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Anteil der erkrankten Bäume in Hessen stark angestiegen, 3. Oktober 1988

Die hessische Ministerin für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz, Irmgard Reichhardt (1935–1994; CDU) legt in Wiesbaden die Waldschadenserhebung für das Bundesland Hessen im Jahre 1988 vor. Demnach hat sich der Anteil der geschädigten Bäume, verglichen mit 1987, innerhalb nur eines Jahres um sieben Prozent (von 48 auf 55 Prozent) erhöht. Folglich können nur noch 45 Prozent der Bäume in Hessen, das mit 870.000 Hektar das relativ waldreichste Bundesland ist (etwa 41 Prozent der Gesamtfläche), als nicht von einer Krankheit befallen gelten. 1987 hatte sich der Anteil „gesunder“ Bäume auf 52 Prozent, 1984 auf 58 Prozent belaufen. Der Anteil der geschädigten Bäume hat sich, verglichen mit 1987, um sieben Prozent (von 48 auf 55 Prozent) erhöht. Angesichts dieser Zahlen könne von einer „Entwarnung […] keine Rede“ sein – es sei, im Gegenteil „nicht mehr fünf vor zwölf, es ist zwölf Uhr“, so die Ministerin.

Eine bedeutende Zunahme von 29 auf 38 Prozent sei bei den Bäumen mit leichten Schäden zu verzeichnen, deren Nadel- oder Blattverluste bis zu 25 Prozent betragen. Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume der Schadstufen 2 und 3 sei allerdings um zwei Prozent auf insgesamt 17 Prozent zurückgegangen. Geschädigte Bäume der Stufe 2 weisen einen Blatt- oder Nadelverlust von 26 bis 60 Prozent auf, Bäume der höchsten Stufe 3 haben eine Einbuße von 61 bis 100 Prozent ihres Blatt- oder Nadelkleides. Einen deutlichen Schadensrückgang verzeichnet der Bericht bei den insgesamt stärker als jüngere Bäume geschädigten älteren, über 60 Jahre alten Bäumen. Bei ihnen verringerte sich der Anteil von Exemplaren mit deutlichen Schäden gegenüber dem Vorjahr um fünf auf jetzt 26 Prozent. Auffallend stark sei dabei der Rückgang des Anteils von deutlich kranken Bäumen bei den alten Buchen (statt 35 jetzt 26 Prozent). Dieser erfreulichen Entwicklung steht allerdings gegenüber, dass sich der Anteil leicht geschädigter Buchen von 43 Prozent im Jahre 1987 auf 54 Prozent erhöht habe. Frau Reichhardt kündigt an, dass auch Hessen ab dem kommenden Jahr die bereits in ersten Versuchen erprobte und in anderen Bundesländern bereits eingeführte Behandlung des Waldbodens mit Kalk auf einer Fläche von insgesamt 18.000 Hektar durchführen möchte. Die ausgebrachten Kalkmengen (in einem als ökologisch unbedenklich erachteten Maße von etwa drei Tonnen pro Hektar) sollen die mit den Niederschlägen in den Waldboden gelangten Säuren für vier bis sechs Jahre neutralisieren.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
  • HeBIS Der Hessische Minister für Landesentwicklung, Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit (hrsg. Körperschaft): Waldsterben (Umweltschutz in Hessen), 2., überarb. Aufl., Wiesbaden, 1983
Hebis-Schlagwort
Hessen ; Waldsterben ; Bodenschutz
Empfohlene Zitierweise
„Anteil der erkrankten Bäume in Hessen stark angestiegen, 3. Oktober 1988“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1553> (Stand: 3.10.2022)
Ereignisse im September 1988 | Oktober 1988 | November 1988
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