Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Dorf-Güll

Stadtteil · 185 m über NN
Gemarkung Dorf Güll, Gemeinde Pohlheim, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5 km südwestlich von Lich

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß südlich der Wasserscheide zwischen dem Lahntal und der Wetterau sowie nördlich des Welsbachs gelegen. Lineare Ausrichtung der Siedlung entlang der Straße nach Grabenteich, die sich südlich von Güll nach Holzheim bzw. Muschenheim gabelt.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Butzbach/West - Grünberg ("Wettertalbahn (I)").

Ersterwähnung:

750/802

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 750/802

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1846

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3482814, 5596415
UTM: 32 U 482746 5594616
WGS84: 50.503262° N, 8.756703° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531014010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1092, davon 978 Acker, 102 Wiesen, 13 Wald
  • 1961 (Hektar): 764, davon 172 Wald.

Einwohnerstatistik:

  • 1834: 365 Einwohner
  • 1885: 407 Einwohner
  • 1925: 437 Einwohner
  • 1939: 433 Einwohner
  • 1950: 740 Einwohner
  • 1961: 612 Einwohner
  • 1830: 350 evangelische Einwohner 1961: 493 evangelische, 115 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 151 Land- und Forstwirtsch., 105 Prod. Gewerbe, 21 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 39 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Dorf-Güll: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 799: Wetterau
  • 1355: Gericht Grüningen (Kropat, Reich, S. 165, Anm. 48)
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Höchst und Königstein, Amt und Kellerei Vilbel und Rockenberg, Gebiet der Abtei Arnsburg
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Hungen (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Wölfersheim (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1820: Standesherrliches Amt Wölfersheim, seit 1822: Landgericht Hungen, seit 1853: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Lich, seit 1934: Amtsgericht Gießen

Herrschaft:

Bei der falkenstein. Erbteilung von 1271 bleibt die Ortsherrschaft über Dorf-Güll bei Philipp von Falkenstein, während Werner den dortigen Zehnten erhält (Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14; Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 2 Nr. 139).

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 Eingliederung nach Pohlheim

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Um 750/802 übertragen Helmerih und seine Frau Ratbirc Kloster Fulda Güter in den beiden Dörfern Güll und (Wüstung) Bercheim.
  • 799 schenkt Seckehard Kloster Lorsch seinen Besitz in der Grüninger Mark ,(Wüstung) Bergheim, in der Güller und Licher Mark, in (Wüstung) Feldheim), in der Weiseler Mark, in Holzheim und Beringheim mit insgesamt 48 Manzipien. 804 schenkt Warburg dem Kloster ihren Besitz in Eberstadt, der Licher und Güller Mark sowie in Grüningen und (Wüstung) Berheim (vgl. Ziff. 2b).
  • 1151 stattet Konrad von Hagen-Arnsburg Kloster Arnsburg bei dessen Gründung u.a. mit 5 Hufen zu Arnsburg, Hof-Güll und Dorf-Güll aus (Mainzer Urkundenbuch 2, 1 Nr. 159). 1198 bekundet der Abt von Fulda, daß Kloster Arnsburg im Dorf Güll 3 der domus (Burgsitz) Kunos d. Ä. benachbarte Hufen mit Zustimmung Kunos und anderer, die mit diesen Gütern belehnt waren, einschließlich der (auf den Hufen befindlichen) Gebäude von Güller Bauern erworben hat, die auf andere Güter in Obbornhofen, Wetter und Birklar umgesetzt wurden. 1210 erwirbt Kloster Arnsburg zwei Landgütchen in Kolnhausen, deren Abgaben den beiden Kapellen in Kolnhausen und Rotenschitt zufließen, unter Vermittlung der Kirchenpatrone, Hartmuts von Trohe und seines Sohnes Helfrichs sowie anderer Verwandten, für ein anderes Gut des Klosters in Ober-Güll. 1220 tausch Arnsburg 2 Hufen in Obbornhofen mit 2 Hufen in inferiori Güll, von der eine Eigengut, die andere Lehen ist (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 2, 5, 7, 9). 1226 wird erwähnt, daß Konrad von Arnsburg vormals Kloster Fulda eine Hufe zu Güll im Tausch mit dem Münzenberg übertragen hat (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2Nr. 7). 1232 verkauft Ritter Helfrich von Trohe Kloster Arnsburg 1 Hufe in Güll. 1247 überträgt Dithild von Güll Kloster Arnsburg ihre Güter zu Güll, Westwich und Lich. 1262 bekennt der Grünberger Schultheiß Meingot Kneib von Griedel, daß benannte Bürger zu Grünberg Kloster Arnsburg Güter zu Steinfurt, Beringheim und Dorf-Güll übertragen haben. 1275 verkauft Gertrud, Witwe des Ritters Gumpert de Curia von Amöneburg Kloster Arnsburg alle ihre Güter zu Dorf-Güll. 1278 überträgt Adelheid, die Tochter des Ritters Adolf von Nordeck ihre Güter zu Kirch-Göns und den dritten Teil des Hofes in Güll Kloster Arnsburg; Bestätigung der Schenkung einschließlich des Patronatsrechts der Kapelle in Güll 1279. (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 20, 52, 96, 150, 161, 172). 1275 verkauft Philipp von Münzenberg Arnsburg die zwischen Dorf und Grangie Güll gelegene Mühle.
  • 1265 gestatten die von Hanau und von Weinsberg sowie die Herren von Falkenstein dem Johann Griedel den Verkauf einer Hufe zu Güll, die münzenberg. Lehen gewesen ist, an den Wetzlarer Bürger Arnold von Dutenhofen (Urkundenbuch der Herren von Hanau 1 Nr. 399; Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 3 Nr. 765 S. 1130). ). 1316 verzichten Wiederold, Rektor der Kirche zu Habertshausen, und sein Bruder Gumpert, Rektor der Kirche in Altenkirchen, auf ihre Anrechte am Hof in Dorf-Güll, den ihre Mutter und Geschwister Kloster Arnsburg verkauft haben (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2Nr. 263). Im gleichen Jahr verzichten die von Hohenfels gegenüber Arnsburg auf alle Ansprüche auf den Hof in Dorf-Güll. 1320 verzichtet der Ritter Zabel von Vers gegenüber Arnsburg auf alle seine Rechte auf Güter des Klosters in Dorf-Güll, die dieses schon seit 11 Jahren besessen hat (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 459, 526). 1336 verzichtet Ritter Ludwig von Dernbach auf alle seine Rechte und Ansprüche auf Güter des Kloster Arnsburg in D. (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2Nr. 428).- 1342 schenkt der Priester Hermann von Wanenbach dem Frankfurter Liebfrauenstift Güter, Häuser und Einkünfte zu Dorf-Güll.
  • Stift Zelle (Schiffenberg) verfügt im 14. Jahrhundert über Pachteinnahmen (Römer, Einkünfteverzeichnisse).
  • 1343 bekennt das Kloster der heiligen Clara zu Mainz, daß gen. Priester Einkünfte verschenkt hat; es will ihm dafür lebensl. Unterhalt gewähren (Urkundenbuch der Herren von Hanau 2 127, 168, 606, 637).
  • 1355 bewittumt Philipp von Falkenstein-Münzenberg seine Schwester Agnes u.a. mit Gülten zu zu Grüningen, Holzheim, Güll und Bergheim (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 1104).

Zehntverhältnisse:

1271 ist der Zehnte zu Dorf-Güll und Nuheim Anteil Werners von Falkenstein aus der münzenbergisches Erbschaft (Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 2 Nr. 172, Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14) 1271 erhält Werner von Falkenstein bei der Falkensteiner Teilung des den Zehnten zu Dorf-Güll. Die Einnahmen des Kloster Fulda zu Dorf-Güll hatte dieses 1273 den Herren von Hanau als Lehen gegeben (Schannat, Fuld. Lehnhof, Elenchus Vassorum, S. 18).

1330 gibt Kuno von Falkenstein den Zehnten zu Dorf-Güll zusammen mit dem Zehnten zu Ober-Eschbach an das Kloster Eberbach und tauscht dessen Hof Haßloch ein (UB Eberbach II Nr. 87). 1332 genehmigt der Erzbischof V. Mainz Kuno von Falkenstein die Übertragung des Zehnten von Dorf-Güll an Kloster Eberbach (ebd. ). 1307 verkauft Philipp von Falkenstein Arnsburg Einkünfte von Gütern in Güll (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 357). 1313 bekennt Kloster Arnsburg, daß ihm Ulrich II. von Hanau gen. Einkünfte aus dem Zehnten in Grüningen , Dorf-Güll und von Gütern zu Ober-Mörlen so lange überlassen habe, bis daraus die von Ulrich I. dem Kloster vermachten 400 Mark erhoben worden seien (Urkundenbuch der Herren von Hanau 2 Nr. 127, 168). 1381 verschreibt Philipp VIII. von Falkenstein seiner Schwester Agnes und deren Gemahl Graf Otto von Solms 250 Achtel Korn jährlich aus dem Zehnten zu Rockenberg, Güll und Lich (Uhlhorn, Grafen von Solms, S. 193).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

1421 und später ist Güll bei Grüningen eingepfarrt. 1768: Dorf-Güll mit Pfarrei Holzheim verbunden. 1900: bei Holzheim eingepfarrt.

Patronat:

Die Kirche war zu einem Teil Eigentum des Konrad Setzepfand von Trohe.

Klöster:

Beginen:

1330 Begine Meckelis (Meckela) genannt, Klause

Bekenntniswechsel:

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johannes Beull bis 1584

Reformierter Bekenntniswechsel: 1580er Jahre, 1624 lutherisch, nach 1648 wieder reformiert

Kultur

Schulen:

vor 1618 Schule vorhanden; 1910 einklassige Volksschule, Schulhaus von 1904

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Dorf-Güll, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10310> (Stand: 7.3.2022)