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Jüdische Bürger in Sontra werden Opfer von brutalen Übergriffen, 7. November 1938

Bereits zwei Tage vor der eigentlichen Reichspogromnacht kommt es in der nordhessischen Stadt Sontra (Landkreis Rotenburg) zu brutalen Überfällen auf jüdische Wohnstätten, die mehrere der Familien zum fluchtartigen Verlassen Sontras veranlassen. Die Synagoge des Ortes, in der bis 1937 Gottesdienste stattfanden, bleibt von den gewaltsamen Übergriffen verschont. Die rituellen Gegenstände der Synagoge waren zuvor nach Rotenburg an der Fulda verbracht worden, wo sie aber in der Nacht vom 9. auf den 10. November zerstört werden.

Der wirtschaftliche Boykott, die zunehmende Entrechtung und vielfache Repressalien haben seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten bereits einige Juden der Stadt zum Verlassen des Ortes gezwungen. 1933 lebten noch 72 jüdische Bürgerinnen und Bürger in der nordosthessischen Kleinstadt (die 1933 insgesamt 2.359 besaß), deren Zahl sich in den folgenden Jahren, besonders aber nach dem Novemberpogrom von 1938 stark verringerte. Allerdings schien die jüdische Gemeinde in Sontra noch zu Mitte der 1930er Jahre an eine Zukunft zu glauben. 1935 schrieb man die Stelle des Vorbeters und Religionslehrers erneut aus. Von den 1933 in Sontra lebenden Juden emigrierten 22 in die Vereinigten Staaten, neun in die Niederlande, acht nach Ost- bzw. Südafrika und drei nach Palästina. Alle übrigen bis 1939 abgewanderten jüdischen Bürger des Ortes verzogen in andere Städte in Deutschland. Die bei Kriegsausbruch in Sontra verbliebenen Juden wurden fast ausnahmslos 1942 deportiert und kamen in Konzentrationslagern um.
(KU)

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Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Jüdische Bürger in Sontra werden Opfer von brutalen Übergriffen, 7. November 1938“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4569> (Stand: 7.11.2022)
Ereignisse im Oktober 1938 | November 1938 | Dezember 1938
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