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Uraufführung eines Volksstücks von Georg Fraser in Frankfurt, 26. Februar 1935

Das Volksstück „Die elf Teufel“ von Georg Fraser wird am Frankfurter Schauspielhaus uraufgeführt. Georg Fraser ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers August Hermann Zeiz (1893–1964), der in den 1940er Jahren in Österreich im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv ist. Der „jüdisch versippte“ Autor kann nach 1933 mit einer Ausnahmegenehmigung vorerst ungehindert weiterarbeiten; allerdings stößt Zeiz mit seinem neuen Stück an die Grenzen der Durchlässigkeit des NS-Kulturapparates. Die nach ihrer Uraufführung mit großem Erfolg an verschiedenen deutschen Bühnen gespielten „Elf Teufel“ – eine Komödie um eine deutsche Fußballmannschaft1 – waren zunächst vom „Reichsdramaturg“ im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda Rainer Schlösser (1899–1945) freigegeben worden. Doch wird das Stück kurze Zeit später von „Rosenbergs NS-Kulturgemeinde“ kurzerhand „im ganzen Reich gesperrt, weil ich nichtarisch versippt bin“, so Zeiz in seinem Nachlass.2 Der von der NS-Kulturgemeinde (NSKG) gestartete Versuch, ein Aufführungsverbot der „Elf Teufel“ zu erwirken scheitert aber schließlich am persönlichen Einsatz des „Reichskulturwalters“ in der Reichskulturkammer (RKK) Hans Hinkel (1901–1960), der sich persönlich für den „mir bekannten Journalist[en] Zeiz“ verbürgt.3

Zeiz emigriert im Herbst 1935 nach Österreich, setzt dort seine Tätigkeit als Theaterautor fort und wirkt bis 1938 als Chefdramaturg am Wiener Haus „Scala“. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich gibt er die Lizenz des von ihm geführten Georg-Marton-Verlages zurück um dessen „Arisierung“ zu verhindern (die früheren Verlagsräume fungieren anschließend als „Zentralstelle für den alliierten Nachrichtendienst“). Von Dezember 1938 bis März 1939 wird er von den NS-Machthabern in Polizeigewahrsam genommen. Nach seiner Entlassung führt Zeiz eine Doppelexistenz: zum einen betätigt er sich weiterhin als erfolgreicher Theaterautor, zum anderen engagiert er sich als heimlicher Fluchthelfer für verfolgte Juden. 1943 werden seine Fluchthilfe-Aktivitäten enttarnt. Zeiz gelangt im Februar 1943 wegen „Verbindung zu jüdischen Kreisen in Ungarn und Unterstützung der illegalen Einwanderung“ erneut in Polizeigewahrsam und wird ab Juli 1943 bis Januar 1944 im Konzentrationslagers Dachau festgehalten. Zeiz Ehefrau kommt im August 1943 in Auschwitz um. Nach seiner Freilassung setzt er seine Aktivitäten im Widerstand fort und schließt sich der aus vielen ehemaligen Dachauhäftlingen zusammengesetzten überparteilichen „Österreichischen Freiheitsbewegung 05“ an. Zeiz stirbt am 30. August 1964 in Berlin. Seine Leistungen der Widerstandskämpfer werden 1977 von der österreichischen Bundesregierung mit einer posthum verliehenen Ehrenmedaille gewürdigt.
(KU)

Vgl. 1. April 1936


  1. Ein gleichnamiger Spielfilm entsteht 1927 unter der Regie von Zoltan Korda (1895–1961) und läuft als einer der ersten „Fußballfilme“ im deutschen Kino.
  2. Karin Gradwohl-Schlacher, Gestern wurde Frieden gemacht.
  3. Ebd.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Uraufführung eines Volksstücks von Georg Fraser in Frankfurt, 26. Februar 1935“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2449> (Stand: 5.3.2021)
Ereignisse im Januar 1935 | Februar 1935 | März 1935
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