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Kaspar zu Eltz von Langenau 1619, Kiedrich

Kiedrich · Gem. Kiedrich · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Kiedrich

Gebäude / Areal:

Kiedrich, Kath. Pfarrkirche St. Valentin

Merkmale

Datierung:

1619

Typ:

Epitaphaltar

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Epitaphaltar (Hochaltar)

Retabel mit dreigeschossigem, in sich nochmals unterteiltem Aufbau. In der unteren Zone hochrechteckige Nische,1) darüber querrechtek-kige, leere Tafel, flankiert von zwei halbrunden, leeren Nischen. Daneben Medaillons mit Bibelsprüchen (A) links und (B) rechts, über diesen je zwei Relieffelder mit biblischen Themen: links unten die Manna-Lese, darüber die Ausstellung der Schaubrote mit Melchisedech; rechts unten das Abendmahl, darüber die Szene Esther vor Ahasver. In der Mitte zwischen den Relieftafeln querovale Kartusche aus Schiefer mit siebenzeiliger, in goldenen Buchstaben aufgemalter Memorialinschrift (C). Die darüber-liegende Mittelzone besteht aus einer rundbogigen, von zwei Säulen eingefaßten Blendnische mit dem großen Relief der Anbetung der hl. Drei Könige. In den beiden äußeren Muschelnischen stehen vollplastische Heiligenfiguren: links der hl. Bonifatius, rechts die hl. Elisabeth, über ihren Köpfen bezeichnete Schriftbänder (D) in moderner Ausführung. Das darüberliegende Gesims trägt acht unbezeichnete Ahnenwappen auf Rundmedaillons. Im Mittelteil des obersten, dreiteiligen Geschosses mit offenem Rundbogenfeld steht die Figur des Kirchenpatrons, des hl. Valentin, im Bischofsornat. Er ist umgeben von je vier weiteren Ahnenwappen auf runden Medaillons mit Beischriften auf kleinen Schriftbändchen. Links neben dem hl. Valentin steht die Figur des auferstandenen Christus mit der Siegesfahne mit moderner Inschrift (E), rechts der hl. Nikolaus. Den oberen Abschluß des Retabels bildet ein Relief mit der Szene der Kreuzabnahme, flankiert von einer weiblichen und einer männlichen Heiligenfigur.2) Über diesen je eine Kartusche mit Vollwappen Eltz links und Stein rechts. Das ganze Retabel ist reich geschmückt mit Laubwerk, Blütengehängen, Laub- und Lorbeerstäben, Voluten, Rollwerk und Masken. Aufbau aus Stuck, Reliefs aus Alabaster, Figuren aus Sandstein, farbig gefaßt. 1782 und 1876 renoviert.3)

Medaillons (A, B): H. 46,47, B. 36-38, Bu. 2,5-3 cm, übrige Maße nicht zu ermitteln.

1) Die heute als Tabernakel dienende Rechtecknische war Zaun zufolge ursprünglich für die kniende Gestalt des Stifters in Rüstung mit betend erhobenen Händen vorgesehen. Die Figur wurde im Zuge der Renovierung 1782 auf eine beschriftete Konsole in der Ecke der nördlichen Sakristeitür gestellt und mit folgender, heute verschwundener Inschrift versehen: Caspar ab Eltz summi altaris fundator, anno 1619, 20. Jan. pie defunctus, quondam in altaripositus, at anno 1782 eodem renovato, cooperante familie ab Eltz, impediüprospectus gratia huclocatus. Die Figur steht heute in der oberen Altarzone links. Die Überlieferung der deutschen Grabinschrift in Kdm. mit Hinweis auf Zaun suggeriert die Existenz einer weiteren Inschrift. Es handelt sich in Kdm. aber nur um eine Übersetzung der vorhandenen lateinischen Grabinschrift, Zaun hat dagegen richtig diese lateinische Inschrift.

2) Bei der männlichen Figur rechts könnte es sich um den hl. Johannes d.Ev. handeln.

3) Vgl. Zaun.

4) PS. 77,23 und 24.

5) lo. 6,51 und 52.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Wappen: Eltz; Stein.

Wappen mit Beischriften: [Eltz], Wolfs Kellee), Vbenf), [Frankjenstein; vom [Stein], Reiffenberg, Metzenhavsen, Frey v(on) • Dehrn.

Wappen: Boos von Waldeck, Leyen(?)6), ?7), Zant von Merl; ?8), Waldbott von Bassenheim, Gülpen gen. von Heddesheim, Wilch von Alzey.9)

6) In schwarz Sparren mit 3:3:4 gestellten Steinen.

7) Unter goldenem Schildhaupt in rot ein goldener Schild mit roter Figur (?), von 2:1 gestellten Sternen in verwechselten Farben begleitet.

8) In silber roter Balken.

9) Diese beiden Wappenreihen sind von der Mitte aus gelesen. Ihre heutige Disposition stimmt jedoch nicht mit der bislang zu ermittelnden Ahnenprobe überein.

Dargestellte Personen:

Kaspar zu Eltz von Langenau.

Die Memorialinschrift für den unmittelbar vor dem Hochaltar bestatteten Kaspar zu Eltz ließen die Hinterbliebenen anfertigen. Den Auftrag zur Anfertigung von Teilen des Altarretabels dürfte Kaspar zu Eltz selbst an die Werkstatt des für die deutsche Bildhauerei des Spätmanierismus bedeutsamen Aschaffenburger Meisters Johannes Juncker10) gegeben haben.

10) Vgl. zu ihm Thieme-Becker 19, 315 f., zu einzelnen Mainzer Werken Lühmann, Flügelaltar passim.

Inschrift

Umschrift:

A: PS(ALM) LXXVII, / ET MANDAVIT NVBIBVS / DESVPER ET IANVAS COe/ LI APERVIT, ET PLVITILLIS / MANNA AD MANDVCANDV(M) / ET PANEM COeLI DEDIT / EIS (ET)C(ETERA)

B: IOH(AN)N(ES) 6 / EGO SVM PANIS VIV=/VS QVI DE COeLO DES=/CENDI SI QVIS MANDVCAVE/RIT EX HOC PANE VIVET / IN AETERNVM.

C: ANNO .1619. 20 IANVARY OBYT PRAE/NOBILIS ET STRENWS CASPAR DO(MINV)S AB / ELTZ S(ACRAE) CAESARIAE MAIEST(ATIS) ET ARCHIEP(ISCOPI) MOGV(NTINENSIS) / A CONSILII ST MAIOR DOMVS, ET VICEDOMIN(VS) / RELICTO HOC AD HONOREM DEI ET S(ANCTI) / VALENTINI MONVMENTO. CVI(VS) A(N)I(M)A REQ(VIESCAT) / IN PACE. AETATIS 63.

D: S(ANCTUS) BONIFACIUS / S(ANCTA) ELISABETHA ·

E: ECCE AGNUS DEI!

Übersetzung:

Und er gebot den Wolken dort oben und öffnete die Pforten des Himmels und ließ für sie Manna zur Speise regnen und gab ihnen das Brot vom Himmel (A). - Ich bin das lebendige Brot, der ich vom Himmel herabgekommen bin. Wenn irgendjemand von diesem Brot ißt, wird er leben in Ewigkeit (B). - Im Jahre 1619, am 20. Januar starb der vornehme und gestrenge Kaspar, Herr zu Eltz, der Heiligen Kaiserlichen Majestät und des Erzbischofs von Mainz Rat, Großhofmeister und Viztum, nachdem er dieses Werk zur Ehre Gottes und des hl. Valentin hinterlassen hatte. Seine Seele ruhe in Frieden. Im Alter von 63 (C). - Siehe das Lamm Gottes (E).

Schrift:

Kapitalis (A-D), kursive Minuskel (Wappenbeischriften)

Nachweise

Literatur:

  • Zaun, Kiedrich 95
  • Roth, Geschichtsquellen III 249
  • Kdm. 224 f. (Übers.) m. Abb. 532.

Sachbegriffe:

Wappen · Männer · Adlige

Wappen:

Eltz · Stein · Wolfskehl · Uben · Frankenstein · Reiffenberg · Metzenhausen · Frei von Dehrn · Dehrn, Frei von · Boos von Waldeck · Waldeck, Boos von · Leyen · Zant von Merl · Merl, Zant von · Waldbott von Bassenheim · Bassenheim, Waldbott von · Gülpen von Heddesheim · Heddesheim, Gülpen gen. · Wilch von Alzey · Alzey, Wilch von

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 458 f., Nr. 580.

Zitierweise
„Kaspar zu Eltz von Langenau 1619, Kiedrich“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/2079> (Stand: 5.1.2017)