zwischenaufenthalt eingelegt worden war, befinden sich in der Maschine mit der Kennung „D-ACEF“ 25 Passagiere, von denen elf ihr Reiseziel mit Frankfurt erreicht haben. Fünf München-Reisende passieren die Abfertigung und begeben sich an Bord der zweimotorigen Convair CV 340. Die Beschaffung von vier Kurzstrecken-Passagierflugzeugen dieses Typs war zuvor von den Alliierten genehmigt worden. Die Lufthansa ist mit der Betriebsaufnahme die 26. Gesellschaft, die nach Kriegsende den Frankfurter Flughafen regelmäßig anfliegt.

Aus Anlass der Premiere steigt am Fahnenmast neben dem Empfangsgebäude des Flughafens die Fahne mit dem Kranich-Logo des Unternehmens empor, zugleich ertönt das Deutschlandlied. Die Flagge ist eigens vom in der Maschine mitfliegenden Lufthansa-Aufsichtsratsvorsitzenden Kurt Weigelt für Oberbürgermeister Walter Kolb (1902–1956; SPD) zum Neubeginn der Deutschen Lufthansa aus Hamburg nach Frankfurt gebracht worden. Weigelt wird nach Verlassen des Flugzeugs (das aufgrund der günstigen westlichen Luftströmung etwas früher als geplant eintrifft) an der Rolltreppe von Kolb, Bürgermeister Walter Leiske, dem Frankfurter Stadtverordnetenvorsteher und dem hessischen Landtagspräsidenten Zinnkann begrüßt. Er überreicht Kolb die Lufthansaflagge, die nach dem letzten Start auf dem Frankfurter Flughafen am 26. August 1939 eingeholt worden war. Das Flugbegleitpersonal begrüßt zahlreiche Ehrengäste, die sich – ebenso wie (hinter einer Absperrung) einige Hundert Schaulustige – auf dem Rollfeld eingefunden haben. Anschließend geht es zu einem kurzen Empfang im Aufenthaltsraum der Empfangshalle, der die Zeit zwischen Landung und Start der Convair ausfüllt. Weigelt und die Flugzeugbesatzung erhalten einen ganzen Waschkorb voller Präsente, Mikrofone werden gerückt, Glückwünsche ausgesprochen, Fotoblitze erleuchten den Raum. Zu Bembel und Frankfurter Würstchen sind hier außerdem unter anderem der Bundesbahnpräsident Prof. Edmund Frohne (1891–1971), der Präsident des Bundesrechnungshofes Josef Mayer (1887–1961), der frühere Chef der Deutschen Verkehrsfliegerschule (DVS) und Rekordflieger Wolfgang von Gronau (1893–1977)1 und zahlreiche Vertreter der Frankfurt frequentierenden ausländischen Luftfahrtgesellschaften zugegen. Weigelt lobt den Rhein-Main-Flughafen als größten der Bundesrepublik und einen der größten Europas, auf dem die Lufthansa immer gern zu Gast sein werde. Die Lufthansa habe dem Neustart in Gedanken seit 1951 entgegen gefiebert.

Bereits nach einer halben Stunde befindet sich die D-ACEF wieder auf der Startbahn, hebt ab und verlässt schließlich den Frankfurter Luftraum in Richtung München.
(KU)


  1. Gronau gelang in der zweiten Jahreshälfte 1932 eine Weltumrundung mit einem zweimotorigen Wasserflugzeug Dornier „Wal“.
Belege
Empfohlene Zitierweise
„Erste Landung eines Linienfluges der neugegründeten Lufthansa auf dem Rhein-Main-Flughafen, 1. April 1955“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1048> (Stand: 9.12.2022)
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