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Georg-Büchner-Preis an Arnold Stadler, 23. Oktober 1999

Arno Stadler (geb. 1954) erhält den mit 60.000 DM dotierten Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Verliehen wird dieser im Darmstädter Staatstheater durch den Präsidenten der Akademie, Christian Meier (geb. 1929).1

Ausgezeichnet wird mit Stadler ein Schriftsteller, der „gegen vielerlei Bedrückungen und Zumutungen eine Literatur ausbildete, in der sich Komik und Verzweiflung gegenseitig in Schach halten und keine das letzte Wort behält; der einen ganz eigenen Ton und eine ganz unverwechselbare Form fand, um Unterlegenheit kindlich übermütig in Überlegenheit zu verwandeln; dessen Bücher, indem sie das Gruseln lehren, jenen Ernst bezeugen, ohne den die Komik keinen Grund hätte“, wie es im Urkundentext lautet. Bekannt wurde der aus der schwäbisch-allemannischen Provinz stammende Autor vor allem durch seine autobiografische Romantriologie „Ich war einmal“, „Feuerland“ und „Mein Hund, meine Sau, mein Leben“, die das Aufwachsen in einer katholischen Familie mit landwirtschaftlichem Betrieb nachzeichnen.2

In seiner Laudatio auf Stadler fasst der Rundfunkredakteur und Schriftsteller Peter Hamm zusammen: „Arnold Stadlers Bücher sind zum Lachen. Aber das Lachen, das sie auslösen, enthält stets schon sein eigenes Dementi. Diese Bücher, deren Protagonisten die Welt unter einem Don-Quijote-Blickwinkel und öfter noch unter einem Sancho-Pansa-Blickwinkel wahrnehmen und denen das Leben immer zugleich zu wenig und zu viel ist, sind urkomisch – vielleicht sollte ich besser sagen: saukomisch – und zugleich todtraurig.3

Der Preisverleihung voraus ging am Vortag eine Lesung Arnold Stadlers im kleinen Haus des Staatstheaters als öffentlicher Teil des Programms der Hebsttagung der Akademie für Sprache und Dichtung.4 Die Verleihung des Büchner-Preises findet seit 1951 während der jährlichen Zusammenkunft der Akademie auf der Herbsttagung statt und zeichnet „Schrift­stellerinnen und Schrift­steller, die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervor­treten und die an der Gestaltung des gegen­wärtigen deutschen Kultur­lebens wesentlichen Anteil haben“, aus.5
(NT)


  1. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24.10.1999, S. 27: Saukomisch und zugleich todtraurig.
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.1999, S. 53: Erbarmen mit dem Seziermesser.
  3. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis: Arnold Stadler: Laudatio.
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.10.1999, S. 72: „Geschichte zur Sprache gebracht“.
  5. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung: Auszeichnungen: Georg-Büchner Preis.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Georg-Büchner-Preis an Arnold Stadler, 23. Oktober 1999“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5576> (Stand: 23.10.2021)
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