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Todesanzeige für Frankfurter Bombenopfer, 24. Oktober 1944

Propagandistische Todesanzeige für die Bombenopfer in Frankfurt, 24. Oktober 1944

Im Frankfurter Anzeiger vom 24. Oktober 1944 veröffentlicht der NSDAP-Gauleiter und Reichsverteidigungskommissar Jakob Sprenger (1884–1945) eine Todesanzeige für die Bombenopfer in der Stadt Frankfurt am Main. Unter der Überschrift „Gefallen für die Freiheit unseres Volkes“ heißt es: „Den feindlichen Terrorangriffen auf die Gauhauptstadt Frankfurt am Main und ihre nähere Umgebung am 10., 12., 13., 25. und 27. Sept. sowie am 2. Okt. fielen folgende Volksgenossen zum Opfer:“ Es folgende in alphabetischer Reihenfolge etwa 900 Namen, darunter offensichtlich auch viele Familien. 42 Gefallene, so heißt es, hätten bisher nicht identifiziert werden können. Die Anzeige schließt mit den zynischen Worten: Das Opfer der Gefallenen ist nicht umsonst gewesen. Im Siege unserer Waffen und damit in der Freiheit unseres Volkes wird es unsterblich sein. Diese Form propagandistisch instrumentalisierten Gedenkens reiht sich nahtlos in eine große Zahl vergleichbarer Todesanzeigen ein, die von offiziellen Stellen im ganzen Reich ab 1943 als „Nachruf“ auf die großen Verluste an Menschenleben bei Bombardierungen durch alliierte Verbände geschaltet werden. Leitgedanke der Repräsentanten des Regimes ist dabei, die private Trauer Einzelner zu „kollektivisieren“ und in Abscheu gegenüber den Alliierten zu funktionalisieren.¹
(OV/KU)

1. Parallel dazu unterbinden die Behörden alle die Bombardements selbst betreffenden Mitteilungen in der Presseberichterstattung und verbieten im September 1944 die Veröffentlichung privater Todesanzeigen, nachdem jahrelang die Anwendung einschränkender Richtlinien des Reichspropagandaministeriums, die zu einer Zensur der Annoncen geführt hätte, unkontrolliert geblieben war. Vgl. dazu Nicole Kramer, Volksgenossinnen an der Heimatfront. Mobilisierung, Verhalten, Erinnerung (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 82), Göttingen [u.a.] 2011, S. 193-197. ↑