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Schwerer Luftangriff der Royal Air Force auf Kassel, 27. - 28. August 1942

In der Nacht vom 27. auf den 28. August greift die britische Royal Air Force (RAF) die Stadt Kassel an und wirft eine Bombenlast von mehr als 500 Tonnen ab.1 Dabei kommt es zu erheblichen Zerstörungen. So werden zwischen 23:54 und 2:08 Uhr das Theater am Friedrichsplatz, die Train-Kaserne an der Frankfurter Straße, der Friedhof in Wehlheiden und Teile der Gräfestraße, der Murhardstraße sowie der Emmerichstraße getroffen. Weitere Bomben fallen in der Unterneustadt, am Auedamm, an der Badeanstalt und in der Karlsaue. Die am Landgraf-Philipps-Platz gelegene Martinskirche, eines der Wahrzeichen der Stadt, steht in Flammen. Der Brand kann aber gelöscht werden und die Kirche erhält nach dem Angriff ein provisorisches Notdach.

Betroffen sind von dem bislang größten Bombardement der Stadt, das in der Kasseler Presse tags darauf erstmals als „Terrorangriff“ bezeichnet wird, weiterhin die Wolfsanger Straße, der Ostring und das Stadtkrankenhaus. 144 Gebäude werden völlig zerstört, 317 weitere stark beschädigt. Im Gegensatz zu früheren Luftangriffen werden auch militärische Einrichtungen in größerem Umfang getroffen. Auch gelingt es den Briten, drei Fabrikgebäude der Henschel-Werke zu zerstören. Insgesamt sterben in Kassel am 27. und 28. August infolge des Bombardements 43 Menschen, darunter 28 Militärangehörige und 15 Zivilpersonen. 187 Zivilisten und 64 Soldaten werden verletzt.

In der mondhellen Nacht und bei nur geringer Bewölkung können die als Vorhut operierenden „Pathfinders“ die angeflogenen Ziele und Stadtareale effektiv „markieren“ und beleuchten. Unter den Flugzeugen der nachrückenden Bomberverbände befinden sich auch erstmals bei einem Angriff auf Kassel Maschinen des seit Jahresende 1941 bei der RAF in Dienst gestellten und seit Frühjahr 1942 an Angriffen auf Ziele in Deutschland beteiligten viermotorigen Typs Avro Lancaster. 31 britische Flugzeuge gehen bei dem Einsatz verloren, besonders stark betroffen sind die bei diesem Einsatz beteiligten zweimotorigen Vickers Wellington („Wimpys“), die vielfach den erstmals erfolgreich gegen einen Angriff auf Kassel eingesetzten deutschen Nachtjägern zum Opfer fallen. 21 Wellington, fünf Short Stirling, drei Avro Lancaster, und jeweils eine Hendley Page Halifax und eine Hendley Page Hampden kehren nicht zu ihren Stützpunkten zurück. 61 der an dem Einsatz beteiligten Kampfflugzeuge erreichen ihre Heimatbasen in Großbritannien mit Beschädigungen. Ein mit Phosphorbomben beladenes britisches Kampfflugzeug stürzt in dieser Nacht auf die gut 15 Kilometer westlich der Kasseler Stadtgrenzen gelegene Ortschaft Istha (bei Wolfhagen). Dabei werden drei Dorfbewohner getötet.
(OV/KU)


  1. 258 Tonnen Sprengbomben, einschließlich von 77 auf besonders schwere Detonationen ausgelegte 4.000 lb Luftminen, die bei der Detonation gegenüber herkömmlichen Sprengbomben eine um ein Vielfaches stärkere Druckwelle verursachen, und 309 Tonnen Brandbomben.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Schwerer Luftangriff der Royal Air Force auf Kassel, 27. - 28. August 1942“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2310> (Stand: 7.9.2020)
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