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Inflation verteuert auch Straßenbahnkarten auf Milliardenbeträge, 20. November 1923

Mit der erneuten Anhebung der Straßenbahntarife in Frankfurt am Main kostet der billigste Fahrschein die Summe von 90 Milliarden Mark (zugleich steigt der durchschnittliche Preis für ein Kilogramm Brot auf rund 233 Milliarden Mark). Die inflationsbedingte Teuerungsspirale führt bereits seit Beginn der 1920er Jahre reichsweit in immer kürzeren Abständen zu weiteren Fahrpreisanpassungen des öffentlichen Nahverkehrs. Gleichzeitig sind die Betriebe vielfach nicht in der Lage, anfällige Reparaturen durchzuführen und das Personal angemessen zu entlohnen. Der in wirtschaftlichen „Normalzeiten“ banal anmutende Preis einer Fahrkarte liefert so ein drastisches Beispiel für die radikale Geldentwertung im Deutschen Reich, die mit der sogenannten Hyperinflation in den Monaten November und Dezember 1923 ihren Höhepunkt erlebt und zu einem fast völligen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft führt. Angefacht durch die staatliche Geldvermehrung zur Unterstützung des passiven Widerstands gegen die militärische Besetzung im Ruhrgebiet („Ruhrkampf“) beschleunigt sich die Abwertung der Reichsmark gegenüber dem US-Dollar. Im November 1923 entspricht der Tauschkurs 4,2 Billionen (4.200 Milliarden oder ausgeschrieben 4.200.000.000.000) Mark für 1 US-Dollar, im Dezember steigt der Goldpreis auf 86,81 Billionen (86.810 Milliarden) Mark pro Feinunze (etwa 31,1 Gramm).
(KU)

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Empfohlene Zitierweise
„Inflation verteuert auch Straßenbahnkarten auf Milliardenbeträge, 20. November 1923“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/578> (Stand: 20.11.2022)
Ereignisse im Oktober 1923 | November 1923 | Dezember 1923
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