Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Feier zum 430-jährigen Gründungsjubiläum der Philipps-Universität in Marburg, 1. Juni 1957

Die Philipps-Universität in Marburg begeht das 430. Jahr der Wiederkehr der Universitätsgründung mit einem feierlichen Festakt in der Aula. Das Ereignis ist Anlass zur Verleihung mehrerer akademischer Ehrungen.

„Emil-von-Behring-Preis“ für den Kindermediziner Hans Kleinschmidt

So verleiht Universitäts-Rektor Fritz Wagner (1908–2003) den mit 5.000 DM dotierten „Emil-von-Behring-Preis“ an den Präsidenten der „Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Kinderlähmung e. V.“ und ehemaligen Direktor der Universitäts-Kinderklinik Göttingen, Professor Dr. Hans Kleinschmidt (1885–1977). Der Kinderarzt und Immunbiologe ist der einzige noch lebende Schüler und Mitarbeiter des in Marburg wirkenden Nobelpreisträgers Emil von Behring (1854–1917). 1909 wurde Kleinschmidt Assistenzarzt in der Kinderabteilung der Medizinischen Universitätsklinik Marburg und widmete sich unter dem Eindruck seiner Bekanntschaft mit Behring in der Folgezeit besonders der Bakteriologie, Immunologie und Serologie. Er erhält die Auszeichnung, die seit 1942 alle zwei Jahre vergeben wird, für seine Verdienste um die Erforschung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei Kindern.

„Brüder-Grimm-Preis“ für den Leidener Niederlandisten G. G. Kloeke

Der ebenfalls alle zwei Jahre vergebene, 1943 gestiftete „Brüder-Grimm-Preis“ der Universität Marburg wurde bereits im vorangegangenen Jahr dem niederländischen Dialektologen und Begründer des niederländischen Sprachatlas, Dr. Gesinus Gerhardus Kloeke (1887–1963), zuerkannt. Kloeke studiert in Hamburg und promovierte in Leipzig über den „Vokalismus der Mundart von Finkenwärder bei Hamburg“. Besondere Bekanntheit erlangte Kloeke vor allem durch seine 1927 veröffentlichte Habilitationsschrift („De Hollandsche expansie in de zestiende en zeventiende eeuw“). Ab Mitte der 1930er Jahre war Kloeke an der Universität in Leiden tätig.

Philipps-Plakette für den Zahnmediziner Friedrich Singer

Die Philipps-Plakette der Universität erhält schließlich der an der Universität in Bologna lehrende Zahnheilkundler Prof. Friedrich Singer als Förderer der Beziehungen italienischer Hochschulen zur Marburger Universität und für seine wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiete der Herderkrankungen.
(KU)