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Eröffnung der 47. Frankfurter Buchmesse, 10. Oktober 1995

In der Galleria auf dem Messegelände in Frankfurt am Main wird am Abend die 47. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Das Messeschwerpunktland ist in diesem Jahr Österreich. 8.900 Aussteller aus 97 Ländern präsentieren rund 93.000 Neuerscheinungen, die meisten Verlage (2.273) kommen aus Deutschland.

Der als Redner zur Eröffnung der Buchmesse angekündigte österreichische Bundeskanzler Franz Vranitzky (geb. 1937) lässt sich durch den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Rudolf Scholten (geb. 1955) vertreten.

Ein zentrales Thema in Scholtens Ansprache ist die Autonomie der Kunst und die Freiheit des Wortes, die gegenwärtig und in Zukunft als wichtigstes Bindeglied zwischen Literatur, Politik und Religion fungiere. In diesem Zusammenhang kündigt Scholten eine Initiative zur Einrichtung eines europäischen Salman-Rushdie-Preises an. Die Auszeichnung, die den Namen des 1989 vom iranischen Staatschef Khomeini zum Tode zu verurteilten indisch-britischen Schriftstellers Ahmed Salman Rushdie (geb. 1947) trägt, „werde gestiftet für politisch verfolgte Autoren, denen mit dem Preis nicht Geld versprochen, sondern eine Publikations- und Übersetzungsgarantie gegeben werde.“

Auch der deutsche Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie Jürgen Rüttgers (geb. 1951; CDU) betont in seiner Rede, die Situation Rushdies, auf dessen Ermordung ein Kopfgeld in Millionenhöhe ausgesetzt ist, sei ein erschreckendes Beispiel für die Gefahr, die von Büchern ausgehen könne. Zum Thema elektronische Medien, die als Ausstellungsgegenstand in diesem Jahr erneut gewachsen sind, äußert Rüttgers, „man könne sich doch nicht vorstellen, daß digitale Nachrichten und ihre Darstellungsgeräte jemals die symbolische Bedeutung von Büchern erlangten“. Der Minister ist sich sicher, dass das elektronische Publizieren nicht das Buch verdrängen werde, „vielleicht aber doch noch das Papier“. Gleichzeitig könne man das Entwicklungspotenzial der modernen Informationstechnik nicht überschätzen. Es sei möglich, dass das Buch seine Erscheinungsform radikal ändere, aber es werde weiter das sein, was auch heute als Buch bezeichnet werde.

Das Thema Electronic Publishing bildet mittlerweile einen ausgesprochenen Schwerpunkt auf der Frankfurter Buchmesse, obwohl die Elektronischen Medien hier erst zum dritten Mal als eigenständiger Ausstellungsgegenstand vertreten sind. Insgesamt präsentieren mehr als 1.200 Aussteller – davon 400 in einer eigenen Halle – Produkte aus diesem Segment. Die dafür vorgesehen Ausstellungsfläche hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Im Rahmen der Messe etabliert sich nun auch die in den folgenden Jahren anhaltende Debatte über die Verdrängung des gedruckten Buches durch digitale Angebote.

Der Bereich Electronic Publishing hatte erstmals 1993 einen eigenen Messebereich erhalten. Damals waren die Anmeldungen von 170 Ausstellern aus 14 Ländern eingegangen. Bereits 1994 wurde die Ausstellungsfläche für elektronischen Medien mit insgesamt 9.000 Quadratmetern fast verdoppelt und belegte eine eigene Halle.
(KU)

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Hebis-Schlagwort
Frankfurter Buchmesse, 47, 1995 ; Österreich ; Literatur
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung der 47. Frankfurter Buchmesse, 10. Oktober 1995“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/2730> (Stand: 10.10.2022)
Ereignisse im September 1995 | Oktober 1995 | November 1995
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