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Hessischer Rundfunk nimmt Werbesendungen ins Programm, 8. Januar 1958

Als eine der ersten bundesdeutschen Rundfunkanstalten nimmt der Hessische Rundfunk Werbesendungen in sein TV-Programm auf. Zuvor hatte sich die hessische Rundfunkanstalt bereits im Oktober 1957 mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) und dem Südwestrundfunk (SWF) vertraglich auf ein gemeinsames Werbefernsehen festgelegt, dessen Beginn auf den 2. Januar 1958 festlegte wurde. Als Trennsequenz („Werbetrenner“) zwischen den regional ausgestrahlten Werbefilmen im Vorabendprogramm feiert 1958 auch die Zeichentrickfigur Onkel Otto ihre Premiere und wird zum Maskottchen des Hessischen Rundfunks. Die Etablierung der Fernsehwerbung sorgt besonders beim Thema „unterbewusste Werbung“ für Besorgnis in der Öffentlichkeit.1 Dabei handelt es sich um in der Film- und Fernsehreklame eingesetzt Werbefilmsequenzen, die für Bruchteile von Sekunden eingeblendet werden und sich (angeblich) anschließend im Unterbewusstsein der Zuschauer verankern, um sie zum Erwerb der beworbenen Produkte zu animieren.

Als erste in Deutschland gezeigte Fernsehwerbesendung strahlte der Bayerische Rundfunk (BR) am 3. November 1956 in der Sendung „Zwischen halb und acht“ einen 55 Sekunden dauernden Spot für das Waschmittel Persil mit Liesl Karlstadt und Beppo Brem aus. Zuvor hatte der Rundfunkrat des BR am 4. Mai 1956 der Einführung von Fernsehwerbung zugestimmt. In Hinsicht auf die Einführung der Fernsehwerbung stellt sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen in der Bundesrepublik im internationalen Vergleich allerdings als Nachzügler dar. Erste Werbesendungen waren in den Vereinigten Staaten bereits 1941 und in Großbritannien 1954 ausgestrahlt worden.

Ausschlaggebend für das Erscheinen von Werbespots ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre auch im deutschen Fernsehprogramm ist das wachsende Interesse der werbetreibenden Wirtschaft an dem mit zunehmender Verbreitung auch immer attraktiver werdenden Medium. Die frühen, in den 1950er Jahren produzierten und gesendeten Werbefilme setzen fast durchgängig auf gestalterische Mittel des Zeichentrickfilms und gereimter (vielfach auch gesungener) Textbotschaften. Typisch für die Fernsehwerbung der Anfangszeit ist auch, dass sie sich stark auf geschlechtsspezifische gesellschaftliche Klischees stützt; Frauen erscheinen dabei in aller Regel in Zusammenhang mit hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie Kochen, Waschen und Putzen sowie Erziehungsaufgaben.
(KU)


  1. Vgl. dazu DER SPIEGEL 14/1958, 2.4.1958, S. 61-63.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Hessischer Rundfunk nimmt Werbesendungen ins Programm, 8. Januar 1958“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1088> (Stand: 8.1.2022)
Ereignisse im Dezember 1957 | Januar 1958 | Februar 1958
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