Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Stellungnahme des westdeutschen Tierschutzbundes zur Vermittlung von Grenzhunden, 18. Januar 1990

Der westdeutsche Tierschutzverein erklärt Mitte Januar, dass binnen acht Wochen die Grenzhunde in die BRD übersiedeln sollen, die bislang sowohl als Fährten- und Schutzhunde wie auch als Wachorgane am Grenzsignalzaun oder in den nahe des Grenzzaunes oder am Kolonnenweg, wie zum Beispiel auch an der Grenze in Großensee (Thüringen), nahe Obersuhl angelegten Hundelaufanlagen, gehalten wurden.1 Nach Öffnung der deutsch-deutschen Grenze musste für die über 2.000 Tiere eine neue Bleibe gefunden werden. Den interessierten Nachfragen aus dem gesamten Bundesgebiet begegnet der westdeutsche Schäferhundeverein kritisch: Die Sozialkompetenz der Hunde sei aufgrund der Abrichtung auf den Menschen und die jahrelange Haltung ohne menschliche Sozialkontakte gerade bei einer Abgabe in Familien schwierig. Hieran empörten sich einige DDR-Bürger, die in der medialen Darstellung westdeutscher Zeitungen eine Diffamierung der Grenzhunde als Bestien sahen.2 Dennoch bleiben die Bemühungen der Tierschützer nach einer adäquate Vermittlung und Unterbringung dieser charakterlich oftmals schwierigen Hunde an Ost- und Westbürger nicht ohne Erfolg.3 In diesem Zusammenhang wurden sechs ehemalige Grenzhunde aus Motzlar4 an das Tierheim Frankfurt am Main vermittelt.5
(FW)


  1. Vgl. Ritter/Lapp, Die Grenze, S. 37.
  2. Vgl. DER SPIEGEL 5/1990, 29.1.1990, Verschmuste Bestien; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.8.1991, S. 21: Die Mauer im Kopf. Zudem hatte bereits 1986 der Deutsche Tierschutzbundes in einem Brief an DDR-Staatschef Honecker die Haltung der Grenzhunde angemahnt, die nicht mit Tierschutzvorschriften kompatibel sei. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.8.1986, S. 2: Der Tierschutzbund beklagt das Los der DDR-Grenzhunde.
  3. Vgl. Ritter/Lapp, Die Grenze, S. 116; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.1.1990, S. 9: In der DDR kein Interesse an einem der 2.500 Grenz-Wachhunde.
  4. Grenzort in der Thüringer Rhön.
  5. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9.2.1990, S. 53: Nur Anja fühlt sich im Westen hundeelend.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Stellungnahme des westdeutschen Tierschutzbundes zur Vermittlung von Grenzhunden, 18. Januar 1990“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5056> (Stand: 18.1.2022)
Ereignisse im Dezember 1989 | Januar 1990 | Februar 1990
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