Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Bericht über die Lage an den Universitäten, 16. Februar 1942

Der Sicherheitsdienst der SS berichtet in seinen Meldungen aus dem Reich über die Lage an den deutschen Hochschulen im Wintersemester 1941/42. Gegenüber dem vorangegangenen Semester sei die Zahl der Studierenden angestiegen, was vor allem auf die Beurlaubung eines Teils der Wehrmachtsstudenten zum Studium zurückzuführen sei. An der Universität Marburg zum Beispiel seien 235 von 1297 Studierenden Wehrmachtsurlauber, in Frankfurt am Main 459 von 1336 Studenten.

Der Anteil der Frauen unter den Studierenden sei fast gleich geblieben. In Frankfurt kämen auf 924 Studenten 412 Studentinnen. Den höchsten Anteil von Studentinnen gäbe es mit 75 Prozent an der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg. Die verstärkte Zuwendung von Frauen zum geisteswissenschaftlichen Studium werde in verschiedenen Fällen als Versuch betrachtet, dadurch dem Frauenkriegseinsatz zu entgehen. Zahlreiche Studentinnen seien aber aber auch verheiratet und studierten um einen Beruf zu haben, in der Sorge, dass ihre an der Front stehenden Männer fallen könnten.

Die von der Wehrmacht zum Studium beurlaubten Studenten, so wird weiter berichtet, zeigen allgemein die Neigung, das private, freizügige Leben, das ihnen das Studium gegenüber dem Militärdienst bietet, richtig auszukosten. Für Dienstappelle, Parteiarbeit, politische Schulung, Arbeit in dem NSDStB, seien sie wenig zu haben. [...] Nach der langen Eingliederung in das soldatische und militärische Gemeinschaftsleben wollten sie nun wieder einmal etwas zu sich selber kommen, sich ihrem Studium widmen und die darüber hinaus verbleibende Zeit für sich haben. Aus Marburg werde berichtet, das die Wehrmachtsurlauber dem studentischen Leben mit ziemlicher Gleichgültigkeit gegenüber stünden.
(OV)