Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Reichliche Ernte bei erheblichem Arbeitskräftemangel, Sommer 1915

Dank günstiger Witterung fällt die Ernte im Kriegsjahr 1915 sehr gut aus, sodass die großen Versorgungsprobleme sich nicht noch verstärken. Aufgrund des Kriegseinsatzes vieler Männer fehlen jedoch Arbeitskräfte, um die Ernte einbringen zu können. Zum Ersatz werden der Gemeinde Kriftel (bei Höchst) zum Beispiel 20 irische Kriegsgefangene aus dem Lager bei Limburg zugewiesen, die jedoch, wie es in der Schulchronik des Rektors Josef Reichwein heißt, wenig geeignet waren, weil sie nichts von der Landwirtschaft verstanden. Man ersetzt sie darum durch 28 Russen, die vor allem bei der Kartoffelernte gute Arbeit leisten.

Die russischen Kriegsgefangenen werden in einem Gasthaus in Kriftel untergebracht und von den Bauern, bei denen sie eingesetzt sind, mit 30 Pfennig pro Tag und freier Kost entlohnt. Josef Reichwein beschreibt die russischen Kriegsgefangenen als fleißige, aber unzivilisierte Menschen: Die Russen sind im ganzen fleißige Leute und bei den Arbeiten recht brauchbar, aber es fällt schwer, sich ihnen verständlich zu machen. Auch in ihrem ganzen Benehmen sind es eben Russen. Auf Reinlichkeit geben sie nicht viel. Nur ungern essen sie mit Essbesteck am Tisch. Man merkt es eben überall, die Leute sind von der Kultur noch nicht berührt worden.
(OV)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Reichliche Ernte bei erheblichem Arbeitskräftemangel, Sommer 1915“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1785> (Stand: 3.3.2022)
Ereignisse im Mai 1915 | Juni 1915 | Juli 1915
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