Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

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Der Kommandeur des Reserve-Jäger-Regiments Nr. 11, Hauptmann von Pritzelwitz, um 1914

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Soldaten des Reserve-Jäger-Bataillons Nr. 11 beim Gewehrgranatschießen aus dem Schützengraben, Nordfrankreich, um 1915

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Soldaten des Reserve-Jäger-Schützen-Bataillons Nr. 11 im Schützengraben in der Champagne, um 1915

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Soldaten des Reserve-Jäger-Bataillons Nr. 11 an der Front in Frankreich im Rabenwald, um 1915/16

Das Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 aus Marburg wird an die Front verlegt, 12. August 1914

Das Reserve-Jäger Bataillon Nr. 11 rückt vom Standort Marburg aus und wird an die Front in Belgien verlegt. Bertram Schaefer und Heinrich Völke, zwei Leutnante der Einheit, schildern (um 1927) aus ihrer Erinnerung das Ausrücken der Einheit und den Weg bis zum Einsatzgebiet:

Nach erfolgter Mobilmachung rückte das aktive Bataillon bereits am 1. Mobilmachungstag, dem 2. August, aus. In wenigen Tagen wurde aus den zur Fahne geeilten, zum Teil älteren, zum Teil jüngeren Reserve- und Landwehr-Leuten das 11. Reserve-Jäger-Bataillon zusammengestellt. Schon am 7. Mobilmachungstag, dem 8. August, war es unter der Führung seines Kommandeurs, Hauptmann von Pritzelwitz, zur Abfahrt ins Aufmarschgebiet bereit. Die Zeit bis zum Ausmarsch des Bataillons, am 12. August, wurde zur weiteren Ausbildung benutzt, Exerzieren, Einfahren der Pferde, Uebungsmärsche, Gefechtsübungen und Scharfschießen wurden abgehalten. Am 12. August schlug die Abschiedsstunde des Bataillons. 23 Offiziere, 2 Aerzte, 1 Zahl- und 1 Waffenmeister, 1037 Oberjäger und Jäger traten an diesem Tage an, um ihre Pflicht gegen Kaiser und Reich zu erfüllen. [...]

Morgens 4 Uhr wurde das Bataillon von General von Pentz, einem Kriegsveteran von 1870/71, mit einer zündenden Ansprache verabschiedet und unter klingendem Spiel der Marburger Feuerwehr-Kapelle voll froher Siegeszuversicht zum Bahnhof geleitet. 6.26 Uhr vormittags erfolgte die Abfahrt. Die Fahrt führte uns über Gießen, Betzdorf, Köln-Kalk nach Düsseldorf. Auf allen Stationen wurden wir überreichlich mit Speisen und Getränken versehen. Die ältesten Bewohner aus dem Westerwald waren herbeigeeilt, um die durchfahrenden Truppen zu begrüßen. Die Begeisterung war unbeschreiblich. Noch am Abend dieses Tages wurde das Bataillon in Düsseldorf-Eller ausgeladen und marschierte unter dem Jubel der Bevölkerung in die Stadt ein. Dieser Tag und der stürmische Empfang ist allen, die die ersten Kriegstage beim Bataillon miterlebten, unvergeßlich geblieben, zeigte er doch die Einigkeit des Volkes und die nationale Begeisterung, deren es fähig war. Das Bataillon blieb während der Nacht in der Stadt und wurde in einer Schule untergebracht, um am anderen Morgen bei Hamm auf Fähren, unter dem Gesang der „Wacht am Rhein“ über unseren herrlichen Rheinstrom überzusetzen. Vom Sonnenschein des frühen Augustmorgens übergossen, rief der Vater Rhein unseren Jägern, von denen mancher ihn das erste Mal sah, ein Lebewohl des Vaterlandes zu – vielen ein Lebewohl für immer! Am jenseitigen Ufer wurde ein den Schiffern verdächtig erscheinender Mann verhaftet. Die erste kriegerische Bestätigung unserer Jäger hatte begonnen.

Tag für Tag ging es nun in langen Märschen bei schwülem Hochsommerwetter der belgischen Grenze zu. Zunächst unter ungewöhnlich großer Hitze, die mehrere Hitzschläge verursachte, nach Wevelinghofen, wo Quartier bezogen wurde. Auf dem Marsche dorthin wurde das Bataillon zum ersten Male aus seinen Feldküchen verpflegt, die ihm bis auf die wenigen Tage der Eilmärsche und Rückzugsgefechte bei Paris im September treue Dienste geleistet haben. Erst nach Mitternacht trafen die Befehle für den Weitermarsch am nächsten Tage ein, der uns bis Titz und Gevelsdorf führte, wo je zwei Kompagnien untergebracht wurden. Vor Titz begegnete uns der erste Verwundetentransport.

[Anmerkung: Der Bericht der beiden an den Ereignissen beteiligten Autoren gibt deren subjektives Erleben aus der Erinnerung wieder. Die geschilderte nationale Begeisterung und Zustimmung der Soldaten wie der Bevölkerung repräsentiert dabei möglicherweise nur einen Teil der Reaktionen auf den Kriegsbeginn und den Marsch an die Front.]
(OV)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Das Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 aus Marburg wird an die Front verlegt, 12. August 1914“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4181> (Stand: 8.9.2020)
Ereignisse im Juli 1914 | August 1914 | September 1914
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