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Einrichtung des Hessischen Statistischen Landesamts in Wiesbaden, 14. Januar 1946

Nachdem die Besatzungsmacht am 11. Dezember des vorangegangenen Jahres den Ministerpräsidenten von Groß-Hessen angewiesen hat, unverzüglich ein statistisches Amt für das am 19. September 1945 neu gegründete Land zu schaffen, erfolgt mit der Organisationsanweisung Nr. 15 der amerikanischen Militärregierung und einem entsprechenden Kabinettsbeschluss der Landesregierung am heutigen Tag die formelle (Neu-) Errichtung des Hessischen Statistischen Landesamtes.

Gemäß der Organisationsanweisung der Amerikaner erfolgt die Aufstellung der Behörde in acht Abteilungen: 1. Allgemeine Verwaltung, 2. Hollerithmaschinenabteilung, 3. Bevölkerungs- und Kulturstatistik, 4. Statistik von Landwirtschaft, Forsten und Ernährung, 5. Statistik von Industrie, Handel und Verkehr, 6. Statistik von Preisen, Löhnen, Arbeits- und Sozialverhältnissen und Wohnungswesen, 7. Statistik von Finanz-, Steuer-, Geld und Bankenwesen, 8. Wirtschaftsforschung, Konjunkturforschung und Veröffentlichungen. Verantwortlich für den Aufbau ist der frühere Sekretär des Ausschusses Statistischer Sachverständiger beim Sekretariat des Völkerbundes in Genf und Mitarbeiter in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der I.G.-Farbenindustrie in Berlin Dr. Gerhard Fürst (1897–1988). Gerhard Fürst amtiert von 1946 bis 1948 als Direktor des Hessischen Statistischen Landesamtes und wechselt anschließend in das Januar 1948 geschaffene Statistische Amt des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, das spätere Statistische Bundesamt, dessen Präsident er wird.

Neben dem eigenen Neuaufbau befasst sich die Behörde in den ersten Monaten ihres Bestehens vor allem mit der Vorbereitung und Durchführung der am 29. Oktober 1946 stattfindenden Volks-, Berufs- und Wohnungszählung, zu der das Amt trotz der schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit knapp elf Monate später umfangreiche Ergebnisse vorlegt.

Mehrere ältere Einrichtungen des Deutschen Reiches, die sich mit statistischen Fragen beschäftigen, bilden einen Teil der institutionellen Basis der neu zu schaffenden Behörde: das Hessische Landesstatistische Amt in Darmstadt, das ebenfalls in Darmstadt ansässige Wirtschaftswissenschaftliche Institut, die in Höchst bei Frankfurt angesiedelten Teile der Landwirtschaftsabteilung des Statistischen Reichsamtes sowie die Hollerithmaschinenabteilung der Reichsgruppe Industrie in Bad Nauheim.1

In der Anfangszeit stehen zunächst rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus den älteren Einrichtungen übernommen werden, der neuen Behörde zur Verfügung. Ihre Zahl muss zur ersten Volkszählung im Oktober 1946 kurzfristig auf rund 1.000 Beschäftigte erweitert werden, nimmt bis Anfang 1950 jedoch wieder auf 430 Personen ab.
(KU)


  1. Eine erste mit der Sammlung und Auswertung statistischer Daten beauftragte Behörde existierte bereits im Großherzogtum Hessen mit der 1861 in Darmstadt gegründeten „Großherzoglichen Centralstelle für die Landes-Statistik“.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Schlagwort
Hessen ; Hessen, Statistisches Landesamt ; Landesstatistik ; Amtliche Statistik
Empfohlene Zitierweise
„Einrichtung des Hessischen Statistischen Landesamts in Wiesbaden, 14. Januar 1946“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2560> (Stand: 14.1.2022)
Ereignisse im Dezember 1945 | Januar 1946 | Februar 1946
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