Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt, 19. August 1905

In der Darmstädter Orangerie wird die maßgeblich vom Kopf der dortigen Künstlerkolonie, Joseph Maria Olbrich (1867–1908), gestaltete Allgemeine Gartenbau-Ausstellung eröffnet.

Olbrich entwarf die Gesamtanlage der Ausstellung sowie die sogenannten Farbengärten. Die streng geometrische Anlage des Ausstellungsgartens wird auf drei Seiten von Baumreihen begrenzt, welche doppelzeilig ausgeführt sind. Ein Höhensprung gliedert das Gelände in zwei Teilbereiche, von denen der untere einen Parterregarten mit Blumenbeeten, der obere dagegen die Farbengärten aufnimmt. Letztere gestaltete Olbrich als achteckige Pflanzanlagen, die von berankten Mauern und Hecken umschlossen werden und mit Staudengewächsen und Einjährigen Pflanzen in den Grundfarben Blau, Gelb und Rot ausgefüllt sind. Während Olbrichs künstlerische Gestaltung der baulich-kunsthandwerklichen Elemente des Ausstellungsparks viel Beifall findet, gibt es angesichts einer augenfälligen Diskrepanz zwischen der Üppigkeit der Pflanzenpracht auf den vorab gefertigten Aquarell-Entwürfen und der tatsächlich eher steif wirkenden tatsächlichen Umsetzung auch kritische Bewertungen.¹ Olbrichs konzeptionell innovative Arbeit, die „das Thema der Farbe neuartig konzentriert“ aufgreift, setzt jedoch in starkem Maße Impulse für spätere Gartenausstellungen, die das gestaltende Element der „Farbengärten“ als Inspirationsquelle aufgreifen, so zum Beispiel noch viele Jahre später im Rahmen der Zürcher Gartenbauausstellung in Zürich 1933.²

Zu bedeutendsten der auf der Ausstellung vertretenen Gewerbebetriebe zählt die in Darmstadt ansässige Kunst- und Handelsgärtnerei Heinrich Henkel. Das 1862 gegründete Unternehmen Henkel war Hofbouquetlieferant von Großherzog Ludwig III. von Hessen und bei Rhein (1806–1877) sowie Hoflieferant von Königin Victoria von England (1819–1901) sowie von Kaiser Nikolaus II. von Russland (1868–1918).
(KU)

1. Alexandra Musiolek, Blühende Gartenräume. Der englische Einfluss auf Gestaltung und Pflanzenverwendung im deutschen architektonischen Hausgarten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Berlin 2005, S. 50. ↑
2. Vgl. Johannes Stoffler, Der Farbengarten der ZÜGA. Ein Experiment der Moderne am Zürichsee, in: Schweizerische Gesellschaft für Gartenkultur (SGGK) (Hrsg.): Topiaria Helvetica 2011: Farbe im Garten: von Pflanzenfarben und Färberpflanzen, Zürich 2011, S. 29-38, hier: S. 30 f. ↑