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Bohrungen finden große Erdölvorkommen bei Stockstadt, 30. November 1952

Bei Stockstadt am Rhein (Landkreis Groß-Gerau) stoßen Bohrungen auf ein großes Erdölvorkommen. Ab dem Sonntagmorgen strömt ununterbrochen Erdöl aus dem Bohrloch, nachdem die Bohrsonde bis auf eine Tiefe von 1.629 Meter in den Boden hinabgeführt wurde. In einer Tiefe von 1.552 Metern war man dabei erstmalig auf ölhaltiges Gestein gestoßen. Erste Erkenntnisse aus den seismologischen Messungen geben zunächst Anlass zu der Vermutung, dass sich die ölgesättigte Schicht bei einer Mächtigkeit von zwölf Meter auf ein Gebiet von etwa 32 Quadratkilometer ausdehnt und sich von der Fundstelle bis zum Rhein hin erstreckt. Die weitere Exploration ergibt allerdings, daß sich die öltragende Schicht nur auf die Gemarkungen Stockstadt, Biebesheim, Crumstadt und Gemsheim beschränkt. Sie verläuft in 1.500 bis 1.700 Metern Tiefe in südwestlicher Richtung. Schwierigkeiten bereitet die Frage des Abtransports des geförderten Rohöls. Bereits wenige Tage nach dem erfolgreichen Abteufen verkündet die Bundesbahn die Absicht, am Bahnhof Stockstadt ein Auslegergleis zu bauen, auf dem die Tankwagen der Gewerkschaft Elwerath1 abgestellt werden können. Bereits am 6.Dezember 1952 werden die ersten 4.000 Liter Erdöl in Stockstadt zum Bahnhof gebracht.
1953 werden (Dezember 1952 eingeschlossen) im Hessischen Ried 25.000 Tonnen Erdöl gefördert, 1954 sind es bereits 46.000 Tonnen.

Im Hessischen Ried, dem in Hessen gelegenen nordöstlichen Abschnitt der Oberrheinischen Tiefebene, wurden in einem Gebiet zwischen Stockstadt, Gernsheim und Crumstadt bereits in den 1930er Jahren Erdölvorkommen entdeckt. Am 3. August 1951 war bei Wolfskehlen ein Gasvorkommen erbohrt worden, das sich beim Zurückziehen des Bohrgestänges schlagartig entzündete und eine gut 60 Meter hohe und über eine Entfernung von 40 Kilometer sichtbare Feuersäule verursachte.
(KU)


  1. Die 1866 gegründete (bergrechtliche) Gewerkschaft Elwerath ist eine Kapitalgesellschaft, die ursprünglich mit dem Eisenerzabbau befasst war und sich seit 1920 aktiv im Erdölgeschäft betätigt. Anteilseigner der Gewerkschaft Elwerath sind (1952) die Wintershall AG (34 %), die Deutsche Shell AG (11,5 %) und die Esso AG (11,5 %) sowie die Familiengruppe Seifer (23 %). Im April 1969 wird die Gewerkschaft Elwerath gemeinsam mit der Gewerkschaft Brigitta unter dem Dach der BEB Gewerkschaften Brigitta und Elwerath Betriebsführungsgesellschaft mbH zusammengeführt, an der die Deutsche Shell AG und Esso AG zu jeweils 50 % beteiligt sind.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
543470 ,Erdöl und -gas
Hebis-Schlagwort
Südhessen ; Hessisches Ried
Empfohlene Zitierweise
„Bohrungen finden große Erdölvorkommen bei Stockstadt, 30. November 1952“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1011> (Stand: 25.11.2021)
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