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Das „Darmstädter Echo“ berichtet vom eindrucksvollen Aufbau des Archivs im Kranichsteiner Musikinstitut, 2. Februar 1957

Unter der Überschrift „Das Haus im Roquetteweg ist weltbekannt“ berichtet das „Darmstädter Echo“ über den weit vorangeschrittenen Auf- und Ausbau der Bibliothek und des Archivs des 1948 (als „Internationales Musikinstitut“) ins Leben gerufenen „Kranichsteiner Musikinstituts“ für Neue Musik. Demnach stellt die Bibliothek des Instituts mit etwa 10.000 Bänden zur zeitgenössischen Musik einen Anziehungspunkt für Interessierte aus dem In- und Ausland dar: „Wer etwas auf diesem Gebiet sucht, wendet sich an Darmstadt. So wandert aus dem stillen Haus am Roquetteweg der Name unserer aufgeschlossenen Stadt in alle Welt.1

Der Aufbau einer umfassenden Bibliothek und die Sammlung möglichst aller wichtigen Werke der zeitgenössischen Musik, ergänzt durch ein Archiv von Tonträgern, Fachbüchern und Fachzeitschriften sowie ergänzender Dokumente war von Beginn an als zentrale Aufgabe und Arbeitsgrundlage der Einrichtung in Angriff genommen worden. Eine erste Aufbaustufe der Bibliothek wurde bereits im Januar 1950 abgeschlossen. Ein 1952 veröffentlichtes Faltblatt zur Ankündigung der Darmstädter Ferienkurse enthält den Hinweis: „Die Kranichsteiner Musikbibliothek, die für die Kurse durch Leihgaben der großen Musikverlage noch ergänzt wird, bietet ein umfassendes Studienmaterial.“ Wolfgang Steinecke (1910–1961), von 1948 bis 1961 Leiter des Instituts, gibt Ende 1960 einen Bericht heraus nach dem die Bibliothek auf 14.300 Bände angewachsen ist. Das Archiv umfasst zu diesem Zeitpunkt etwa 30.000 Presseausschnitte, 700 Tonbandaufnahmen von Werken, die während der Ferienkurse zwischen 1948 und 1960 aufgeführt wurden und 500 Schallplatten zeitgenössischer Musik. Eine erneute Bestandsaufnahme der mittlerweile von Ernst Thomas (1916–1997) geführten und in „Internationales Musikinstitut Darmstadt“ (IMD) umbenannten Institution vom 1. Juni 1965 weist einen Bestand von nicht weniger als 12.644 Partituren, 2.840 Büchern, 1.513 Tonbändern, 519 Schallplatten, 56 Zeitschriften und elf Tageszeitungen aus. Ende 1965 gibt das IMD mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium des Inneren einen fast 300-seitigen Partiturenkatalog heraus. Ihm folgen zwischen 1967 und 1979 der Bücher- und der Zeitschriftenkatalog, sowie mehrere Nachträge.

Heute (2012) beherbergt die Bibliothek des IMD einen mehr 35.000 Titel umfassenden Bestand2 an Partituren, Programmheften, Fachbüchern, Anthologien, Lexika und laufenden Musik- und Fachzeitschriften sowie eine umfassende Schallplatten- und CD-Sammlung. Das Archiv bietet eine fast lückenlose Dokumentation der im Rahmen der Ferienkurse aufgeführten Konzerte und gehaltenen Fachvorträge in Live-Mitschnitten, ein umfangreiches Bildarchiv mit fast 10.000 Abzügen sowie eine Sammlung von Korrespondenzen bedeutender Künstler wie Pierre Boulez (1925–2016), Theodor W. Adorno (1903–1969), Luigi Nono (1924–1990), Bruno Maderna (1920–1973), Karlheinz Stockhausen (1928–2007), Wolfgang Rihm (geb. 1952), Helmut Lachenmann (geb. 1935) und Brian Ferneyhough (geb. 1943).


  1. Darmstadter Echo, 2.2.1957, zitiert nach: Antonio Trudu, Zur Entstehungsgeschichte des Internationalen Musikinstituts Darmstadt, in: Von Kranichstein zur Gegenwart. 50 Jahre Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik, hrsg. im Auftrag des Internationalen Musikinstituts Darmstadt von Rudolf Stephan u.a., Stuttgart 1996, S. 11-16, hier: S. 13.
  2. 30.000 Partituren neuer und neuester Musik und ca. 5.000 wissenschaftliche Publikationen zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Das „Darmstädter Echo“ berichtet vom eindrucksvollen Aufbau des Archivs im Kranichsteiner Musikinstitut, 2. Februar 1957“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4760> (Stand: 28.6.2021)
Ereignisse im Januar 1957 | Februar 1957 | März 1957
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