Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Philipp von Rodenhausen 1605 und seine Frau Elisabeth geb. von Schwalbach 1613, Kirchberg

Kirchberg · Gem. Lollar · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kirchberg

Gebäude / Areal:

Kirchberg, Evangelische Pfarrkirche.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kirchberg, Evangelische Pfarrkirche.

An der nördlichen Innenwand des Chores. Nach Dehio 1962 in den ursprünglichen Farben restauriert.

Merkmale

Datierung:

1605, 6. August / 1613, 9. März

Typ:

Epitaph

Material:

Sandstein, bemalt

Erhaltung:

erhalten

Größe:

273 x 450 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-3 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Die Höhe des Epitaphs konnte nur ungefähr ermittelt werden.

Weitere Maße: maximale Tiefe 35 cm, Höhe des Figurenfeldes 186 cm.

Die zur Aufnahme der Inschrift (A) zweigeteilte Sockelpartie hat in dem oberen Teil seitlichen Rollwerkschmuck. Das abgegrenzte Figurenfeld zeigt die Verstorbenen unter je einem Halbrundbogen. Auffallend ist der kleine, ein Kränzchen haltende Engel über dem Zusammentreffen der Bögen. Das Paar wird seitlich von Pilastern umrahmt. Diese haben ionische Kapitelle und sind in jeweils zwei Felder unterschiedlicher Abmessungen unterteilt. Jedem Feld ist einbezogen eine in flachem Relief ausgearbeitete, nackte kindliche Gestalt mit Attributen, welche auf die Passion Christi hinweisen: Auf der linken Seite in dem kleineren unteren Feld sind es Lanze und Nägel. Bemerkenswert ist das obere Feld. Der Hahn, hier auf hoher, nicht ganz senkrechter, sondern leicht nach links geneigter Säule, bezeichnet die Verleugnung des Petrus. Die vom Rücken gesehene kindliche Gestalt umfängt sie mit dem linken Arm und dem linken Bein (Anm.1). In der rechten, erhobenen Hand erscheint, den Rand überspielend, die Geißel als Hinweis auf eine weitere Station der Passion. Auf dem rechten unteren Pilasterfeld werden ein Hammer und eine lange Stange mit dem Schwamm gehalten. Die Gestalt des darüber liegenden Feldes hält das Kreuz vor dem Körper und eine Fackel, Hinweis auf den Verrat des Judas (Joh. 18,3). Diese Darstellungen sind in inhaltlichem Bezug zu der Wiedergabe der Kreuzigung in dem Aufsatz zu sehen. Auffallend ist, daß die Leidenswerkzeuge, die arma Christi, nicht, wie allgemein üblich, von Engeln gehalten werden. Seitlich der Pilaster zum Abschluß je acht Vollwappen mit Namensbeischriften (E).

Philipp von Rodenhausen trägt einen Harnisch, führt Schwert und Dolch, der Helm ist auf der leicht erhöhten Bodenzone seiner Standfläche abgelegt. Ein Rüschenkragen umrahmt den Kopf. Seiner Frau gegenüber ist er deutlich höher gewachsen. Mit der Physiognomie, der Bärtigkeit steht auch diese Angabe im Zusammenhang mit der Erfassung des Individuellen in dieser Zeit. Seine Frau trägt eine relativ eng anliegende, über der Wangenpartie leicht ausschwingende Haube und einen Rüschenkragen. In dieser, heute hellen Farbigkeit, sind auch die Manschetten sowie zwei von den Schultern bis über Taillenhöhe herabfallende Bänder. Das lange Kleid ist über dem Oberkörper mit goldenen Knöpfen versehen, der darüber liegende, sich zum Boden hin öffnende Mantel hat senkrechte, goldfarbene Borten.

Der Aufsatz befindet sich oberhalb eines schmalen, zweigeteilten Inschriftfeldes (C, D). Der profilierte, obere Abschluß ist vorkragend und endet rechts vor der Wandsäule, d.h., überschneidet sie, paßt sich der vorgegebenen Architektur an. Das querrechteckige Feld mit der Kreuzigung Christi wird von Hermenpilastern begrenzt, denen sich, den entstandenen rechten Winkel überspielend, Rollwerkfelder anschließen im giebelartigen Verlauf des auf die erhöhte obere Mitte hin angelegten Epitaphs. Das Kreuz mit dem dreigenagelten Christus und der Kreuzesinschrift steht in der Mitte einer durchgehenden Landschaft, deren Gestaltung sicherlich von der zeitgenössischen Malerei/Graphik Anregungen erhalten hat. Mit der Stadtansicht im Hintergrund erfolgt der Verweis auf Jerusalem. Auf der linken Seite des Kreuzes steht Maria, rechts der Jünger Johannes (Joh. 19, 26 f.). Es folgen zu beiden Seiten hin die an den Kreuzen festgebundenen Schächer. Auch dieses Bildfeld ist in architektonischer Umrahmung waagrecht abgeschlossen. Über der oberen Mitte rollwerkumrahmte Inschrift (B) mit seitlichen Schmuckformen.

-----------------------------------------------------

Anm.1: Die Haltung dieses Kindes mag angeregt worden sein von den in der Zeit beliebten, im Kupferstich verbreiteten Kinder- oder Zieralphabeten. Gleichwohl bleibt der Zusammenhang mit der Passion erstaunlich. Im Bereich der Präsentation von Wappen beispielsweise gibt es jedoch seitens der Auftraggeber Bestimmungen wie folgt :"Diese Wappen sollen von drei Kindlein oder Engeln gehalten werden,...". Vgl. P. Schiffer, Zum ewigen Gedächtnis, 2003, S. 39.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Insgesamt 16 Vollwappen, die 8 linken stehen für die Ahnen des Mannes, die rechten für die der Frau.

a) Ahnenwappen des Philipp von Rodenhausen (von oben nach unten):

1) von Rodenhausen (Vater), 2) Schabe (Mutter), 3) Schenk zu Schweinsberg (Vaters Mutter), 4) von Hatzfeld (Mutters Mutter), 5) von Buseck, 6) Rau von Holzhausen, 7) von Hatzfeld und 8) Breitte (im gespaltenen Schild ein Ring = von Wrede ?).

b) Ahnenwappen der Frau (von oben nach unten):

1) von Schwalbach (Vater), 2) von Heusenstamm (Mutter), 3) Brendel von Homburg (Vaters Mutter), 4) Wais von Fauerbach (Mutters Mutter), 5) von Brambach, 6) Brendel von Homburg, 7) Kalb von Reinheim und 8) von Hochweisel.

Dargestellte Personen:

Philipp von Rodenhausen, gestorben am 6. August 1605 im Alter von 55 Jahren, und seine Frau Elisabeth geborene von Schwalbach, gestorben am 9. März 1613 im Alter von 56 Jahren.

Inschrift

Umschrift:

A:

HIE RVHET DER EDLE VND VESTE MAN · /

PHILIPS VON RODEHAVSEN IST SEIN NAHM · /

IM KRIEG VERSVCHT VND WOHL ERFAREN · /

WIE DAS MAN WEIS NIT WENIG IAREN · /

DARIN ER SICH WIE EIN DAPFFER HELT · /

GEHALTEN HAT OHN RVHM GEMELT · /

BEI HERRN VND FVRSTEN IN ALLE LANT · /

WARD HOCH GEACHT, WIE SOLCHS BEKANT · /

HERNACH THAT IM GEFALLEN WOL · /

DER EHSTAND WELCHEN MAN EHREN SOL · /

VON SCHWALBACH DIE EDLE ELISABETH · /

IHM SIEBEN KINDER GEBOREN HAT · /

MIT DER IN FRIED VND EINIGKEIT · /

HAT ER GEBEBT (!) DIE GANTZE ZEIT · /

BELANGENT SEIN GOTSELIGKEIT · /

IST ANDERS NIT DAN DIE WARHEIT · /

DAS ER GOTT VND SEIN HEILIGES WORT · /

GELIEBET HAT AN ALLEM ORT · /

VND WAN ER IA GESTRAVCHELT HATT · /

DASSELBE IHM GEBEN EIN GVTEN RHAT · /

SEIN HOFNVNG TROST, VND ZVVERSICHT · /

AVF CHRISTI TOD NVR WAR GERICHT · /

WEIL AVCH GOTT IHM BESCHERET HATT · /

ZIMLICHE GVTTER NACH SEINEM GEBOT · /

SEIN HAND NIT ZV GESCHLOSSEN HAT · /

SONDERN DEN ARMEN MIT THEILEN THAT /

ENTLICH AVS DIESEM IAMMERTHAL · /

NAHM IN GOTT IN DER GLAVBIGEN ZAHL · /

DA ER MIT SEINEM WEIBELEIN · /

IN ALZEIT THVT ANSCHAWEN FEIN · /

ER HAT GELEBT FVNF VND FVFZIG IAR · /

IHR ALTER SECHS VND FVFZIG WAR · /

SECHSHVNDERT VND FVNF WIR SCHRIEBEN ALL · /

DA ER STARB IN SEINEM EIGEN SAHL /

IM 1613 · IAHR · /

STARB SIE OHN SCHMERTZ GLEVB MIR FVR WAR · /

(hinter der dritt- und viertletzten Zeile:) 6 AVG(VST)

(hinter den letzten beiden Zeilen:) 9 MAR(TII)

B:

WIR HA /

BEN EINEN /

GOTT DER DA /

HILFFET VND DEN HER,, /

REN HERREN DER VOM /

TOD ERRETTET · PS:(ALM) 68 ·

C:

DIE GERECHTEN WERDEN WEG,, /

GERAFFET VOR DEM VNGLVCK · VND DIE /

RICHTIG FVR SICH GEWANDELT HABEN /

KOMMEN ZVM FRIEDE VND RVHEN IN /

IHREN KAMMERN · ESA:(IA) 56 ·

D:

VIEHL SO VNTER DER ERDEN /

SCHLAFFEN LIEGEN WERDEN AVFWACH,, /

EN, ETLICHE ZVM EWIGEN LEBEN, ET,, /

LICHE ZVR EWIGEN SCHMACH /

VND SCHAND · DAN:(IEL) 12 ·

E: (Namensbeischriften zu den Wappen)

(links von oben nach unten:)

RODENHAV / SEN ·

SCHAB

SCHENCK ·

HOTZFELT

BVSECK ·

RAVW ·

HOTZFELT

BREITTE

(rechts von oben nach unten:)

SCHWALBACH

HEVSENSTEIN

BRENDEL V(ON) · HOMBERG

WAIS V(ON) FAVRBACH

BRAMBACH ·

BRENDEL V(ON) · HOMB(VRG)

KALB V(ON) REINHEIM

HOHEWEISEL ·

Schrift:

Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 261
  • Huttarsch, Reinhold und Müller, Michael: Lollar beiderseits der Lahn, Lollar 1984, S. 101 (Abb.)
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 724

Sachbegriffe:

Wappen · Rollwerk · Engel · Pilaster · Kapitelle, ionische · Passionszeichen · Arma Christi · Lanzen · Geißeln · Schwämme · Fackeln · Nägel · Hähne · Kreuze · Kreuzigungen · Harnische · Schwerter · Dolche · Helme · Rüschenkragen · Hauben · Manschetten · Borten · Hermenpilaster · Christus, dreigenagelt · Stadtansichten · Maria · Johannes · Schächer · Fassungen, farbige · Farbfassungen · Ehepaare · Männer · Frauen · Adlige

Wappen:

Rodenhausen · Schabe · Schenk zu Schweinsberg · Hatzfeld · Buseck · Rau von Holzhausen · Breitte · Schwalbach · Heusenstamm · Brendel von Homburg · Homburg, Brendel von · Brambach · Wais von Fauerbach · Fauerbach, Wais von · Kalb von Reinheim · Reinheim, Kalb von · Hochweisel · Wrede (?)

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Philipp von Rodenhausen 1605 und seine Frau Elisabeth geb. von Schwalbach 1613, Kirchberg“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/856> (Stand: 9.5.2008)