Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Dritte Sitzung des Hessischen Landtags in Darmstadt, 28. Juli 1932

Unter Vorsitz seines Präsidenten Prof. Ferdinand Werner (1876–1961; NSDAP) tritt der Hessische Landtag zu seiner dritten Sitzung zusammen. Noch vor dem Eintritt in die Tagesordnung protestiert der Abgeordnete Wilhelm Hammann (1897–1955; KPD) dagegen, dass nach einer Pressemeldung vor einigen Tagen eine Bannmeile um den Hessischen Landtag gezogen worden sei. Zweifellos dreht es sich darum, die erwerbslosen Arbeiter und auch sonst die Angehörigen aus dem arbeitenden Volke von der „Volksvertretung“ fernzuhalten. Der Abgeordnete Friedrich Wilhelm Beuttel (1900–1944; KPD) weist aufgrund einer Nachricht im Handelsteil der Frankfurter Nachrichten darauf hin, daß die Kunstseidefabrik in Kelsterbach¹ stillgelegt wird und daß bereits Verhandlungen über die Stillegung mit der Hessischen Regierung gepflogen werden. Er erinnert daran, daß man vor kurzer Zeit vor der Entlassung von 500 Arbeitern stand und durch die hessische Polizei Überfallkommandos gegen die Arbeiter eingesetzt wurden, als sie zu der Entlassung Stellung nehmen wollten. Er fragt die Regierung, wie es mit der Frage steht und was die Regierung zu tun gedenkt, um die Stillegung, die die Brotlosmachung von 1100 Arbeitern bedeutet, zu verhindern. Der Abgeordnete Ludwig Keil (1896–1952; KPD) wendet sich gegen die vom Ältestenrat beschlossene Beschränkung der Redezeit.
Zu einer polemisch geführten Debatte kommt es über den Antrag der NSDAP-Fraktion, die Umstände der Strafaussetzung für den KPD-Landtagsabgeordneten Hammann zu erläutern².
(OV)

1. Es handelt sich um das Werk der Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG, das spätere ENKA-Werk. ↑
2. Verhandlungen des Landtags des Volksstaates Hessen im Jahre 1932/33, Drucksache Nr. 62 ↑