Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Adolf Rau von Holzhausen (bzw. Nordeck) und seine beiden Frauen Margaretha geb. von Dalwigk und Agnes geb. Schutzbar genannt Milchling, 16. Jahrhundert, Winnen

Winnen · Gem. Allendorf (Lumda) · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Winnen

Gebäude / Areal:

Winnen, Evangelische Pfarrkirche. An der südlichen Außenwand.

Merkmale

Datierung:

16. Jahrhundert

Typ:

Epitaph

Material:

heller (grauer) Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

151 x 197 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Die angegebene Höhe ist die heute sichtbare. Der Stein ist 28 cm tief, die Figuren sind 160 cm hoch.

Das stark verwitterte Epitaph zeigt die lebensgroße Darstellung eines Mannes in Rüstung mit Schwert zwischen zwei Frauen. Alle drei in Frontalansicht wiedergegebenen Personen haben ihre Hände vor der Brust zum Gebet zusammengelegt. Unterhalb der drei Figuren sind drei Wappenschilde dargestellt (vgl. das Foto aus der Zeit vor 1920), die jedoch heute, da der Stein im Laufe der Zeit stark in die Erde eingesunken ist, nicht mehr sichtbar sind. Oberhalb der beiden Frauen glaubt man auf dem Foto aus der Zeit vor 1920 die Umrisse zweier weiterer, schräggestellter Wappenschilde zu erkennen, die heute nahezu erloschen sind. Von einer Inschrift haben sich keine sichtbaren Reste erhalten.

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Die beiden Wappenschilde oberhalb der beiden Frauen waren schon vor 1920 unkenntlich (vgl. Foto).

Unterhalb des Mannes ein Schild mit einem Querbalken, der sicherlich als das Wappen der Familie Rau von Holzhausen bzw. der Linie zu Nordeck interpretiert werden darf.

Unter der linken weiblichen Figur ein Wappen, das im Schild anscheinend eine Rossbremse (Pferdepramme) zeigt und damit zur Familie von Ense gehört.

Der Schild unterhalb der rechten Frau zeigt drei in Dreipaß gestellte Blätter (See- oder Kleeblätter), ein Wappen, das mehrere Adelsfamilien im mittelhessischen Bereich führten (so z.B. Schutzbar genannt Milchling, von Trohe, Lesch von Mühlheim, Holzapfel von Vetzberg, von Dernbach u.v.a.). In diesem Fall gehört es zur Familie von Trohe (vgl. die Angaben unter "Verstorbene/r").

Dargestellte Personen:

Das Epitaph wurde aufgrund der heute nicht mehr sichtbaren Wappen unterhalb der Figuren einem Adligen aus der Familie Rau von Holzhausen (bzw. der Linie Rau von Nordeck) und sicherlich seinen beiden Frauen gesetzt.

Die beiden erloschenen Schilde oberhalb der beiden Frauen müssten die väterlichen Wappen derselben gezeigt haben, während die beiden noch um 1920 sichtbaren Schilde unterhalb der weiblichen Figuren als Wappen ihrer Mütter anzusehen sind. Die Mutter der linken Frau müsste also eine von Ense gewesen sein, die Mutter der rechten Frau aus einer Familie mit Klee- oder Seeblätter-Wappen entstammen.

Aus den Ahnenwappen des am 21.09.1568 verstorbenen Adolf Rau von Holzhausen (Nordeck) auf dessen Epitaph in der Stadtkirche Hammelburg ergibt sich nun zweifelsfrei, dass der Stein in Winnen dessen Vater, Mutter und Stiefmutter gelten muss. Das Epitaph in Hammelburg zeigt nämlich für Adolfs Mutter das von Dalwigk'sche Wappen und für die Großmutter mütterlicherseits dasjenige der Familie von Ense.

Nach der Stammtafel der Familie Rau von Holzhausen bei von Buttlar-Elberberg (s. Literatur) handelt es sich bei Adolfs Vater um einen älteren Adolf Rau von Holzhausen (Nordeck), der 1526 das Schloß Nordeck erworben haben und 1568 (wie der Sohn Adolf) gestorben sein soll. Er war in erster Ehe mit Margaretha von Dalwigk und in zweiter mit Agnes Schutzbar genannt Milchling verheiratet, wie auch ein Wappenstein von 1537 mit drei Schilden an der Burg Nordeck ausweist1. Margarethas Mutter müsste eine von Ense gewesen sein, was sich allerdings bislang urkundlich nicht nachweisen ließ. Agnes' Mutter war nach von Buttlar-Elberberg eine von Trohe, führte also tatsächlich ein Seeblätter-Wappen.

Es darf daher wohl als sicher gelten, dass das Denkmal in Winnen in der Mitte den älteren Adolf Rau von Holzhausen (Nordeck), links seine erste Frau Margaretha geb. von Dalwigk und rechts seine zweite Frau Agnes geb. Schutzbar genannt Milchling zeigt.

--------------------------------------

1 Der genannte Wappenstein befand sich wahrscheinlich ehemals über einem Portal und ist heute in eine Mauer nahe der südöstlichen Burgpforte eingelassen. Er zeigt in der Mitte einen Schild mit dem Wappen der Rau von Holzhausen und der Beischrift Adolff Raw d(er) E(ltere), links den von Dalwigk'schen Schild mit der Beischrift Margareta Raw(n) geborn V(on) Dalwick und schließlich rechts einen Schild mit dem Wappen der Schutzbar genannt Milchling und der Inschrift Agnes Raw(n) geborn Milchlin[g]. Eine untere Schriftzeile, die zum Teil zwischen den drei Schilden verläuft, nennt das Jahr Anno domini M ccccc XXX VII Iar (letztes Wort unsicher). Demnach müsste Margaretha von Dalwigk 1537 bereits verstorben gewesen sein, da ja die zweite Frau Agnes Schutzbar genannt Milchling schon Erwähnung findet.

Nachweise

Literatur:

  • Buttlar-Elberberg, Rudolf von: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft (Rau von Holzhausen Tafel 1 und Schutzbar genannt Milchling Tafel 1)

Personen:

Rau von Holzhausen (Nordeck), Adolf (II) · Rau von Holzhausen (Nordeck), Ottilie, geb. Schutzbar genannt Milchling · Schutzbar genannt Milchling, Ottilie, verheiratete Rau von Holzhausen (Nordeck) · Milchling, Ottilie Schutzbar genannt, verheiratete Rau von Holzhausen (Nordeck)

Orte:

Ersrode · Hammelburg · Nordeck

Sachbegriffe:

Wappen · Schwerter · Männer · Frauen · Adlige · Ehepaare

Wappen:

Rau von Holzhausen (Nordeck) · Holzhausen, Rau von · Ense · Trohe

Bearbeitung:

Andreas Schmidt, HLGL. Herrn Dr. Martin Spies, Wetzlar, sei an dieser Stelle für weiterführende Hinweise herzlich gedankt.

Zitierweise
„Adolf Rau von Holzhausen (bzw. Nordeck) und seine beiden Frauen Margaretha geb. von Dalwigk und Agnes geb. Schutzbar genannt Milchling, 16. Jahrhundert, Winnen“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/954> (Stand: 31.3.2010)