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Bericht General Eisenhowers über Maßnahmen der Militärregierung in der amerikanischen Zone, 29. September 1945

Das US-Kriegsministerium veröffentlicht den Bericht General Eisenhowers an den Generalstab über das Vorgehen der amerikanischen Militärregierung in Deutschland. Maßnahmen zur Dezentralisierung und Demokratisierung sollen die politische Verantwortlichkeit der lokalen deutschen Stellen wecken. Dazu wurden Sonderdienststellen in München für Bayern, in Stuttgart für Württemberg-Baden, in Marburg für Hessen-Nassau und in Darmstadt für Hessen eingerichtet.

Im Bericht werden die Einrichtung der staatlichen Wirtschaftsämter, Industrie- und Handelskammern, Ernährungs- und Landwirtschaftsämter, Preisüberwachungsämter, Dienststellen für Straßenbau sowie für Fracht- und Postverkehr angesprochen. Der Bericht gibt an, dass sich in der amerikanischen Besatzungszone zur Zeit etwa 80.000 Personen in Untersuchungshaft befinden und weitere 35.000 Personen in Kürze noch hinzukommen werden. Weitere 70.000 Nationalsozialisten, die in der Partei oder ihren Unterorganisationen in leitender Funktion tätig gewesen waren, seien aus ihren Ämtern entfernt worden.

Im Blick auf die wirtschaftliche Lage führt der Bericht aus, dass der Schwarzhandel auf ein geringes Maß zurückgeführt werden konnte. Gravierend sei die ständig wachsende Inflationsgefahr. Alle Anstrengungen werden nun unternommen, um den Binnen- und Exporthandel zu beleben. Die Wiederherstellung der Transportmittel macht schnelle Fortschritte. Bei den erwähnten inflatorischen Schwierigkeiten ist zu berücksichtigen, daß der Geldumlauf in Reichswährung in der amerikanischen Zone etwa 73,5 Milliarden Mark, also ein Vielfaches des Vorkriegsumlaufes, beträgt. Die Lebensmittellage in ganz Westdeutschland ist das ernsteste Problem der Besatzungsmacht. Die durchschnittliche Menge an Nahrungsmitteln, die zur Verteilung kommt, beträgt nur etwa ein Drittel der als notwendig angesehenen 2000 Kalorien pro Person und Tag. Es ist bemerkenswert, daß trotzdem der Gesundheitszustand befriedigend blieb. Lokale Typhusepidemien konnten wirkungsvoll bekämpft werden.

Die deutsche Bevölkerung in der amerikanischen Zone, so wird abschließend festgestellt, verhalte sich ruhig und diszipliniert. Es seien nur wenige Ausschreitungen vorgekommen und es gebe wenige Hinweise darauf, dass ein Widerstand gegen die Militärregierung organisiert würde.
(OV)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Bericht General Eisenhowers über Maßnahmen der Militärregierung in der amerikanischen Zone, 29. September 1945“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/3501> (Stand: 29.9.2022)
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