Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Bericht über die Entwicklung des Gewerbes im Regierungsbezirk Kassel, 27. März 1900

Der Kasseler Regierungspräsident August von Trott zu Solz (1855–1938) berichtet dem Kaiser in seinem vierteljährlichen Zeitungsbericht von der im allgemeinen günstigen Entwicklung von Industrie und Gewerbe. So ist im Berichtszeitraum in Hoheneiche (Kreis Eschwege) eine neue Strumpffabrik errichtet worden, die vorläufig 20 Arbeiterinnen beschäftige. Die im vergangenen Herbst durch einen Brand zerstörten Arbeitsräume der Vereinigten Berlin-Frankfurter Gummiwaren-Fabriken in Gelnhausen sind wiederhergestellt, und der Arbeitsbetrieb ist in dem früheren Umfange wieder aufgenommen worden.

Die vom Hauptmann a.D. von Arnim zu Tangermünde in Großauheim neu errichtete Eisengießerei „Marienhütte“, so berichtet von Trott zu Solz, ist Mitte Januar in Betrieb genommen worden und beschäftigt, obwohl sie nicht vollkommen fertig ist, schon 130 bis 140 Arbeiter. In den Diamantschleifereien in Hanau hätten dagegen Arbeiter entlassen werden müssen, weil es wegen des südafrikanischen Krieges¹ an Rohmaterial mangele. Kürzlich hätten die drei Schleifereien ihren Betrieb vollständig eingestellt. Die Nachfrage nach Braunkohle sei nach wie vor lebhaft. In den vergangenen drei Monate seien 101.523 Tonnen gefördert und fast gänzlich abgesetzt worden. An der Förderung und am Absatz hätten die Zechen Wilhelmshausen, Stellberg III und Hirschberg den größten Anteil.

Im Kreis Fulda sollen die Bohrergebnisse auf Kalisalze günstig sei. Im Kalibergwerk Wintershall bei Heringen soll im April mit dem Abteufen des Schachtes begonnen werden.
(OV)

1. Der sogenannte Zweite Burenkrieg (1899–1902). ↑