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Reichsdeutsche Erstaufführung eines Stücks von Arthur Schnitzler in Wiesbaden, 21. Mai 1931

Das Stück „Der Gang zum Weiher“ von dem österreichischen Erzähler und Dramatiker Arthur Schnitzler (1862–1931) wird im Rahmen der Maifestspiele in Wiesbaden zum ersten Mal im Deutschen Reich aufgeführt. Die Uraufführung des in fünf Aufzügen angelegten Stückes fand am 14. Februar 1931 im Wiener Burgtheater statt.

Die dramatische Dichtung „Der Gang zum Weiher“ spielt zu Mitte des 18. Jahrhunderts und dreht sich in ihrer Kernaussage um die Frage, welcher Unterschied zwischen patriotischer Anteilnahme für ein politisches Staatsgebilde und dem nicht an Abstammung oder Landesgrenzen gebundenen Heimatgefühl besteht. Den Rahmen der Handlung bilden kriegerische Auseinandersetzungen um ein Grenzland, das sich in den vorangegangenen Jahrhunderten in wechselndem Besitz seiner beiden Nachbarländer befunden hat, und für das nicht mehr objektiv bestimmt werden kann, welches seiner Nachbarländer rechtmäßig Anspruch auf es erheben kann. Verkörpert wird der Gegensatz in der Figur des Dichters Sylvester Thorn, dessen Vorfahren aus der Fremde in das Land der Handlung kamen. Seine Familie erschien den Bewohnern des Landes immer fremd. Er selbst wurde wegen seiner Herkunft früher von der einheimischen Bevölkerung verfolgt. Nach einer zahnjährigen Suche nach einem „Vaterland“ in der Ferne kehrt Thorn zurück, findet aber in dem Land der Handlung, in das seine Vorfahren einwandert, auch nach so langer Abwesenheit kein Heimatgefühl. Erst spät geht ihm auf, dass ihm nicht Land und Leute, das „Vaterland“, wichtig sind, sondern sein eigenes Haus und seine Familie seine eigentliche Heimat, sein Zuhause darstellen.1

Der Dichter Sylvester Thorn hält um die Hand der Tochter des Freiherrn Albrecht von Mayenau an, dessen alter Freund er ist. Sylvester Thorn ist aber bereits verheiratet, seine Frau Alberta erwartet ein Kind. Auch der Krieger Konrad von Ursenbeck, Sohn des Marschalls und Überbringer einer Nachricht, interessiert sich für die Tochter des Freiherrn, Leonilda. Der Freiherr, vom Marschall in der Nachricht gedrängt, das Amt des Kanzlers anzunehmen und dem Feind bei dem Streit um das Grenzland mit einem Angriff zuvorzukommen, lehnt dessen Ansinnen ab. Konrad erscheint bald erneut mit einem Schreiben des Landesherrschers, das dem Freiherrn unbeschränkte Vollmacht erteilt. Während Konrad damit beschäftigt ist, die Zuneigung von Leonilda zu gewinnen, reitet der Freiherr zum Herrscher. Als er zurückkehrt, teilt er Konrad mit, das er dessen Vater als Marschall entlassen und mit dem Nachbarland Frieden geschlossen habe. Bald darauf erscheint Sylvester Thorn, dessen Frau und Kind bei der Geburt gestorben sind, um weiter um Leonilda zu werben. Diese weist ihn jedoch ab, denn sie liebt Konrad. Sylvester Thorn ertränkt sich in einem Weiher. Das Glück zwischen Konrad und Leonide weilt nur kurz: der vom Freiherrn angebahnte Friedensschluss kommt nicht zustande, Konrad zieht in den Krieg.
(KU)


  1. Vgl. Beier, S. 203.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Reichsdeutsche Erstaufführung eines Stücks von Arthur Schnitzler in Wiesbaden, 21. Mai 1931“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2073> (Stand: 15.8.2021)
Ereignisse im April 1931 | Mai 1931 | Juni 1931
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